Beginners (Mike Mills) USA 2010

Mike Mills hat ein Talent, sich auf unterhaltsame Weise ganz auf zwischenmenschliche Beziehungen zu konzentrieren. „Beginners“ ist eine tragikomische Liebesgeschichte und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen erzählt Mills die Annäherung des Grafikdesigners Oliver (Ewan McGregor) an die originelle Schauspielerin Anna (Mélanie Laurent), zum anderen die an seinen krebskranken Vater Hal (Christopher Plummer). Neben der Liebesgeschichte also auch eine Vater-Sohn-Geschichte. Dabei gibt Mike Mills seinen Protagonisten die Chance auf eine Entwicklung und eine Annäherung. Das ist schön. Der Film ist auch ein Plädoyer für das Hinterfragen von Prägungen: Muss man reproduzieren, was die Eltern vorgelebt haben? Muss man nicht, wie uns der Filmtitel verrät.

Stärken

Vor allem ist „Beginners“ hervorragend gemacht. Sehr konzentriert, auch lakonisch und ironisch erzählt, mit exzellenten Haupt- und Nebendarstellern und stimmiger Ausstattung. Die zeitgeschichtlichen Einschübe, von den 50er Jahren bis zur Gegenwart, sind liebevoll und kunstvoll montiert. Desgleichen die Filmmusik, die immer das Geschehen unterstützt, sich nie in den Vordergrund drängt. Die Begegnung zwischen Oliver und Anna auf einer Verkleidungsparty steht der genialen Meeting-Scene des Liebespaares in „Kinder des Olymp“ in Nichts nach. Sie ist genauso komisch und visuell. Ein Highlight ist auch der Jack-Russell-Terrier Arthur, der zwar nicht sprechen kann, aber seine Eindrücke gelegentlich per Untertiteln mitteilt. Auch das ist eine originelle Idee.

Figuren

Von seiner skurrilen Mutter hat Oliver gelernt, Probleme zu übertünchen und ins Ironische zu ziehen, auf Distanz zu gehen. Deshalb auch seine Beziehungsprobleme. Andererseits ist sein Faible für Skurrilitäten der Schlüssel für die Annäherung an die verspielte Anna. Da sind sie Seelenverwandte. Von seinem Vater hat Oliver zwar auch gelernt, seine Füße stillzuhalten, aber nicht mehr im letzten Lebensabschnitt. Da scheint Hal alles nachholen zu wollen, was er Zeit seines Lebens ignoriert hat: Sexualität, Partys, Lebenslust. Das ist die Ironie: Erst als Todkranker ist Hal eine wirkliche Hilfe für seinen Sohn. Am Ende fragt Anna: „Und jetzt?“ Ja, jetzt sind sie die „Beginners“, jetzt kommt die Beziehung. „Wie funktioniert das?“, antwortet Oliver mit einer Gegenfrage. Gute Frage, aber das ist ein anderer Film.

Schwächen

Insgesamt kommt der Film etwas bedächtig und konfliktarm daher. Es gibt keinen großen Knall. Muss es auch gar nicht, aber ein bisschen Suspense hätte nicht geschadet. Wie wär’s denn gewesen, wenn Hal seine Krebsdiagnose im Endstadium ganz für sich behalten hätte, wenn nur er und der Zuschauer davon gewusst hätten? Dann wäre sein exzessives finales Partyleben vielleicht auf Unverständnis gestoßen und hätte zu Konflikten geführt? Einem Todkranken verzeiht man praktisch alles. Wie wär’s denn gewesen, wenn Hal plötzlich seinen jüngeren schwulen Freund Andy geheiratet hätte? Dann wäre der womöglich in der Erbfolge berücksichtigt worden. Auch diese Entscheidung hätte Konflikte generiert. Wie wär’s denn gewesen, wenn die Kontrollanrufe, die Anna gelegentlich erhält, gar nicht von ihrem Vater, sondern von ihrem Mann stammen würden? Ihr berufliches Schaffen in den USA hätte eine Flucht vor ihren Beziehungsproblemen in Europa sein können. Auch das wäre zusätzliches Konfliktpotenzial gewesen.

Mike Mills hat in seiner Tragikomödie autobiographische Erlebnisse verarbeitet. Das ist einerseits ein Vorteil, andererseits kann man sich zur dramatischen Optimierung einer Geschichte schwieriger vom Erlebten lösen. Schließlich ist es ja so oder so ähnlich passiert. Sinnvoll wäre es aber, das Autobiographische als eine Art Steinbruch zu betrachten, an dem man sich gelegentlich bedient und das man auch verändern, dramatisieren darf und sollte.

Fazit

Insgesamt ist „Beginners“ eine kluge, sehr gut gemachte und unterhaltsame Tragikomödie, die berührt. Da waren keine Anfänger am Werk. Knapp zwei Stunden geschenkte Lebenszeit.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 5 blaue Smileys und 2 schwarze traurige Gesichter für "Beginners".

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