No Man’s Land – Crossing the Line (Conor Allyn) USA 2020
„No Man’s Land“ ist ein Paradebeispiel für Spielfilme mit auffälliger Diskrepanz zwischen hehrem Anliegen und handwerklichem Können (s. „Nomadland“). Der Film spielt am Rio Grande, dem Grenzfluss zwischen Mexiko und den USA. In Texas verläuft der Grenzzaun teilweise nördlich des Flusses. Das Gebiet dazwischen ist das „No Man’s Land“. Dass auf diesem Niemandsland eine bewirtschaftete Ranch stehen soll, ist schon merkwürdig. Dann sieht keiner der Bewohner – Mutter, Vater und zwei erwachsene Söhne – im Entferntesten aus wie ein Rancher. Die attraktive Mutter scheint eher einer Vorabendserie über die Abenteuer von amerikanischen Hausfrauen in einer Kleinstadt zu entspringen. Also katastrophales Casting. Dann stoßen die drei bewaffneten Rancher bei einer nächtlichen Patrouille auf eine Gruppe mexikanischer Flüchtlinge. Ohne erkennbare Notwehrsituation erschießt einer der Söhne einen jungen Mexikaner. Das ist natürlich schon fahrlässig inszeniert. Warum sollte sich irgend jemand für das Leben eines schießwütigen Rotzlöffels interessieren, der völlig grundlos einen anderen Menschen umbringt? Abbruch nach ca. 12 Minuten.
In einer Inhaltsangabe lese ich dann noch, dass der nach Mexiko flüchtende Sohn ausgerechnet in dem Land, über das er sich bis dahin nur abfällig geäußert hat, eine Läuterung erfährt. Na, das ist doch schön.

Volveréis (Jonás Trueba) ES 2024
„Volveréis“ hat eine originelle Grundidee, nämlich dass nicht die Bindungen von Menschen Anlass zum Feiern sind, sondern die Trennungen. Das war’s dann aber auch (1 Stern). Ansonsten handelt es sich bei dieser „Komödie“ um einen langweiligen, geschwätzigen Amateurfilm. Die Unprofessionalität erkennt man u.a. an der Fülle von Szenen, wie Kaffeekochen, Frühstücken, Spaziergängen usw., die allesamt keine erzählerische Relevanz haben. Die Regie hat kein Gespür und kein Bewusstsein für den Spannungsaufbau einer Geschichte. Die Figuren wecken keine Emotionen, die Schauspieler sind schlecht. Warum das Paar überhaupt verheiratet ist oder sich trennen will, wird nicht weiter thematisiert. Die Dialoge sind banal bis grottig und redundant. Auch bei Kamera und Schnitt waren Dilettanten am Werk. Übrigens: Als wir ungefähr zur Hälfte des Films fluchtartig das Kino verlassen haben, ist uns aufgefallen, dass sich ausschließlich Frauen unter den Besuchern befanden.
Fazit
Eigentlich müsste die Produktionsfirma Dilettantos-Film heißen, dann würde die unfreiwillig komische Animation einer Rakete im Logo-Vorspann auch Sinn machen.

Rocca verändert die Welt (Katja Benrath) D 2019
Nein, ich mach’s nicht! Dieser Blog soll kein Ort zum Lästern sein. Nein, nein, nein! Andererseits: Was zu viel ist, ist zu viel. Was sehe ich im neuen Filmkatalog des BJF mit aktuellen, sehenswerten Filmen für unsere Jugend? „Rocca verändert die Welt“ ist im Programm und hat auch noch das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten. Unsere armen Kinder!
Als wir den Film nichtsahnend auf einem Filmfestival im Wettbewerb sahen, hat unsere Delegation geschlossen den Saal verlassen. Und zwar in dem Moment als der gutmütige Obdachlose, der selbstredend ohne eigenes Verschulden auf der Straße gelandet ist, sich als Doktor der Jurisprudenz entpuppt. Als er sich dann gegenüber der Pippi-Langstrumpf-Epigone auch noch als Besitzer einer Villa am Elbstrand outet, die er natürlich seinen Leidensgenossen zugute kommen lassen will, war das Maß voll. Die Regisseurin kommt von der Hamburg Media School, bekannt als steter Quell des Gutmenschentums, der Langeweile und der unfreiwilligen Komik – jedenfalls meistens. Daran hat auch „Rocca verändert die Welt“ nichts verändert.
