Irina Palm (Sam Garbarski) GB 2006

„Irina Palm“ ist eine wundervolle kleine Tragikomödie, die sich ganz auf ihre originelle Protagonistin konzentriert und ihr eine schöne Liebesgeschichte mit Happy End gönnt.

Drei Schwachpunkte

1. Das Handlungsmotiv der Heldin Maggie (Marianne Faithfull), an Geld zu kommen, um die teure Operation ihres Enkelsohns bezahlen zu können, ist schon ein bisschen abgedroschen. Ihr Antrieb hätte schon ein bisschen eigennütziger sein können. Lösung: Sie kann nach dem Tod ihres Mannes das viel zu große Haus nicht mehr halten. Ihr droht der soziale Abstieg und vor allem die räumliche Trennung von Sohn und Enkel. Ihr Motiv wäre also Scham und Angst vor dem Verlust familiärer und sozialer Kontakte.

2. Überhaupt haben’s die Filmemacher mit der Moral. Das Ausmaß der Empörung von Maggies Sohn angesichts seiner Entdeckung von Mamas schmutzigem Handwerk mutet schon ein wenig grotesk an. Eigentlich hätte Maggie ihm hier mal die Leviten lesen müssen, zumal ihm ihre Beweggründe eigentlich hätten einleuchten können. Sein Zorn hätte sich zum Beispiel gegen Miki, den Betreiber des Sexclubs, richten können. Das hätte auch eine zusätzliche dramatische Funktion gehabt, denn Miki hat ja angedroht, Maggie zu „töten“, wenn sie ihren Arbeitsvertrag bricht. Nach der Konfrontation mit dem Sohn hätte Miki nun die Gelegenheit gehabt, ihm zu folgen und Maggies Adresse ausfindig zu machen. Damit hätte er seiner Drohung zumindest Nachdruck verliehen. Dieses dramatische Potenzial darf sich ein guter Erzähler eigentlich nicht entgehen lassen.

3. Die Mischung aus Faszination an Obszönitäten und moralinsaurer Empörung ihrer drei Freundinnen, denen leider nichts Besseres einfällt, als Maggie nach ihrem Outing öffentlich zu diskreditieren. Schade, dass den vertrockneten Ladys keine Chance auf eine Läuterung eingeräumt wird. Wie wär’s denn gewesen, wenn die schlimmste der drei Moralapostel bei Maggie in die Lehre gegangen wäre, um dieses Handwerk zum Wohle ihres Ehemannes zu erlernen?

Fazit

Die Originalität von Protagonistin und Geschichte überwiegen die Defizite. Man schaut „Irina Palm“ einfach gern dabei zu, wie sie in einer von Männern dominierten anrüchigen Branche ihre Frau steht.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 5 blaue Smileys und 2 schwarze traurige Gesichter für "Irina Palm"

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