Nach Scorseses Meisterwerk unsanfte Landung in den Niederungen konstruierter 08/15-Thriller. Tony Gilroy, einer der Drehbuchautoren, ist eben nicht Dan Gilroy („Nightcrawler“). Er ist sein Bruder und teilverantwortlich für einen abstrusen Plot, klischeehafte Figuren und hölzerne Dialoge. Das einzig Positive an „State of Play“: Immerhin bemühen die Filmemacher sich um einen Spannungsaufbau.
Figuren
Es fängt mit einem Killer an, der die Karikatur eines Killers ist und sich einen Koffer mit geheimen Unterlagen von Straßenräubern klauen lässt. Auch alle anderen Figuren des Films, bis auf den Kongressabgeordneten Stephen Collins (Ben Affleck), sind komplett fehlbesetzt. Russell Crowe mag als „Gladiator“ oder Bankräuber im Western „Todeszug nach Yuma“ geeignet sein, aber doch nicht als investigativer, unkonventioneller Journalist Cal McAffrey. Selten wurde eine Odd-Couple-Konfiguration so spannungsfrei umgesetzt.
Ungereimtheiten
Mit der ihm zur Seite gestellten Online-Redakteurin Della Frye (Rachel McAdams) freundet Cal sich bereits nach Hälfte des Films an. Die arme Helen Mirren mimt eine Chefredakteurin und müht sich mit Dialogen ab, die die Grenze zur unfreiwilligen Komik immer mal wieder überschreiten. Außerdem halten die Protagonisten Beweismaterial in einem Mordfall zurück und machen sich mitschuldig an der Ermordung zweier Menschen. Das ist für sie aber kein großes Ding, genauso wenig wie für die ermittelnden Kripobeamten. Anstatt die Schreiberlinge einzubuchten und dahin zu bringen, wo sie hingehören, wird nur ein bisschen rumgeplänkelt. Das ist aber nicht glaubhaft und schon gar nicht dramatisch.
Lösungen
Apropos. Das eigentliche Drama wäre es gewesen, „State of Play“ ganz aus der Perspektive von Stephen Collins zu erzählen, der seine Geliebte von einem Kriegskameraden beschatten lässt, herausbekommt, dass sie ihn anfangs ausgehorcht, sich dann aber in ihn verliebt hat und schwanger geworden ist. In den Augen des Beschatters ist sie eine Verräterin, die er beseitigt. Damit wäre das Drama komplett: Stephen Collins ist für die Ermordung der Frau verantwortlich, die er liebt und die ihn liebt. Das wäre das Schlimmstmögliche, also dramatisch richtig. Man müsste nur die Erzählperspektive wechseln.