Der 2. Teil dieser Tragikomödie spielt auf einer Luxusyacht und ist der beste des Dreiakters. Richtig Freude bereitet „Triangle of Sadness“, wenn er ganz ruhig die Marotten der betuchten Gästen und der Crew beobachtet. Die Schauspieler sind auch hervorragend besetzt. In seinen schönsten Momenten erinnert der Film dann an „Die Ferien des Monsieur Hulot“ von Jacques Tati. Aber dann gerät die Sache sprichwörtlich aus dem Ruder. Ein Sturm sorgt für Schieflage. Exzessives Saufen, Gekotze, Überflutung durch Exkremente und eine Explosion führen zum Untergang der Yacht und der „Geschichte“.
Dramaturgie
„Triangle of Sadness“ hat, genauso wie „Spotlight“, keine Geschichte, kein klassisches Erzählmotiv, keine Hauptperson, keine Spannung, keinen Suspense. Es fehlen also die elementarsten Zutaten für die Herstellung eines unterhaltsamen Spielfilms. Im 3. Akt „Die Insel“ verkommt der Film dann zur verquasten Kapitalismuskritik. Künstlichkeit und erzählerische Konstruktionen haben das Kommando übernommen. Die bemühte Umkehrung der Machtverhältnisse – Putzfrau Abigail hat jetzt das Sagen – ist eigentlich ein Plädoyer für den Kapitalismus. Unter ihrem Regime herrschen Neid, Missgunst, Diebstahl, Korruption, Prostitution und Mordgedanken. Wer will damit zu tun haben? Da verweilt man doch lieber auf einer Luxusyacht mit Champagner schlürfenden Geldsäcken.
Die Figuren
Anfangs konzentriert sich der Film auf das Modelpaar Yaya und Carl. Die sind zwar nicht interessant, aber hübsch und präsent. Auf der Yacht bietet „Triangle of Sadness“ dann ein ganzes Bataillon an Personen auf: Den versoffenen Kapitän, den stinkreichen Russen Dimitry, die nicht minder betuchte Therese, den IT-Experten Jarmo usw. Eine Hauptperson ist nicht mehr auszumachen. Konflikte reduzieren sich auf folgendes Niveau: Carl beschwert sich bei der Crew, weil einer ihrer Mitglieder sich halbnackt an Bord gezeigt hat. Der alkoholisierte Kapitän kommt nicht aus seiner Kajüte. Die Gattin eines Düngemittelproduzenten nötigt die gesamte Besatzung, im Meer zu baden. Tja, das ist allenfalls amüsant, aber doch nicht spannend oder ergreifend. Mit wem sollen wir mitfiebern, wenn es keine(n) interessanten Helden gibt (s. „Spotlight“)?
Stilmittel
Unappetitliche Zutaten wie Erbrochenes, Fäkalien usw. ins Spiel zu bringen oder wenig subtile wie Explosionen, Tötung von Tieren ist legitim, wenn sie denn einen erzählerischen Mehrwert darstellen. Allerdings sollten sie uns dann nicht wie „Kai aus der Kiste“ nach der Hälfte des Films überraschen, sondern sofort als durchgängiges Gestaltungsmittel etabliert werden. Nicht nur „Parasite“ von Bong Joon-ho, der nach der Hälfte von einer schwarzhumorigen Satire zum Schlitzerfilm mutiert, sollte ein warnendes Beispiel sein.
Ungereimtheiten
Die Crew spricht griechisch. Die Vegetation der Insel im 3. Akt deutet auf die Ägäis hin. Aber seit wann gibt es dort Piraten? Wieso werfen die überhaupt eine Handgranate an Bord? Üblicherweise rauben sie doch Passagiere und Besatzung aus oder erpressen Lösegelder, aber versenken doch nicht ihre Beute. Wieso erforschen die Gestrandeten die Insel erst gegen Ende des Films? Was macht ein fliegender Händler an einem völlig vereinsamten Strand?
Fazit
Wie Gesellschaftskritik in einen witzigen, bösen Film transformiert werden kann, hätte der Regisseur zum Beispiel an Hand von Lubitschs „Ninotschka“ studieren können. Aber der hat auch eine Geschichte, ein Erzählmotiv, taugliche Hauptfiguren, innere Konflikte, existenzielle Gefahren, bissige Dialoge usw. Wie kommt man überhaupt darauf, dass die Verbreitung von politischen Haltungen Auswirkung auf die Qualität einer Geschichte haben könnte? So mutet das Ganze eher wie ein „Bermuda Triangle“ an.