„Back in the Game“ ist eine leidlich spannende Tragikomödie im Baseballmilieu mit Clint Eastwood in der Hauptrolle. Wie in den Meisterwerken „Gran Torino“ oder „The Mule“ werden auch hier seine eigenen defizitären Vaterpflichten thematisiert. Den erzählerischen Hintergrund bilden berufliche Intrigen einer Scoutingfirma sowie einer Anwaltskanzlei. Spannungstechnisch kann diese Folie aber nicht mit den Thrillerebenen der beiden oben genannten Meisterwerke mithalten.
Die Geschichte
Der alternde, griesgrämige Baseball-Talentsucher Gus Lobel (Clint Eastwood) leidet unter einer Augenmakulatur, die er seinem Boss lieber verheimlicht. Damit wird es für ihn natürlich schwierig, junge Talente zu sichten. Tochter Mickey (Amy Adams), erfolgreiche Anwältin in einer Kanzlei, nimmt sich Urlaub, um dem Rauhbein unter die Arme zu greifen. Klar, dass der sture Bock („ungenießbar wie immer“) ihre Hilfe ablehnt. Immerhin lernt sie bei ihren Bemühungen den jungen Scout Johnny Flanagan (Justin Timberlake) kennen, der einst von Gus als Spieler entdeckt wurde. Beide Talentsucher sind sich in ihrer ablehnenden Bewertung des arroganten Shootingstars Bo Gentry einig. Nachdem dieser doch von Gus’ Firma verpflichtet wird, fühlt Johnny sich verraten, bis sich das Missverständnis klärt.
Die Vorgeschichte
Gus’ Ehefrau verstarb, als Mickey gerade mal sechs Jahre alt war. Der alleinerziehende, überforderte Vater schickte sie zunächst in die Obhut seines Bruder, später aufs Internat. Deshalb fühlt Mickey sich Zeit ihres Lebens vom Vater abgelehnt und verstoßen. In einer Schlüsselszene werden ihre Vorwürfe und Schmerzen transparent: „Nur ein Feigling lässt sein Kind allein“. Gus erklärt sein scheinbar abweisendes Verhalten mit einem sexuellen Übergriff, den Mickey als kleines Mädchen erleiden musste. Den Straftäter hat Gus zwar krankenhausreif geschlagen, aber das hat ihn nicht von seinen Schuldgefühlen befreit. Ihre Abschiebung war nichts weiter als ein Eingeständnis seiner Hilflosigkeit, die eigene kleine Tochter nicht beschützen zu können. Die Aufdeckung der dramatischen Backstory bietet beiden die die Chance für einen Neuanfang.
Dramaturgie
Wenn Verlauf und Ende einer Geschichte vorhersehbar sind, dann ist das natürlich dramaturgisch nicht so toll. Als geübter Zuschauer weiß man viel zu früh, dass Mickey nicht bei ihrem schnöseligen Freund bleiben und auch keine Karriere in dieser smarten Anwaltskanzlei machen wird. Man weiß, dass Vater und Tochter sich – trotz verbaler Streitigkeiten – im Grunde lieben. Man ahnt, dass Mickey und Johnny am Ende zusammenkommen. Wenn all diese Erwartungen dann auch noch eintreten, steigert das nicht gerade die Spannungskurve. Desgleichen sind einige Figuren nicht gerade subtil skizziert: die arroganten Rivalen von Gus und Mickey, der übergriffige Partner beim Billardspielen, der großkotzige Shootingstar beim Baseball. Man weiß einfach, dass diese Typen am Ende nicht als Sieger vom Platz gehen werden.
Ungereimtheiten
Schwer zu glauben, dass ein 6-jähriges Mädchen sich nicht mehr an einen sexuellen Übergriff erinnern kann. Besser wäre es gewesen, diese Erinnerungslücke mit einer Verdrängung zu erklären, also mit einer seelischen Schutzmaßnahme. Ein Zufall ist immer ein erzählerisches Manko. Schon kurios wie Mickey gegen Ende des Films förmlich über den talentierten Pitcher „Erdnussboy“ vor ihrem Hotel stolpert. Da hätten die Macher sich etwas mehr Mühe geben können. Auch ihr abrupter Berufswechsel in die Welt des Baseballs wirkt ein bisschen konstruiert.
Fazit
Insgesamt überwiegt das Positive. Die Dialoge sind manchmal hart, manchmal witzig, aber meistens pointiert. Mit Mickey Lobel gibt es eine starke Frauenfigur, die schlagkräftig und frech die Männer in ihre Schranken weist. Es ist kein großer Wurf, aber mit seiner tollen Filmmusik und seinem Happy End verbreitet „Back in the Game“ einfach gute Stimmung. Null Punkte auf der Defätismusskala.