Der Copthriller „Muzzle“ von John Stalberg jr. punktet mit originellen Figuren, Locations und einem klassischen Erzählmotiv, nämlich Rache. Officer Jake Rosser (Aaron Eckhart) gerät bei einem Polizeieinsatz in einen Hinterhalt. Dabei werden nicht nur zwei Kollegen getötet, sondern auch sein Schäferhund Ace. Weil der Fall ein paar Ungereimtheiten aufweist, beginnt Jake auf eigene Faust herumzuschnüffeln (Muzzle heißt Schnauze). Der Plot erinnert an den Actionthriller „John Wick“. Der ist allerdings – zum Nachteil der Russenmafia – wesentlich bleihaltiger. In „Muzzle“ müssen am Ende chinesische Gangster dran glauben.
Stärken
Jake ist ein Kriegsveteran, ein Dickkopf und Eigenbrötler. Unterhaltungen pflegt er mit seinem Hund zu führen, mit Menschen eher widerwillig. Mit denen scheint er schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Jake ist keine sympathische, aber eine interessante Figur. Vorbildlich ist auch die Konzentration auf den Helden. Es gibt praktisch keine Szene, in der Jake nicht präsent ist. Hervorragend ist das Casting und die Ausstattung der Milieus, vor allem der Obdachlosen auf den Straßen von Los Angeles. Die Kameraarbeit ist herausragend. Da waren Könner am Werk. Sehr schön ist auch die Annäherung Jakes an seinen neuen Schäferhund, den traumatisierten Socks. Das Hundetraining ist fesselnd eingefangen. Überhaupt sind das die Stärken dieses Films, wenn er ganz ruhig, fast dokumentarisch die Polizeiarbeit oder aufkeimende Freundschaften beschreibt.
Schwächen
Die Darstellung der chinesischen Mafiosi wirkt eher kurios. Warum werden Drogengangster immer so klischeehaft in Szene gesetzt? „Anora“ von Sean Baker zeigt wie’s gemacht wird. Die Story entwickelt sich irgendwann ziemlich wirr und abstrus. Kollege Officer Hernandez ist Jake auf dem Revier erst feindlich gesinnt. Warum er sich dann auf dessen Seite schlägt und beim Showdown Schützenhilfe leistet, erfahren wir nicht. Überhaupt hat Jake zu viele Helfer. Da ist auch noch seine Kollegin, Detective Ramos, die ihn wiederholt und illegal mit Informationen füttert. Dramatischer wäre es natürlich, wenn Jake bei seinen Ermittlungen ganz auf sich allein gestellt wäre.
Weitere Ungereimtheiten
Warum richtet Santiago, Chef der Holzverarbeitung, Hunde für die chinesische Drogenmafia ab? Sollen die deren Lager sichern, was die Gangster ja auch anders bewerkstelligen könnten? Oder fungieren die Hunde als Drogenkuriere? Auch das erfahren wir nicht. Nachbarin Mia hat keine Handlungsrelevanz. Dieser Nebenerzählstrang zeigt am Ende nur, dass Jake auf dem Weg der Genesung ist. Am Ende unterhält er sich nicht mehr mit seinem Schäferhund, sondern mit seinem Baby.
Fazit
„Muzzle“ ist teilweise sehr gut gemacht, bevor er im zweiten Teil aus der Spur gerät.
