„The Gateway“ ist ein Independent-Thriller, der mit sehr originellen Protagonisten, Nebendarstellern und Schauplätzen überzeugen kann. Es ist ein Stelldichein der verlorenen Seelen. Allen voran der alkohol- und drogenabhängige, stets mit einer Pistole bewaffnete Streetworker Parker (Shea Whigham). Als Halbwaise im Heim aufgewachsen, versucht er, in seinem Job in Not geratenen Kindern zu helfen. Seine leidvolle Vorgeschichte ist sein Antrieb. Ein Schutzengel im Ghetto. Auch ein Beziehungsinvalide. „Du liebst dich nicht selbst“, diagnostiziert eine weibliche Kneipenbekanntschaft, als sie nach einer gemeinsamen Nacht sofort wieder zum Gehen aufgefordert wird.
Figuren
Einer von Parkers Schützlingen ist die 12-jährige Ashley, die bei ihrer überforderten Mutter Dahlia lebt. Da die berufstätig ist und ihr Mann Mike im Gefängnis einsitzt, kümmert Parker sich mit um das Mädchen. Die Lage ändert sich, als Mike aus dem Gefängnis entlassen wird und Parker als Eindringling das Feld räumen soll. Aber Mike ist ein Dummkopf und arbeitet fleißig daran, so schnell wie möglich wieder ins Gefängnis zu kommen. Dabei helfen ihm seine ebenfalls unterbelichteten, tätowierten und gewalttätigen Kumpels. Im Auftrag ihres Bosses Duke planen sie, anderen Gangstern das von einem Drogenkartell abgezweigte Heroin zu klauen. Eine grandiose Idee, besonders wenn sie von diesen Knallchargen ausgeführt wird.
Schwachpunkte
Die unfreiwillige Komik, die diese Bösewichte verbreiten, hat schon wieder etwas Drolliges. Da fragt Mike seinen Boss allen Ernstes: „Sicher, dass uns das Kartell jetzt in Ruhe lässt?“ Der scheint tatsächlich überzeugt zu sein, dass dieser Diebstahl für die Bestohlenen und das Kartell okay ist. Entsprechend dilettantisch wird der Überfall durchgeführt. Da erzählt der maskierte Mike vor einer Geisel, dass er gestern aus dem Gefängnis entlassen wurde. Anschließend werden ein halbes Dutzend Gangster erschossen, bevor sie mit dem Heroin fliehen können. Mikes nächste glorreiche Idee ist es, das Rauschgift im Rucksack seiner Tochter zu deponieren.
Showdown
Ein weiterer Schwachpunkt sind die Begegnungen zwischen Parker und seinem Vater (Bruce Dern), den er nachts heimlich beobachtet. Angesichts dessen tiefsitzenden Schuldgefühlen müssten diese Gespräche aber anders verlaufen. Der Vater müsste kleinlauter, schuldbewusster agieren. Inzwischen wird Parker nach einer Tätlichkeit gegenüber einem aufdringlichen Kollegen entlassen. Diese Szene im Büro, angefangen von einer harmlosen Plänkelei bis zur Eskalation, ist von beiden hervorragend gespielt. Der Showdown ist dagegen vorhersehbar, nicht aber Parkers Ableben, der bei einem Feuergefecht mit Mike und Konsorten tödlich getroffen wird. Als Parker das Zeitliche segnet, kümmern Dahlia und Ashley sich um ihn, nicht um den ebenfalls schwer verletzten, neben ihm liegenden Mike.
Fazit:
„The Gateway“ macht einfach gute Laune, woran auch Parkers Tod nichts ändert. Entscheidenden Beitrag leistet die hervorragende Filmmusik. Parkers Beerdigungsfeier wird im Stile einer Party inszeniert. Das Leben geht weiter.