Wild Things (John McNaughton) USA 1998

Wenn man „Wild Things“ mit einem Wort charakterisieren müsste, dann käme „plump“ in die engere Auswahl. Auf keinen Fall ist er das, was der Titel suggeriert, eher konstruiert, sexuell verklemmt und spannungsfrei. In erster Linie scheint der Film einen neuen Rekord an Handlungswendungen aufstellen zu wollen, die irgendwann so hanebüchen sind, dass sie schon wieder komisch wirken. Dabei hätte der Thriller mit ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit die schöne Variante eines klassischen Erzählmotivs werden können, nämlich des „Mörderischen Dreiecks“: der Vertrauenslehrer Sam Lombardo (Matt Dillon) wird nämlich fälschlicherweise der Vergewaltigung von zwei seiner Schülerinnen bezichtigt. Ein gerichtlicher Vergleich beschert ihm 8,5 Millionen Dollar, womit die tödliche Hatz eingeläutet wird.

Figuren

Die Personen sind allesamt Abziehbilder. Da fragt doch die verführerische Kelly van Ryan (Denise Richards) ihren Vertrauenslehrer vor einer Wagenwäsche: „Wo ist der Schlauch, Mr. Lombardo?“ Ins gleiche Horn bläst ihre wohlhabende Mama: „Ich weiß keinen, der mit seiner Ruderpinne besser umgeht.“ Für Töchterchen findet Mama angesichts des Selbstmords ihres Mannes tröstende Worte: „Es hat ihn keiner gezwungen, sich umzubringen.“ Dieses Niveau wird bis zum Ende konsequent durchgezogen. Da eine emotionale Identifikation oder Anteilnahme für eine der handelnden Personen vereitelt wird, kann natürlich keine Spannung entstehen. Auch mit seiner Retortenmusik wirkt der ganze Film eher wie eine schlecht gemachte Vorabendserie.

Ungereimtheiten

Mit so etwas Profanem wie glaubhafter polizeilicher Ermittlungsarbeit oder Handlungslogik halten die Filmemacher sich nicht weiter auf. Vorgeblich wird die Schülerin Suzie Toller (Neve Campbell) von Sam am Strand erschlagen. Vorhandene Spuren eines Gewaltverbrechens sind für die ermittelnden Spurensicher kein Anlass zu tiefschürfenden Untersuchungen. Denn dann hätte man eigentlich Metallabrieb an den mit einer Zange herausgebrochenen Zähnen feststellen müssen, also die Manipulation. Man fragt sich auch, warum das von Detective Ray Duquette (Kevin Bacon) verdächtigte Trio nicht abgehört wird? Das wird zwar später erklärt, aber er ermittelt ja nicht allein. Was soll dieser künstliche Konflikt mit seinem Polizeichef? Duquettes Verdacht eines gemeinschaftlichen Betrugs ist ja nicht an den Haaren herbei gezogen. Wieso gibt es keine gerichtsmedizinische Untersuchung von Kellys Ermordung durch Duquette, was seiner Version einer Notwehrsituation ja widersprochen hätte usw.?

Finale

Selbst im Nachspann gibt es noch ein paar Wendungen. Da sollen wir dann glauben, dass Sams schmieriger Anwalt (Bill Murray) zusammen mit Suzie alles eingefädelt hat. Jedenfalls haben sie einen Koffer voller Geld, woher auch immer das stammt. Sams ergaunerte 8,5 Millionen Dollar können es eigentlich nicht sein, es sei denn sie sind im Besitz einer Bankvollmacht oder sind vor seinem Ableben als Erben eingesetzt worden. Aber egal. Irgendwann wundert man sich nur noch über die Unbekümmertheit, mit der die Filmemacher unermüdlich eine konstruierte Wendung nach der anderen präsentieren. Diese Infantilität hat schon wieder einen gewissen Charme, weshalb das Abklopfen auf Handlungslogik bei „Wild Things“ eigentlich fehl am Platze ist. Hier geht es irgendwie um „Other Things“.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für "Wild Things"

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