16 Blocks (Richard Donner) USA 2006

„16 Blocks“ ist ein spannender Copthriller, der ein klassisches Erzählmotiv behandelt: „Der bedrohte Zeuge“. Geniale Hauptfigur ist der alternde, desillusionierte und alkoholkranke Detective Jack Mosley. Eine Paraderolle für Bruce Willis, den man eher mit dem rustikalen John McClane aus den Die-Hard-Thrillern in Verbindung bringt. In „16 Blocks“ ist er sozusagen konträr besetzt. Und das macht er super! In einer der Anfangsszenen schlurft er auf dem Flur des Präsidiums längs, wobei er mühelos von Kollegen überholt wird. Jack Mosley bewegt sich in Zeitlupe. Das wird sich im Laufe des Geschehens ändern, denn er hat die Aufgabe, den inhaftierten Zeugen Eddie Bunker (Mos Def) nur 16 Häuserblocks weiter zum Gerichtssaal zu eskortieren. Die scheinbar leichte Aufgabe entpuppt sich als Himmelfahrtskommando.

Odd-Couple

Wenn Jack am Anfang sagt „Ich habe versucht, das Richtige zu tun“, dann weiß man natürlich, dass er es nicht getan hat und man ist gespannt, die Hintergründe zu erfahren. Wenn Jack sagt, dass Menschen sich nicht ändern, fragt man sich, wie er zu dieser desillusionierenden Haltung gekommen ist? Der Katalysator ist die notorische Quasselstrippe und Nervensäge Eddie. Ähnlich wie in „Midnight Run“ von Martin Brest hat auch er hier die Funktion, Jacks desillusionierte Fassade zu knacken und seelische Probleme freizulegen. Umgekehrt genauso. Ein klassisches Odd-Couple-Paar also. Auch das ist sehr schön angeordnet. Beide schenken sich nichts, außer dass einer dem anderen das Leben rettet. Man kann mit ihnen mitzittern und es geht ans Eingemachte. Was will man mehr?

Dramaturgie

Auch dramaturgisch weiß „16 Blocks“ mit vielen Überraschungen und Wendungen zu überzeugen. Die Deadline ist hier wortwörtlich zu nehmen: Jack und Eddie müssen unter tödlichen Gefahren bis 10 Uhr im Gerichtssaal sein. Die Einheit von Zeit, Raum und Handlung ist ein großer erzählerischer Pluspunkt. Alles spielt sich in wenigen Stunden zwischen ein paar New Yorker Häuserblocks ab. Die ganze Inszenierung, die Ausstattung und Atmosphäre sind brillant. Auch das Ende ist schlüssig: Jack entscheidet sich, vor Gericht auszusagen und sich selber zu belasten. Denn er war früher Teil dieser kriminellen Polizeieinheit. Er macht sozusagen reinen Tisch, seine Art der Traumabewältigung, was ihm zwei Jahre Gefängnis einbringt, einschließlich der Gelegenheit, seine Alkoholsucht zu therapieren. Soweit alles super.

Schwachpunkte

Der Schwachpunkt sind die Antagonisten. Wieder sollen wir schlucken, dass die komplette Einheit eines Policedepartments aus Gangstern und Mördern besteht. Dieses Mal sind es angeblich sechs an der Zahl. Tatsächlich sind es noch viel mehr, denn auch die Staatsanwaltschaft ist infiltriert und zwei korrupte Cops in einem Transporter erledigt Jack anfangs noch auf der Straße. Der Captain hängt auch irgendwie mit drin. Bei der Belagerung des Linienbusses hat man den Eindruck als wenn mindestens die Hälfte der angerückten Polizeiarmada mit Oberbösewicht Frank Nugent paktiert, dem Ex-Partner von Jack.

Fazit

Auch hier wäre weniger mehr gewesen. In „Der einzige Zeuge“ von Peter Weir agieren die Copgangster zu dritt. „L.A. Confidential“ von Curtis Hanson ist zeitlich in den 50er Jahren angesiedelt. Da kann man derartige Umtriebe noch eher schlucken als 60 Jahre später. Besser wäre es gewesen, die örtliche Mafia ins Spiel zu bringen, die zwei der Detectives korrumpiert hätte. Das wäre eine glaubhaftere und nicht minder tödliche Gefahr gewesen.

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