Crawl (Alexandre Aja) USA 2019

„Crawl“ des französischen Regisseurs Alexandre Aja ist ein exzellent gemachter Horrorfilm. Mit einem Low-Budget-Etat von 13 Millionen Dollar hat er weltweit über 90 Millionen eingespielt. Also, einer der seltenen Fälle, in denen Quantität und Qualität kongruent sind. Chapeau! Entscheidenden Beitrag leistet die Einheit von Zeit, Ort und Handlung (auf Aristoteles basierende dramentheoretische Regel, s.a.: „Der Tod und das Mädchen“ von Roman Polanski). Das ganze Geschehen spielt sich an einem Tag ab, zum überwiegenden Teil im Haus der Familie Keller im Örtchen Coral Lake in Florida. „Crawl“ ist eine Paradebeispiel für den dramatischen Ertragreichtum einer einfachen, konzentrierten Geschichte. Es gibt keinen Schnickschnack.

Die Geschichte

Bei einem Schwimmwettkampf unterliegt Protagonistin Haley knapp ihrer Konkurrentin. Ihre Laune verschlechtert sich noch mehr als ein Anruf ihrer Schwester sie auf fehlende Lebenszeichen ihres Vaters hinweist. Dessen Zuhause liegt nämlich im Zentrum eines aufziehenden Hurricanes. Obwohl Haley ein angespanntes Verhältnis zum Vater hat, macht sie sich auf die Suche. Schließlich findet sie ihn zusammen mit Hund Sugar schwerverletzt im Keller des mittlerweile überfluteten Familienhauses. Seine Bisswunden stammen von ziemlich gefräßigen Krokodilen, die von einer nahegelegenen Farm entweichen konnten. Unter Einsatz ihres Lebens versucht Haley, ihren Vater zu retten, wobei sie ihre Fähigkeiten als Schwimmerin gewinnbringend einsetzen kann. Am Ende können sich Vater und Tochter auf dem Dach ihres Hauses in Sicherheit bringen.

Handwerk

Schon im Vorspann hört man sie, die geniale Filmmusik. Ganz einfach und bedrohlich. John Williams lässt grüßen. Die ganze Exposition ist brillant gestaltet. In Flashbacks und teilweise in Zeitlupe erfahren wir von Haleys Werdegang als Leistungsschwimmerin, der von ihrem ehrgeizigen Vater gepusht wurde. Die visuelle Faszination zieht einen sofort in den Bann. Die Aufnahmen sind in düsteren, bläulichen Farben gehalten. Haley und ihrem Vater steht buchstäblich das Wasser bis zum Hals. Die Authentizität des Überlebenskampfes ist ein weiterer großer Pluspunkt. Die echt wirkenden Bisswunden, der Schlamm, die ständig hereinströmenden Wassermassen, Ratten und vor allem die riesigen Krokodile verstärken den klaustrophobischen Horror. Sehr schön ist auch die Szene mit den jugendlichen Plünderern in der Tankstelle.

Vorbilder

Natürlich lässt nicht nur John Williams grüßen, sondern auch eines der ganz großen Werke, für das er die Filmmusik komponiert hat: „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg. Die Anleihen werden vor allem dann deutlich, wenn die Raubtiere nicht zu sehen sind, wenn der Horror in den Köpfen der Zuschauer stattfindet. Suspense ist das Schlüsselwort. Die subjektive Kamera, die sich den ahnungslosen Opfern nähert, ist an Dramatik kaum zu überbieten. Im Grunde ist sie noch wirkungsvoller, und außerdem viel günstiger in der Produktion, als die bloße Ablichtung des Schreckens. Apropos. Die Angst vor real existierenden Raubtieren hat etwas Archaisches. Sie ist tief verwurzelt, viel existenter als die vor Kunstgebilden wie etwa dem 300 Meter lange Sandwurm in „Dune“. 

Defizite

Ein Schwachpunkt in „Crawl“ ist die Figur des Vaters, der mit seinem martialischen Gerede ein wenig nervt: „Du bist eine Kämpferin. Du schaffst das!“ Diese Schallplatte hätte einen Sprung bekommen müssen, und zwar in dem Moment, als beide gegen Ende im hüfthohen Wasser vor ihrem Haus stehen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite das verlassene Boot der jugendlichen Plünderer sehen. Da tummeln sich aber schon sechs bis sieben der nimmersatten Krokodile um sie herum. Zu diesem Zeitpunkt derartige Parolen abzusondern, ist an Fahrlässigkeit und Dummheit kaum zu überbieten. Außerdem konnten wir doch schon vorher sehen, dass dieses Boot kein sicherer Zufluchtsort ist. Nein, der überehrgeizige Vater hätte an dieser Stelle die Fesseln durchschneiden können, die ihn und seine Tochter im Unguten verbinden. „Mach es nicht!“, hätte er sagen müssen. Dann hätte Haley sich gegen ihren Vater auflehnen können, indem sie trotzdem geschwommen wäre.

Schallplatten

Die zweite Schallplatte, die Papa immer wieder abspielt, ist ein „Geht’s dir gut, Haley?“ Diese Frage kommt immer kurz nachdem Töchterchen gerade mal wieder ein lebensgefährliches Duell mit einer gefräßigen Echse halbwegs überlebt hat. Irgendwann wirkt diese Frage ein bisschen unfreiwillig komisch. Ein wenig seltsam mutet auch die schnelle Genesung der beiden nach lebensgefährlichen Bisswunden an. Da wird Haley zum Beispiel von einem Krokodil in die Hand gebissen, während sie mit einer Pistole rumhantiert. Trotzdem ist sie in der Lage mit eben dieser Hand mehrere Schüsse anzugeben, das Tier zu töten und anschließend munter weiterzukämpfen. 

Fazit

Trotz seiner Defizite ist „Crawl“ ein hervorragend gemachter, spannender und konzentrierter Spielfilm. Das anrüchige Genre spielt dabei keine Rolle.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 5 blaue Smileys und 2 schwarze traurige Gesichter für Crawl.

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