Diese romantische Komödie im Angestelltenmilieu glänzt durch ihre Konzentration auf das Odd-Couple-Paar: Klara Novak vs. Alfred Kralik. Wieder ist Ernst Lubitsch seiner Zeit weit voraus, indem er im puritanischen Amerika die weibliche Heldin trickreich und rotzfrech anlegt. In „Rendezvous nach Ladenschluss“ ist es nicht der Ehemann, der seine Frau mit einer Jüngeren betrügt. Nein, hier ist es Frau Matuschek, die sich mit einem jüngeren Liebhaber vergnügt.
Die Geschichte
Vorweihnachtszeit in Budapest der 1930er-Jahre: Alfred Kralik (James Stewart) ist erster Verkäufer bei „Matuschek & Co.“, einem kleinen Laden für Lederwaren und Accessoires. Eines Tages erscheint die arbeitssuchende Klara Novak (Margaret Sullavan) im Geschäft und macht sich schnell unentbehrlich. Sie ist Alfred auf Anhieb unsympathisch. Als er eines Abends eher gehen will, um sich mit seiner Brieffreundin zu treffen, kündigt Matuschek ihm völlig überraschend seine Stelle. Der Chef verdächtigt ihn nämlich, eine Affäre mit seiner Frau zu haben. Tatsächlich entpuppt sich der junge, eitle Mr. Vadas jedoch als Liebhaber, woraufhin Matuschek versucht, sich das Leben zu nehmen. Im letzten Moment wird er gerettet und ins Krankenhaus eingeliefert.
Rendezvous
Im Café entdeckt Alfred, dass es sich bei seiner Brieffreundin um niemand anderes als Klara handelt. Er unterhält sich mit ihr, ohne sich als ihr Brieffreund zu outen. Schnell geraten beide wieder in Streit, bis Alfred das Weite sucht. Im Geschäft entschuldigt sich der wieder genesene Matuschek bei Alfred und überträgt ihm – nicht ohne Hintergedanken – sogar die Geschäftsführung. Als erstes soll Alfred nämlich Mr. Vadas entlassen, was dieser auch umgehend erledigt. In der Zwischenzeit ist Klara jedoch erkrankt und Alfred stattet ihr einen Besuch ab. Zum ersten Mal nähern beide sich etwas an, zumal ihre Erkrankung auch seelischer Natur ist. Ihr unbekannter Brieffreund hat sich seit Tagen nicht mehr gemeldet. Als plötzlich doch ein Brief ankommt, ist sie wie von Zauberhand gesundet.
Weihnachten
An Heiligabend verteilt Matuschek Sondergratifikationen an seine Angestellten. Am späten Nachmittag sind nur noch Alfred und Klara im Geschäft, die den Feiertag mit ihrem unbekannten Brieffreund verbringen will. Alfred behauptet, den Unbekannten zu kennen und diskreditiert ihn. Völlig konsterniert gibt Klara schließlich zu, dass sie lieber mit Alfred als mit ihrem Brieffreund zusammen wäre. Jetzt gibt er sich endlich zu erkennen. Überglücklich fallen sie sich in die Arme.
Die Figuren
Die Nebenfiguren sind originelle Typen: der Konfliktscheue, der Schleimer, der väterliche Chef, der den Harten mimt und an seinen Gefühlen fast zugrunde geht. Sehr schön ist auch die Szene am Schluss, in der Matuschek seinen Angestellten vor dem Geschäft auflauert, um Heiligabend nicht allein zu sein. Gut ist auch, dass der Zuschauer zusammen mit Alfred die Identität seiner Brieffreundin erfährt, der er sich so nahe glaubt. Es ist nämlich ausgerechnet die freche Klara, mit der er eigentlich überhaupt nichts zu tun haben will. Das ist Suspense. Der Zuschauer weiß mehr als Klara und das ist gut so.
Schwachpunkte
Leider fehlt der Geschichte etwas der Biss und die Rücksichtslosigkeit, die man aus „Ninotschka“ oder „Sein oder Nichtsein“ kennt. Wenn Alfred sich am Ende als Klaras Brieffreund outet, dann müsste sie ihm eigentlich die Leviten lesen. Immerhin hat er eine Zeit lang mit ihren Gefühlen gespielt.
Fazit
Ansonsten ist „Rendezvous nach Ladenschluss“ ein beseelender Film mit einem stimmigen Happy End.