In seinen besten Momenten erinnert die Politsatire „Der Krieg des Charlie Wilson“ von Mike Nichols an das absurde Treiben in „Barry Seal – Only in America“ von Doug Liman. Beide Filme beruhen auf einer wahren Begebenheit und thematisieren u.a. völlig unglaubhaft anmutende Waffengeschäfte zwischen den USA, Israel und arabischen Staaten. Außerdem haben beide Filme ein schnelles Erzähltempo, gute Dialoge, einen originellen Protagonisten mitsamt einer grandiosen Schauspielerriege. Soweit die Vorzüge, aber dann …
Die Geschichte
80er Jahre, zur Zeit der sowjetischen Besetzung Afghanistans. Dem texanischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson (Tom Hanks) sind Partys, schöne Frauen und Whisky eigentlich wichtiger als sein Job. Das ändert sich erst, als seine hübsche, reiche Freundin Joanne Herring (Julia Roberts) ihn auffordert, das von den Sowjets besetzte Afghanistan zu retten. Charlies Kampfgeist erwacht aber erst nach dem Besuch eines pakistanischen Flüchtlingslagers. Zusammen mit dem unkonventionellen CIA-Agenten Gust Avrakotos (brillant: Philip Seymour Hoffman) fädelt er Waffengeschäfte im Nahen Osten ein. Der zunehmende Widerstand der afghanischen Rebellen führt letztlich dazu, dass die Sowjets sich wieder zurückziehen. Am Ende erhält Charlie als erster Zivilist eine Ehrung der CIA.
Satire
Es gibt immer wieder wirklich witzige Szenen, zum Beispiel als Charlie – zu Gast beim pakistanischen Diktator Zia-ul-Haq – einen Whisky als Getränk wünscht. Anstelle des Alkohols erhält Charlie ein Dossier des pakistanischen Geheimdienstes serviert, das ihn folgendermaßen charakterisiert: Ein Mensch mit vielen Charakterschwächen, aber der hält, was er verspricht. Wenn Agent Gust unserem Helden eine Flasche Whisky schenkt, ist da natürlich eine Wanze eingebaut. Für die Lösung der belauschten privaten Probleme hat der Agent selbstredend eine taugliche Idee. Die Waffengeschäfte in Kairo zwischen Amerikanern, Israelis und Ägyptern (!) werden von einer attraktiven Bauchtänzerin angeheizt. Das ist schon wieder so daneben, das es sich so oder so ähnlich abgespielt haben muss.
Schwächen
Das verlogene Ende ist eine erzählerische Katastrophe. Da wird wieder dem amerikanischen Patriotismus und Heroismus gehuldigt, ohne seine teilweise verheerenden Auswirkungen näher zu beleuchten. An der finalen Ehrung nimmt auch CIA-Agent Gust teil, der eigentlich die Unbestechlichkeit in Person ist. Insofern ist dieses Ende auch auch eine Diskreditierung aller Protagonisten. Einfach furchtbar wie sie da am Ende alle auf ihren Stühlen hocken und diesen ganzen Bullshit erdulden. Dabei hat Gust kurz zuvor noch erklärt wie wichtig, gerade nach Kriegsende, der Aufbau von Bildung und Infrastruktur ist. Das war doch mal ein sinnvoller Vorschlag. Bei der Ehrung scheint alles vergessen. Eigentlich hätte Charlie der CIA-Mischpoke die Medaille vor die Füße werfen müssen. Da nützt dann auch der entschuldigende Hinweis im Abspann nichts mehr: „ … und dann versauten wir das Endspiel.“ Sie haben viel mehr versaut.
Gefahren
Darüberhinaus existieren über die gesamte Filmlänge keinerlei wirkliche Gefahren für Charlie. Die Pressekampagne wegen Drogenkonsums, die gegen ihn initiiert wird, verläuft sich schon bald im Sande. Sie hilft ja auch dabei, von seinen Waffengeschäften abzulenken. Insofern ist diese Kampagne eher ein willkommenes Intermezzo. Ein US-Kongressabgeordneter hat es auch leichter als ein geschasster Pilot (Barry Seal), was dramaturgisch kein Vorteil ist (s. „Die Dramaturgie“). Er steht nicht zwischen den Fronten von CIA und Drogenkartellen und sein Leben steht nicht auf dem Spiel. Letztlich wird auch nicht so richtig deutlich, warum Charlie sich in gezeigtem Ausmaß für die Bewaffnung der afghanischen Rebellen einsetzt. Hier wäre ein verstärkendes Motiv hilfreich gewesen.
Fazit
Bis auf dieses desolate Ende ist „Der Krieg des Charlie Wilson“ immerhin eine über weite Strecken witzige, unterhaltsame, manchmal auch bissige Satire.