Alle Figuren in diesem düsteren Psychothriller (doch kein Mysterythriller!) sind hervorragend besetzt. Das Milieu, die Ausstattung, die Atmosphäre, die Filmmusik – alles perfekt. Zudem baut „Prisoners“ eine abgründige, sogartige Spannung auf, die einen bis zum Ende buchstäblich gefangen nimmt. So weit – so gut.
Die Geschichte
Die Familien Dover und Birch feiern gemeinsam Thanksgiving, wobei ihre Töchter Anna und Joy spurlos verschwinden. Polizeiliche Ermittler entdecken ein verdächtiges Wohnmobil. Detective Loki verhört den Fahrer Alex Jones, was jedoch wenig ergiebig ist. Der Verdächtige kommt wieder frei und kehrt ins Haus seiner Tante Holly Jones zurück. Keller, der Vater der verschwundenen Anna, beharrt vehement auf Alex’ Schuld, weshalb er ihn entführt und in einem unbewohnten Haus tagelang foltert. Dabei zwingt er Franklin, den Vater des anderen Mädchens, ihm zu helfen. Detective Loki stößt bei weiteren Ermittlungen auf den suspekten Bob Taylor, der nach seiner Verhaftung allerdings Selbstmord begeht. Tage später wird Joy, eines der entführten Mädchen, verletzt aufgefunden. Keller hat einen Verdacht und fährt zu Holly, die sich als psychopathische Mörderin entpuppt. Im letzten Moment können Anna und er gerettet werden.
Schwachpunkte
Der Film setzt negative Maßstäbe auf der Defätismusskala. Die Entführung und drohende Ermordung zweier kleiner Mädchen sowie die ungeschminkte Verzweiflung der Elternpaare ist hochgradig quälend. Die Darstellung der Selbstjustiz inklusive Folterungen ist nicht mehr fragwürdig, sondern nur noch daneben. Verschärfend kommt hinzu, dass der Folterknecht Keller Dover (Hugh Jackman) auch noch die Lösung des Falls herbeiführen darf. Zu keiner Zeit wird die Metamorphose vom Opfer zum Täter moralisch in Frage gestellt. Das Motiv der Psychopathin Holly Jones, kleine Kinder zu entführen und zu töten, weil sie als strenggläubige Christin ihr eigenes Kind und ihren Glauben verloren hat, mutet schon hanebüchen an.
Fazit
Letztlich hat der Film auch nicht ansatzweise eine Geschichte zu erzählen, die für den Betrachter eine Bereicherung wäre. Wozu der ganze Aufwand? Wieso geben sich hochkarätige Crewmitglieder wie Roger Deakins oder Jake Gyllenhaal für diesen Psychomüll her? Fazit: Wer sich selbst zweieinhalb Stunden lang quälen möchte, dem sei „Prisoners“ an die Nieren gelegt. Liebhaber von harten, exzellent erzählten Psychothrillern können u.a. in der TOP 20 der Filmgeschichte fündig werden.