Noch einmal „Citizen Kane“ gesichtet. Der Film hat viele schöne, innovative Ideen zur Inszenierung, Erzählchronologie, Bildkomposition und Montage. Aber leider bleibt es bei diesen formalen Vorzügen. „Citizen Kane“ ist ein typischer Kritikerfilm, bleibt letztlich distanziert, choreografiert wie eine Versuchsanordnung. Die Personen sind einem egal. Es entstehen keine Emotionen.
Eigentlich ist es gar kein Film, der sich am Leben des Zeitungsmagnaten Hearst orientiert. Citizen Kane kümmert sich in erster Linie um Citizen Welles: Ein prophetisches Lebensporträt eines größenwahnsinnigen Regisseurs, der eigentlich vom Theater kommt. So stammt zum Beispiel die Anekdote mit dem Vormund und der Trennung von den Eltern aus dem Leben von Orson Welles und nicht aus dem von William Randolph Hearst. Ansonsten gibt es einige Parallelen: Beide waren Einzelkinder, stets darauf bedacht, sich und anderen ihre Einzigartigkeit zu demonstrieren. Kommerziell war der Film ein Flop und für Welles eigentlich schon der Anfang vom Ende in Hollywood, gemessen an seinen künstlerischen Ambitionen. In einer fundierten Bestenliste hat dieser Film nichts verloren.