Yojimbo (Akira Kurosawa) JAP 1961

„Yojimbo“ erzählt die Geschichte zweier rivalisierender Familienclans, die sich im 19. Jahrhundert in einem japanischen Bergdorf bekriegen. Ronin Sanjuro (Toshiro Mifune) hetzt die beiden Banden aufeinander, bis es keine Überlebenden mehr gibt. Der Film gehört nicht zu Akira Kurosawas Meisterwerken, wie etwa „Die sieben Samurai“, „Rashomon“ oder „Nachtasyl“. Dafür ist er zu wirr und weckt letztlich keine Emotionen. Inszenierung und Location sind artifiziell, die maskenhaften Gesichter der vielen Personen erinnern an das Puppenspiel eines Theaterstücks. Hinzu kommt, dass es manchmal schwierig ist, die Figuren einer der befeindeten Gruppen zuzuordnen. Wer gehört eigentlich zu wem? Es fehlen einleitende Charakterisierungen, wie etwa in „Die sieben Samurai“, um eine Nähe zu den Figuren aufbauen zu können. Desgleichen bewirkt die Fülle der Totalen und Halbtotalen, auch wenn es sich hier um eine Cinemascope-Produktion handelt, eine Distanz zum Geschehen. Der Film geht nicht in die Tiefe.

Remakes

Es gibt Filmstoffe, die sich für ein Remake eignen und welche, von denen mal lieber die Finger lassen sollte. Ein Remake von „Die sieben Samurai“ ist beispielsweise genauso sinnvoll wie eines von „Psycho“. Man kann dabei nur verlieren, was ja die teilweise unfreiwillig komischen Resultate auch zeigen, zum Beispiel „Die glorreichen Sieben“ von John Sturges. Die Meisterwerke sollte man dort lassen, wo sie sich befinden – auf dem Olymp, also in den TOP 20 der Filmgeschichte. Es sind die defizitären Filmstoffe, die sich eignen. Stoffe, deren Potenzial nicht ausgeschöpft wurde oder Stoffe, die so fremdartig sind, dass sich eine Übersetzung förmlich aufdrängt. Dazu gehört auch „Yojimbo“, dessen Remakes, „Für eine Handvoll Dollar“ von Sergio Leone und „Last Man Standing“ von Walter Hill, spannender sind als das Original.

Figuren

Das Interessanteste an „Yojimbo“ ist sein im schwarzen Kimono gewandeter Held, der Ronin Sanjuro. Er ist kein Protagonist in üblichem Sinne. Sein Ziel, die Befriedung des Dorfes, setzt er mehr oder weniger regungs- und rücksichtslos durch. Dabei schreckt er weder vor Intrigen, Bestechung noch Mord zurück. Dann zeigt er unvermittelt eine ganz andere Seite, zum Beispiel als er der gefangenen Geliebten des Ushi-Tora-Chefs gemeinsam mit ihrem Man und Kind zur Flucht verhilft und ihnen sein erbeutetes Geld überlässt. Sanjuro ist die Ambivalenz in Person: Einerseits zynisch und grausam, andererseits großzügig und hilfsbereit mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Sehr schön sind seine Beobachtungen aus den Gucklöchern der Holzhütten heraus aufs eskalierende Geschehen. Das ist visuell sehr gut in Szene gesetzt. Aber insgesamt erfahren wir wenig über seine Person. Welche Vorgeschichte hat er? Warum mischt er sich, unter Einsatz seines Lebens, überhaupt in diese Fehde ein? Letztlich bleibt sein Charakter so dunkel wie sein Kimono. Wohl auch deshalb war diese Figur richtungsweisend und stilbildend für die ebenso schweigsamen wie brutalen Helden der Italowestern.

Fazit

Letztlich ist „Yojimbo“ eine desillusionierende Metapher über eine aus den Fugen geratene Welt, über die Habgier und Verkommenheit der Menschen, der eigentlich nur mit Gewalt beizukommen ist. Erst dann gibt es eine Chance, auf Ruhe und Frieden.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 3 blaue Smileys und 4 schwarze traurige Gesichter für Yojimbo.

Schreibe einen Kommentar