Kops (Josef Fares) S 2003

„Kops“ ist eine schräge, witzige Komödie mit originellen Figuren und einer ganz einfachen, verständlichen Geschichte: Einer Gruppe von schwedischen Dorfpolizisten droht die Schließung ihrer Station, weil zu wenig Verbrechen passieren. Diesem Manko versuchen sie mit illegalen Methoden auf die Sprünge zu helfen. Ein nachvollziehbares Motiv, das jede Menge komödiantisches Potenzial enthält. Nicht nur wegen der Traumvisionen von Dorfpolizist Benny, auch wegen seiner beschwingten Atmosphäre, erinnert der Film an die griechische Komödie „Kleine Verbrechen“ von Christos Georgiou.

Die Geschichte

Die Dorfpolizisten Jacob, Benny, Lasse und Agneta haben in ihrem Provinznest wenig zu tun. Mal eine Kuh, die sich verlaufen hat, mal ein umgestürzter Mülleimer. Dramatik entsteht nur in den Visionen von Benny, in denen er im Stile eines Revolverhelden reihenweise Gangster zur Strecke bringt. Die Zeit vertreiben die Kops sich beim Karten- oder Hockeyspiel, bis Jessica von der Landespolizei auftaucht und die Schließung der Wache verkündet. Drei Monate noch, dann ist Schluss.

Verbrechen

Nicht für Jacob und Lasse, die den Alkoholiker Johann bestechen, im örtlichen Lebensmittelgeschäft zu klauen. Leider hat der Ladeninhaber kein Interesse an einer Anzeige. Also müssen andere Ideen her. Allmählich steigern die Polizisten die Schwere ihrer inszenierten Delikte, bis bei einer Brandstiftung der örtliche Imbiss explodiert. Jetzt ermittelt auch Jessica, die allerdings sofort misstrauisch wird. Die Situation eskaliert, als Benny eine Kindesentführung inszeniert, was ein mobiles Einsatzkommando auf den Plan ruft. Bei ihrer Flucht werden Jacob und Benny schließlich gestellt und der ganze Schwindel fliegt auf. Aber die nun arbeitslosen Polizisten haben eine neue Idee. In ihrer ehemaligen Wache eröffnen sie eine Polizei-Pizzeria.

Tiefgang

Kritiker werfen dem Film fehlenden Tiefgang und Kalauerniveau vor. Das ist nur zum Teil richtig. Was spricht gegen funktionierende Witze, die man schon bald wieder vergessen hat? Gar nichts. Im Gegenteil. „Kops“ verbreitet einfach eine angenehme Stimmung (s. Defätismusskala). Man fühlt sich wie ein Teilnehmer eines schmackhaften Menüs, der in origineller Gesellschaft das ein oder andere Gläschen leert. Ist doch wunderbar, auch wenn diese Speise etwas Flüchtiges hat. Auch die angedeutete Liebesgeschichte zwischen Jacob und Jessica ist sehr schön entwickelt. Die beiden sind sich sympathisch. Nur müssen erst die ganzen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, bis eine echte Annäherung möglich ist. Schließlich ist Jessica auch die personifizierte Antagonistin.

Komik

Immer wieder gibt es witzige, auch selbstironische Einfälle. Jacobs Datingversuche haben einen hohen komödiantischen Eigenwert. Eine schöne Idee ist sein Meeting mit Jessica, die er irrtümlich für sein Blind Date hält. Ausgerechnet dann funkt es, wenn es nicht geplant ist. Schön ist auch der Schlussgag, als Jessica vorgibt zum Gesundheitsamt gewechselt zu sein und nun überprüfen soll, ob die Polis-Pizzeria den amtlichen Anforderungen standhält. Ein Déjà-vu für die Dorfpolizisten, bis Jessica ihren kleinen Streich offenbart.


Political Uncorrectness

Sehr schön ist auch die Rücksichtslosigkeit, mit der Josef Fares hier zu Werke geht. Ernst Lubitsch hätte seine Freude daran gehabt. Offensichtlich ist der Film ohne Beteiligung deutscher Filmförderungen entstanden. In „Kops“ wird mal über „Hängetitten“ debattiert oder vermeintliche Gegner mit „Motherfucker“ tituliert. So wie eben ganz normale Menschen auch mal reden. Die Figuren sind bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend besetzt. Sie pflegen ihre Marotten, sind originell und prägnant. So schnell vergisst man diese „Kops“ nicht. 

Schwächen

Für den ganz großen Wurf fehlt es an der Konzentration auf eine Hauptfigur und an emotionaler Tiefe. Wer ist eigentlich der Held? Manchmal ist das Geschehen bei Jacob, manchmal bei Benny, manchmal bei Jessica usw. Die Fokussierung auf eindeutige Protagonisten wäre aber eine Voraussetzung für eine intensivere emotionale Anteilnahme. Die Mehrfachperspektive schafft auch hier keine erzählerischen Vorteile. Wirkliche Gefahrenmomente sind rar. Die sollten aber auch in einer Komödie für Spannung sorgen (s. „Sein oder Nichtsein“). Die Schlusspointe, die eigentlich in der Geschichte steckt, fehlt leider komplett: Als die Kops am Ende ihren neuen Job als Pizzabäcker angetreten haben, müssten im Dorf – natürlich – neue Verbrechen passieren. 

Fazit

„Kops“ demonstriert auch, wie man mit wenig Geld einen witzigen Film produzieren kann. Das Budget ist nur eine Zahl, auf die Ideen und deren Umsetzung kommt es an. Diese „Kops“ machen einfach Spaß, deshalb …

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 5 blaue Smileys und 2 schwarze traurige Gesichter für Kops.

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