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Foto einer bläulich lasierten Holzwand.

Štěpán Altrichter:
„Lasst uns mal weniger beschissene Filme machen!“

Ein Interview in der Berliner Zeitung vom 07.01.2023

Hallo Štěpán,
leider ist das Kind hier in Deutschland vor exakt 90 Jahren in den Brunnen gefallen. Eine Reanimation wäre komplex, wenn nicht unmöglich. Mut alleine löst die Probleme nicht. Was nützen mutige Entscheider, wenn die Stoffe allenfalls gutgemeint, meist aber langweilig, depressiv oder infantil sind? Es fehlt handwerkliches Know-how und Bewusstsein allerorten, nicht nur bei den Entscheidern. Das Feld ließe sich nur mit einer filmsprachlichen Grundalphabetisierung düngen. Bis dahin ergibt sich die Frage, wie die Produktion und Rezeption von gut gemachten deutschen Spielfilmen ohne Beschäftigung mit archaischen Erzählstrukturen (s. 1. Die Geschichte) möglich sein soll?
Beste Grüße, Klaus Weller

Das derzeit aktuellste Buch zur Lage des deutschen Spielfilms stammt von 1961

Der Titel ist eine Abrechnung mit der deutschen Filmproduktion der 50er Jahre. Auch die wenigen prominenten Regisseure der Bundesrepublik werden hier zu Grabe getragen. Der Autor ist damals 28 Jahre alt und fordert einen Neubeginn.

Sein Befund zum deutschen Film: „Er ist schlecht. Es geht ihm schlecht. Er macht uns schlecht. Er wird schlecht behandelt. Er will auch weiterhin schlecht bleiben.“ Im Zentrum der Attacke stehen die Produzenten und Verleiher, die ohne Mut und Phantasie immer die gleichen Genres und Stoffe von immer denselben Regisseuren realisieren lassen und kein spürbares Interesse an einer Erneuerung haben. Der Blick des Autors geht natürlich nach Frankreich, wo inzwischen die Nouvelle Vague die Liebe des Publikums erobert hat. Und er geht zurück in die deutsche Filmgeschichte der zwanziger Jahre, die von großen Autoren, Regisseuren, Kameraleuten und Produzenten geprägt war. Auch wenn man mit den vernichtenden Urteilen von Hembus nicht immer einverstanden sein muss – der Tonfall beeindruckt.
(Hans Helmut Prinzler in www.hhprinzler.de)

Buchcover des Sachbuchs "der deutsche film kann gar nicht besser sein" von Joe Hembus im Schünemann-Verlag.

Filmförderung beantragen?

"Für einen Neuanfang im Deutschen Film" lautet der Titel eines Konzeptpapiers zur Reform der deutschen Filmförderung der "Initiative Zukunft Kino + Film".

(Konzept der „Initiative Zukunft Kino + Film“ vom 15.06.2023)

Wozu Filmförderung?

Ist umständlich und bürokratisch, langwierig und langweilig. Die Produkte sind meist ein Abbild dieses qualvollen Prozesses.

Lösung: Einfach selber Filme drehen, ohne oder mit wenig Budget. Die technischen Voraussetzungen sind besser denn je. Vor nicht allzu viel Jahren kosteten Filmmaterial, Geräte oder Software viel Geld. Neueste Smartphones machen Aufnahmen in hervorragender Bildqualität. Nur der Sound benötigt kleinere Investitionen.

Ein geöffneter Aluminiumkoffer mit Bündeln von Geldscheinen.

Anleitung zur Produktion von No- und Low-Budget Filmen

Viel wichtiger als High-Budget ist der Spaß, die Freude, die Rücksichtslosigkeit und das Bewusstsein beim Drehen von Filmen, zum Beispiel mit den „7 Säulen der Filmgestaltung“.

1. Ideenentwicklung
3. Organisation
4. Geräte
5. Dreharbeiten
6. Videoschnitt
7. Vertrieb
Feedback, in Großbuchstaben mit Kreide auf einer Schiefertafel geschrieben als Symbol für Kommentare im Forum

Platz für Kommentare: Sinnvoll wäre ein Austausch von Argumenten zum Ranking, zu den Kriterien der Filmbewertung, zum Filmhandwerk

1 Gedanke zu „Forum“

  1. Wann ist ein Film ein guter Film und was bedeutet „gut“.

    Sind Deine oder auch meine teils ähnlichen harten Kriterien ausschlaggebend?
    Oder spiegeln sie nur wider, was wir persönlich für gut erachten.

    Die meisten haben nämlich andere Kriterien und warum sollten diese anderen Kriterien weniger wert sein.

    Gehen wir mal ein paar Jahre zurück. Im Netz haben sich haufenweise sogenannte Bestenlisten angesammelt. Die besten 25 / 50 / 100 Filme aller Zeiten. Geschrieben von Filmkritikern. Filmkritiker, die wie wir heute wissen, oft nicht die Meinung der Zuschauer teilen. Ein Beispiel der Klassiker Citizen Kane. Von Kritikern oft sehr weit oben eingestuft bei den besten Filmen aller Zeiten steht beim Zuschauer nicht besonders hoch im Kurs.
    Bei der Verleihungszeremonie wurde der Film bei jeder Erwähnung vom Publikum ausgebuht. Viele Zuschauer mögen den Film nicht. Er wird als unlogisch und unverständlich empfunden, mit wenig Freude am Gucken. Auch finanziell war er ein Flop. Heute wissen wir dank Auswertungen von Zuschauerstimmen, dass viele den Film nicht mögen.
    Nur durch hohe positive Kritiker stimmen alleine sollte es sehr fraglich sein, ob ein Film als gut eingestuft wird. Dem Zuschauer muss der Film auch gefallen. Ein weiteres Problem von Kritikerstimmen ist, das sie nur für einen Bruchteil der Zuschauerzahlen stehen, das die wenigen Kritiker stimmen ungerechterweise einen zu hohen Einfluss haben und zudem auch oft gekauft sind.
    Die Marketingkosten eines Filmes sind heutzutage bei manchen Filmproduktionen genauso hoch oder sogar höher als die Kosten des Films an sich und es hat sich gezeigt, dass Filmstudios am effektivsten Marketing betreiben, wenn sie Filmkritiker für positives Feedback bezahlen. Dieses Phänomen erleben wir verstärkt in den letzten Jahren, besonders bei „Woke“ Produktionen. Als Beispiel Amazon wurde kürzlich mehrfach dabei erwischt, wie sie Filmkritiker gekauft hat und kaufen wollte für positive Stimmen in der Serie Ring of Powers. Genauso Marvels Disney im Film Captain America.
    Manche Filmkritiker und Filmkritiker Seiten gehören sogar den Filmstudios, wie imdb, was zu Amazon gehört.

    Bestenlisten und Filmkritiker stimmen sind wenig aussagekräftig. 
    Der eigene Geschmack, was einem selber am meisten Spass macht zu gucken, sollte entscheidend sein.

    Welcher Film ist nun ein „guter“ Film. Welcher Film gehört in die Top-Ranglisten.
    Einerseits gibt es die Filme, die dem Publikum am meisten gefallen und die nach Gucken des Films begeistert sind.
    Der Film muss objektiv nicht gut sein oder irgendwelche komplizierten Anforderungen erfüllen. Der Spass beim Gucken ist entscheidend.

    Die meisten Menschen wollen einfach nur gut unterhalten werden. 

    Dann könnte man auch argumentieren, dass die Filme mit den höchsten Zuschauerzahlen und die den Filmstudios am meisten Profit eingebracht haben, die besten Filme sind. Besonders die Filmstudios würden wohl behaupten, die besten Filme aller Zeiten sind die finanziell erfolgreichsten.
    Die finanziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten sind hauptsächlich Comicverfilmungen und viel Sci Fi / Abenteuer / Action.

    Es gibt Filme, die bei fast allen Kritikern „und“ fast allen Zuschauern gut ankamen
    wie z.B.  Die Verurteilten, der Pate 2, Alien, oder der kürzlich erschienene Top Gun 2

    Generell sehe ich aber eine allgemeine Top 20 Liste als schwieriges Unterfangen, dafür sind die Geschmäcker, Vorlieben und Alter der Zuschauer einfach zu verschieden,
    wenn ich mir z.B. die Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten angucke, vermute ich, davon gefällt Dir lediglich Titanic.

    Konkret aus Deiner Liste gefällt mir persönlich Casino und Gran Tarino am besten.

    Gruß Til

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