Ärger im Paradies (Ernst Lubitsch) USA 1932

„Ärger im Paradies“ ist eine charmante Gaunerkomödie, die auf einem Theaterstück des ungarischen Schriftstellers Aladár László beruht. Sie wartet zudem mit einem klassischen Erzählmotiv auf: Die unmögliche Liebe. Schon beeindruckend, wie Ernst Lubitsch Unterhaltung zelebriert. Natürlich auf seine Weise: rücksichtslos, anzüglich, hinterhältig und mit starken Frauenfiguren. Das verleiht diesem Film auch etwas Modernes, die Machart etwas Zeitloses. In Deutschland wurde der Film seinerzeit wegen „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ aus den Kinos verbannt. Da muss man erstmal hinkommen.

Die Geschichte

Im Zentrum des Geschehens stehen die beiden Trickdiebe Lily und Gaston Monescu, die in Venedig aufeinander treffen. Beim Versuch, sich gegenseitig zu bestehlen, verlieben sie sich ineinander. In der Pariser Oper entwenden sie die teure Handtasche der wohlbetuchten und attraktiven Mariette Colet, Inhaberin eines Parfümeriekonzerns. Der ausgelobte Finderlohn für die Tasche ist höher als der Preis, den man bei einem Hehler erzielen kann. Also sucht Gaston die Bestohlene auf, kassiert den Finderlohn und umgarnt sie mit seinem durchtriebenen Charme. Resultat: Er wird als Geschäftsführer eingestellt.  

Die Liebe

Dabei hat Gaston vor allem den Wandsafe im Visier, den es nun gilt mit Bargeld zu füllen. Nebenbei führt er die Geschäfte des in Schieflage geratenen Konzerns mit harter Hand. Als Sekretärin stellt er Lily ein, die eifersüchtig die wachsenden Gefühle zwischen Mariette und Gaston beäugt. Nachdem der Chef des Aufsichtsrats Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen entdeckt und Gaston als Dieb wiedererkannt wurde, will das Gaunerpärchen fliehen. Am Ende zeigt Mariette sportliche Qualitäten und lässt Gaston mitsamt 100.000 Francs und Schmuck ziehen. Sie weiß, dass es mit ihm keine Zukunft geben kann. In der Schlussszene beklauen Gaston und Lily sich wieder gegenseitig, so wie bei ihrer ersten Begegnung.

Stärken

Von Anfang an gibt es Suspense: Wir wissen um die wahre Identität des Gaunerpaares und ihrer Absichten, nicht aber die anderen. Das sorgt für Spannung. Des Weiteren demonstriert Lubitsch auch in „Ärger im Paradies“ sein Faible für politisch unkorrekte, hinterhältige Witze. Da avanciert ausgerechnet der Obergauner zum Geschäftsführer eines angeschlagenen Konzerns, also der Bock wird zum Gärtner gemacht. Als Mariette eine üppige Belohnung für den Fund ihrer Handtasche auslobt, versammeln sich dutzende von „Findern“ im Foyer ihrer Villa. Sehr schön sind auch die Doppeldeutigkeiten, also Szenen, in denen man die Aktionen der Protagonisten so oder so deuten kann. In der Exposition schüttelt Gaston die angebliche Komtesse Lily ziemlich heftig (s. Trailer). Es könnte sich um eine Verärgerung handeln? Erst als die von ihr entwendete Brieftasche herunterfällt, wird klar, dass das Schütteln nur dazu diente, an sein Diebesgut zu kommen. Anschließend verfällt Gaston wieder in seine Rolle des charmanten, weltmännischen Adligen. Das Finale ist dramaturgisch sehr schön zugespitzt. Die Schlinge zieht sich zu, um den Hals des Gauners bis zur Rettung in letzter Sekunde.

Die Dialoge

Dialoge sind eine Spezialität von Ernst Lubitsch, auch hier brillant, witzig, häufig doppeldeutig: „Wann werden Sie zurück sein?“, fragt Gaston die ausgehbereite Mariette, um die Zeitspanne für die Leerung des Wandsafes in Erfahrung zu bringen. Sie versteht diese Frage als Avance: „Muss ich darauf antworten?“ „Nein“, antwortet Gaston, wobei er sie vielsagend anlächelt. Ansonsten fassen die Protagonisten sich nicht gerade mit Samthandschuhen an: „Werde nicht einer von diesen trostlosen Gigolos“, rät die eifersüchtige Lily ihrem Partner. Ausgerechnet dieser Obergauner erklärt seiner Chefin: „Sie sind bestohlen worden.“ Aber wer könnte die Unregelmäßigkeiten ihres Aufsichtsratchefs besser enttarnen als Gaston?

Schwächen

Die Schattenseiten des Gaunerlebens bleiben ausgespart. Einmal  – in Paris – thematisieren Lily und Gaston ihre Geldschwierigkeiten: „Bald sind wir wieder obenauf“. Ansonsten wird dieses Leben eigentlich romantisiert. Das müsste aber auch in einer Komödie nicht sein. Die Beleuchtung dieser Schattenseiten wäre glaubhafter und dramatischer gewesen. Sie hätte uns die Protagonisten auch näher gebracht. Ein paar Unstimmigkeiten in der Handlungslogik muss man nicht auf die Goldwaage legen. Sie passen zur beschwingten, manchmal auch leicht überdrehten Grundstimmung dieser Komödie.

Fazit

Auch über 90 Jahre nach seiner Herstellung hat „Ärger im Paradies“ nichts von seinem rabenschwarzen, durchtriebenen Charme eingebüßt. Diese Komödie macht einfach Freude.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 5 blaue Smileys und 2 schwarze traurige Gesichter für "Ärger im Paradies".

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