Fletcher’s Visionen (Richard Donner) USA 1997

Das Opening von „Fletchers Visionen“ ist das beste am ganzen Film. Schon originell wie Taxifahrer Jerry Fletcher (Mel Gibson) seine Fahrgäste zutextet. Eigentlich eine interessante Hauptperson, womit man als Filmemacher schon mal einen erheblichen Teil der Miete eingetrieben hätte. Aber was dann folgt, ist an Absurdität kaum zu überbieten.

Grassierender Unfug

Jerry ist – wie sich am Ende herausstellt – ein von CIA-Bösewicht Dr. Jonas programmierter Killer, der den Auftrag hat, einen Richter im Gerichtssaal zu töten. Dabei sieht er allerdings dessen Tochter, die Staatsanwältin Alice Sutton (Julia Roberts), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Jetzt kann er seinen Auftrag nicht mehr ausführen und taucht unter. Leider ist sein neuronales Netzwerk bei der Programmierung ein wenig durcheinander geraten, weshalb er sich nun als nervöser Verschwörungstheoretiker, Stalker und Taxifahrer durchschlägt.

Witzfiguren

Ein großer Vorteil für Jerry und den Zuschauer ist es, dass die CIA-Agenten immer deutlich zu erkennen sind. Sie fahren stets schwarze viertürige SUV’s, tragen schwarze Anzüge sowie Sonnenbrillen und Headsets. Ein Vorteil für den Helden ist aber immer ein Nachteil für den Spannungsaufbau. Außerdem können die Agenten miserabel schießen. Deshalb kann Jerry auch in einer Klinik entkommen, obwohl er an einen Rollstuhl gefesselt ist und gerade gefoltert wurde. Die Schüsse seiner Gegner verschonen Jerry auf wundersame Weise. Bei der Verfolgung hilft der CIA auch nicht eine ganze Armada von Hubschraubern, aus denen sich mitten in New York dutzende von Agenten abseilen, um die sich Passanten nicht weiter scheren. Wieso Alice sich überhaupt in Jerry verliebt, also in einen durchgeknallten Stalker, der sie in die Machenschaften des CIA mit hineinzieht, fragt man sich da auch nicht mehr.

Wirrungen

Am Ende wird Jerry von Dr. Jonas erschossen, woraufhin Alice den Bösewicht abknallt. Geschieht ihm recht. Offensichtlich wird Jerry aber im Krankenhaus gerettet. Das erfahren wir, weil er aus der Ferne aus einem Auto heraus Alice beim Reiten zuschaut. Er darf sich ihr aber nicht zu erkennen geben, wie der ebenfalls anwesende FBI Agent Lowry erklärt, weil es noch zu gefährlich wäre. Wie? Gibt es etwa noch einen zweiten Teil? Gibt es einen Nachfolger von Dr. Jonas? Aber Alice ist ja clever. Sie merkt auch so, dass der Geliebte überlebt hat, denn jemand – wer auch immer? – hat einen Button von Jerry am Zaumzeug ihres Pferdes deponiert. Happy End.

Lösungen

Eigentlich wäre die Lösung ganz einfach gewesen: Eine Variante von „Die drei Tage des Condor“. Also Jerry Fletcher textet seine Fahrgäste mit Verschwörungstheorien zu. Es ist einfach seine Marotte, ohne diesen ganzen Hirn-Manipulationsmüll. Eine seiner Theorien handelt von Machenschaften der US-Regierung im Stile der Iran-Contra-Affäre. Die würde ja auch niemand glauben, mit einer Ausnahme: die CIA. Die hätte nun ein glaubhaftes Interesse daran, ihn und seine fünf Abonnenten zum Schweigen zu bringen. Also einer seiner Fahrgäste hätte ein CIA-Agent sein können, dem Jerry seine scheinbar wirre Story erzählt. Das wäre dann der Startschuss zur nachfolgenden Jagd gewesen.

Fazit

Glaubwürdigkeit, Plausibilität und Emotionen sind für die Filmemacher von „Fletchers Visionen“ keine relevanten Parameter. Bei diesem hanebüchenen Treiben wundert man sich nur, was alles so produziert wird.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für "Fletchers Visionen".

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