Die Romanvorlage von „Verräter wie wir“ stammt von John le Carré. Sie ist kein erzählerisches Highlight, aber sie punktet mit Originalität, britischem Humor und Sachkenntnis. Dabei agiert der Autor mit einer erfrischenden und für sein Alter angemessenen Rücksichtslosigkeit. Herrlich sind die Dialoge zwischen dem MI-6 Agenten Hector und seinem Boss Billy Matlock. Schon interessant, wie man es schaffen kann, diese Vorzüge in der Verfilmung komplett auszumerzen. Man muss sie doch eigentlich nur transportieren und im Idealfall intensivieren. Kann doch nicht so schwer sein – oder?
Die Figuren
Diese filmische Adaption kommt völlig humor- und spannungsfrei daher und bietet, bis auf Stellan Skarsgard als Dima, ein Bataillon schablonenhafter Figuren auf. Mit wem soll man denn hier mitfiebern? Allen voran Ewan McGregor, der als Literaturprofessor Perry eine komplette Fehlbesetzung ist. Im Roman ist Perry ein verschrobener Dozent, der mit seinem akademischen Beruf hadert. In „Verräter wie wir“ wird ihm seine Skurrilität genommen, dafür wird er zum Professor befördert. Ein schlechter Tausch. Die Beziehung zu seiner Freundin Gail liegt im argen. Warum, weiß keiner so genau. Das wird hier auch nicht weiter vertieft, im Roman leider auch nicht. Ihre Annäherung im Verlauf der eskalierenden Ereignisse wirkt flüchtig und nur dem Moment geschuldet. Was wird aus ihnen, wenn das Abenteuer überstanden ist? Warum Perry in gezeigtem Ausmaß Partei für den abgehalfterten Mafiosi Dima ergreift – das gipfelt in der Tötung eines Gangsters -, bleibt ebenfalls im Unklaren.
Klischees
Ein unscheinbares Detail verdeutlicht die limitierte Denkweise der Filmemacher: Wer jemals die Trostlosigkeit eines literaturwissenschaftlichen Seminarraums erlebt hat, kann über den Hörsaal, in dem Perry unterrichtet, nur müde lächeln. Aber genauso klischeehaft ist das marokkanische Edelrestaurant, in dem Dima mit seiner Entourage natürlich Champagner süffelt. Auf der Party eines russischen Geschäftsfreundes wird im luxuriösen Ambiente getrunken, gekokst und gevögelt usw. Alles ist klischeehaft. Nichts stimmt hier, außer der Verhohnepipelung des Zuschauers. Am Ende fliegt Dima mit einem britischen Agenten im Hubschrauber zu Verhandlungen nach London. Eine Explosion beendet die Flugreise schon kurz nach dem Start und tötet alle Insassen. Wer hinter dem Anschlag steckt, wie der überhaupt zustande kommen kann (immerhin stirbt hier auch ein britischer Agent, da muss ja jemand aus den eigenen Reihen mit den russischen Mafiosi kooperiert haben?) – scheint die Filmemacher nicht zu interessieren.
Lösungen
Die Lösung für den Plot von „Verräter wie wir“ wäre folgendes gewesen: Erhalt des Humors der Romanvorlage, Konzentration auf den verschrobenen Helden Perry und seine Beziehung zu Gail, schrittweises Versinken in den Mafiasumpf (wie in „Sicario“), der dem Paar die Chance zur Entwicklung bietet. Dabei müssten ihre Ausstiegsversuche ein ums andere Mal scheitern, mal hat der MI-6 etwas dagegen, mal die russische Mafia. Das würde den Druck erhöhen. Perry und Gail stecken sozusagen in der Falle. Das wäre schön gewesen.