Adieu, Bulle (Pierre Granier-Deferre) F 1975

Die Franzosen haben es schon drauf mit ihren Krimis. „Adieu, Bulle“ ist eine unkonventionelle, spannende Genremixtur aus Krimi und Thriller von Pierre Granier-Deferre. Ein Polit- und Copthriller, der vor allem durch seine originellen und schrägen Figuren lebt, die die Handlung mit schnodderigen Dialogen kompromisslos vorantreiben. „Adieu, Bulle“ ist ein harter und brisanter Film. In den Schießereien bleiben sowohl einige Gangster als auch Polizisten auf der Strecke. Inhaltlich behandelt er die illegale Verquickung von Politik, Justiz und Ermittlungsbehörden, also Korruption. Heutzutage hätten noch die Lobbyisten ihre Finger mit im Spiel. Aktuell ist die Thematik allemal.

Die Geschichte

Während eines Wahlkampfes wird eine Gruppe von Plakatierern von Gangstern überfallen. Dabei wird einer der Angegriffenen getötet ebenso wie ein herbeigeeilter Kripobeamter. Der kann allerdings vor seinem Ableben noch den Mörder identifizieren: Portor. Kommissar Verjeat (Lino Ventura) und sein Team um Inspector Lefèvre (Patrick Dewaere) blasen zur Jagd, wobei sie wenig zimperlich vorgehen. Schnell wird klar, dass der aalglatte Politiker Lardatte seine Finger im Spiel hat. Der versucht, sich seines Verfolgers zu entledigen, indem er dessen Versetzung erwirkt. Aber durch einen fingierten Korruptionsskandal erreicht Verjeat einen Aufschub. Den nutzt er, um Portor und Lardatte trickreich in die Falle zu locken.

Die Figuren

Kommissar Verjeat ist mürrisch, grimmig, stoisch und schlagkräftig – in doppelter Hinsicht. Vor dem Präsidium herumlungernde Harekrishna-Anhänger befördert er schon mal einen nach dem anderen auf die Straße. Verjeat ist nicht korrumpierbar und nimmt kein Blatt vor den Mund. „Mit Kriminellen umzugehen, ist etwas anderes als mit Politikern“, belehrt ihn Polizeichef Ledoux. „Sie werden mir eines Tages sicher den Unterschied erklären“, kontert Verjeat.

Ihm zur Seite agiert der nicht mInder originelle Lefèvre, der sich anfangs bitter darüber beklagt, dass eine Bordellchefin sie bei Ermittlungen „nicht schmieren“ wollte. Er ist ein Draufgänger, immer gut für eine ausgefallene Idee. Die beiden passen gut zusammen, auch wenn Verjeat ihn einmal ohrfeigt oder für verrückt erklärt. Lefèvre versteht, dass es väterlich gemeint ist. Dafür spart er seinerseits nicht mit guten Ratschlägen für seinen Chef: „Sie setzen gerade ihre Pension aufs Spiel.“ Den beiden schaut man einfach gerne zu, wie sie sich durch dieses Dickicht von Filz und Korruption schlagen.

Finale

Das Ende ist lakonisch und passt zum Grundtenor des Politthrillers. Portor hat Lardatte als Geisel genommen. Wieder soll Verjeat – wie zu Beginn schon einmal – die Geiselnahme gewaltfrei lösen. Aber er hat keine Lust mehr, für seine alten Kollegen und vor allem für Lardatte die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Verjeat beruft sich auf seine Versetzung und verlässt einfach den Tatort: „Adieu, Bulle“. Wir werden ihn vermissen.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 5 blaue Smileys und 2 schwarze traurige Gesichter für "Adieu, Bulle".

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