The Homesman (Tommy Lee Jones) USA 2014

Was für ein langweiliger und furchtbarer Film! Tommy Lee Jones hat es wieder getan. Nachdem er 2005 schon mit „Three Burials“ neue Maßstäbe in den Niederungen der Spannungsskala markiert hat, setzt er nun mit „The Homesman“ noch einen drauf. Warum bleiben die Schauspieler nicht bei ihrer Profession? Schauspiel und Regie sind doch völlig verschiedene Berufe. Ist es das narzisstische Bedürfnis, noch mehr im Mittelpunkt zu stehen, Macht auszuüben?

Schauspieler als Regisseure

Interessant ist ein Blick in die Filmgeschichte. Ist ja nicht das erste Mal, dass ein Schauspieler auf dumme Gedanken kommt. Unter dem Strich bleibt in erster Linie einer übrig: Clint Eastwood. Aber – genauer betrachtet – ist auch der keine Ausnahme. Eigentlich hat er über den Beruf des Schauspielers zu seiner eigentlichen Berufung gefunden, nämlich Regie zu führen. Er war ja nun nicht der große Charakterdarsteller, er war ein großer Geschichtenerzähler und hatte ein untrügerisches Gespür für taugliche Stoffe. Also, nach wie vor gilt: „Schuster, bleib’ bei deinem Leisten!“

Die Geschichte

Der gefährliche Transport dreier verrückter Frauen im 19. Jahrhundert durch die Weiten Nebraskas hat eigentlich dramatisches Potenzial. Damit erinnert „The Homesman“ an den Western „Broken Trail“ mit Robert Duvall, in dem die Helden auf ihrem Viehtreck auch einem Planwagen mit fünf chinesischen Prostituierten Schutz gewähren. Dieser Western hat allerdings den großen Vorteil, dass ihnen ein Mörder und Pferdedieb auf den Fersen ist. Auf derlei Spannungszutaten wird in „The Homesman“ gänzlich verzichtet. Einmal gibt es eine bedrohliche Begegnung mit Indianern, die George Briggs (Tommy Lee Jones) aber vereiteln kann.

Die Figuren

Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) ist eine alleinlebende, eigenwillige Farmerin, die im Mittleren Westen lebt. Sie erklärt sich bereit, drei geisteskranke Frauen, die in ihrer Siedlung leben, im Planwagen von Nebraska nach Iowa zu transportieren. Als Begleiter rekrutiert sie den zwielichtigen Ex-Soldaten George Briggs. Eigentlich ist alles angerichtet: Es gibt eine taugliche Heldin, ein alterndes Rauhbein an ihrer Seite und drei verrückte Frauen. Im Grunde bräuchte man nur die Gefahrenmomente intensivieren und aus dem Vollen schöpfen. Und dann begeht Tommy den größten Fehler. Er opfert seine Heldin, die plötzlich Selbstmord begeht. Dafür gibt es aber keinen wirklichen Anlass und passt auch überhaupt nicht zu ihrem Charakter. Es ist ein Verrat an der Hauptfigur! Tommy entledigt sich hier einer Konkurrentin. Jetzt kann er endlich den alleinigen Helden mimen.

Defätismusskala

Mary Bee war auch die einzige Figur, die zumindest zweimal für Heiterkeit gesorgt hat. Ihre beiden Heiratsanträge an mehr oder wenige tumbe Männer sind schon originell. Das war’s dann aber mit der Leichtigkeit. Ansonsten dominiert die Schwermut, die Tragik, die Hoffnungslosigkeit, als hätte der Regisseur sich deutsche Depressionsfilme zum Vorbild genommen. Volle Punktzahl auf der Defätismusskala.

Künstlichkeit

Erschwerend kommt hinzu, dass das ganze Ambiente sehr stilisiert ist. Da steht ein Hotel mit schnieker Inneneinrichtung in völliger Einöde. Man fragt sich, was die da in der Einsamkeit wollen und weiß eines ganz genau: So hat ein Hotel 1860 in Nebraska weder von außen noch von innen ausgesehen. Gegen diese Fülle handwerklicher Fehlentscheidungen kann die exzellente Kameraarbeit nichts mehr ausrichten.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für "The Homesman".

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