Rio Grande (John Ford) USA 1953

John Ford war einer der produktivsten Regisseure der Filmgeschichte. Bei über 140 (!) Spielfilmen, darunter einige Kurz- und Stummfilme, hat er Regie geführt und sich darüberhinaus noch als Produzent betätigt. Ganze viermal hat er den Regie-Oscar gewonnen, so viel wie kein anderer. Einfach unglaublich! Der Kavallerie-Western „Rio Grande“ zählt nicht zu seinen Meisterwerken. Kein Vergleich mit „Red River“ oder „Der schwarze Falke“.

Die Geschichte

Colonel Kirby Yorke (John Wayne) ist Kommandant des Fort Starke und muss sich aufsässiger Apachen erwehren. Einer der neuen Rekruten ist sein 19-jähriger Sohn Jeff, den er seit 15 Jahren nicht gesehen hat. Kirbys Ex-Frau Kathleen und Mutter des gemeinsamen Sohnes kommt ebenfalls ins Fort, um ihren Jungen zurückzuholen. Aber Jeff will sich und vor allem seinen Vater beweisen, dass er es auch drauf hat. Dazu hat er dann auch bald Gelegenheit. Denn der Junge soll einen Transport von Frauen und Kindern ins sichere Fort Bliss begleiten. Die Kolonne gerät aber alsbald in einen Hinterhalt der Indianer, die vier Männer töten und alle Kinder entführen. Für einen Vergeltungsschlag erhält Kirby nun vom General grünes Licht, den Rio Grande zu überqueren. In einem mexikanischen Dorf kann er, nach heftigem Kampf, alle Geiseln befreien, wobei sich sein Sohn tapfer schlägt. Am Ende erhalten mehrere Soldaten, darunter auch Jeff, eine Belobigung. 

Schwächen

Insgesamt wirkt der Western mit seinen unmotivierten musikalischen Gesangseinlagen doch etwas angestaubt. Dazu tragen auch ein paar Ungereimtheiten und die mangelnde Dramatisierung bei. So fragt man sich zum Beispiel, warum der Treck der Frauen und Kinder nur stümperhaft gegen den Überfall der Apachen gesichert ist. Weit und breit keine Späher oder Kundschafter. Des weiteren wird ein gesuchter Totschläger von den Soldaten, auch von Kirby, geschützt. Falsch verstandene Kameradschaft wiegt mehr als strafrechtliche Ermittlungen. Auch die bedingungslose Pflichterfüllung steht hoch im Kurs, jedenfalls höher als Verständnis oder gar Mitgefühl für die Ureinwohner Amerikas. Insofern ist „Rio Grande“ auch ein militaristisches Machwerk. 

Drama

Hauptproblem ist aber die ausbleibende Zuspitzung des dramatischen Potenzials. Im Grunde gerät Kirby zu keiner Zeit in ernsthafte Gefahr, auch wenn er beim Showdown von einem Pfeil getroffen wird. Besser wäre es gewesen, wenn Jeff Opfer von Kirbys Wahnvorstellungen vom bedingungslosen Gehorsam geworden wäre. Die Schuld am Tod seines Sohnes wäre das größtmögliche Drama gewesen. Kirbys Ehe mit Kathleen hätte dann auch keine Zukunft mehr gehabt.

Stärken

Was Ford gut macht, ist das Einflechten von komödiantischen Elementen, die dem Film eine gewisse Leichtigkeit verleihen. So sorgt der Ausbilder der Rekruten, Sergeant Quincannon, immer wieder für Heiterkeit. Er mimt so eine Art großherziges Rauhbein. Auch Kirby selbst kann man hin und wieder dabei beobachten, wie er seinen Jungen sorgen- oder sogar liebevoll beobachtet. Das macht er natürlich heimlich, was aber seiner Figur eine sympathische Note verleiht. Der raue Kommandoton ist also auch Fassade. „Rio Grande“ beeindruckt auch mit seinem Aufnahmen vom Monument Valley in Arizona.

Fazit

Insgesamt sorgten aber erst die Italo-Western mit ihren Antihelden in schäbigen, schmutzigen Kulissen für eine entscheidende qualitative Entwicklung in diesem Genre. Dieser „Rio Grande“ ist eher ein harmloses Flüsschen.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 3 blaue Smileys und 4 schwarze traurige Gesichter für "Rio Grande".

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