Der Flug des Phoenix (Robert Aldrich) USA 1964

„Der Flug des Phoenix“ von Robert Aldrich ist ein spannender Abenteuerfilm nach dem gleichnamigen Roman von Elleston Trevor. Er handelt vom Überlebenskampf einer Gruppe von Insassen eines Transportflugzeuges, das in einem Sandsturm in der Nordsahara notlanden muss. Ab diesem Moment fungiert der zur Neige gehende Wasservorrat als tickende Zeitbombe. Auch hier zeigt sich: Die Anwendung der Einheit von Zeit, Raum und Handlung ist ein erzählerischer Vorteil. Allerdings – 60 Jahre nach seiner Herstellung hat dieses Abenteuer ein bisschen Wüstenstaub angesetzt.

Die Geschichte

Den Absturz einer Transportmaschine der Ölgesellschaft ARABCO in der Sahara überleben 12 von insgesamt 14 Insassen. Unter ihnen der Pilot Frank Towns (James Stewart) und sein Navigator Lew Moran (Richard Attenborough). Ihre Hoffnung gilt Suchmannschaften, die sie aus der Luft aufspüren könnten. Doch während die Hilfe auf sich warten lässt, neigen sich Wasser- und Lebensmittelvorräte dem Ende zu. Alle Rettungsversuche auf eigene Faust enden tödlich.

Anschließend übernimmt der deutsche Flugzeugkonstrukteur Heinrich Dorfmann (Hardy Krüger) das Kommando. Er will aus funktionstüchtigen Teilen des Wracks ein neues Fluggerät bauen. Der Plan mutet zwar verrückt an, schweißt die Männer aber letztlich zusammen. Sehr schön ist die Überraschung, als Frank Towns herausfindet, dass Dorfmann nur Konstrukteur von Modellflugzeugen ist. Aber letztlich ist die Montage des abenteuerlichen Fluggeräts ihre einzige Hoffnung. Am Ende schaffen sie es tatsächlich, damit die rettende Oase zu erreichen.

Die Figuren

Schön ist der Konflikt zwischen dem älteren erfahrenen Piloten Frank Towns und dem jungen Ingenieur Heinrich Dorfmann. Dessen Arroganz bringt Towns ein ums andere Mal buchstäblich auf die Palme: „Sie benehmen sich, als wäre Borniertheit eine Tugend.“ Towns reagiert mit verletzter Eitelkeit: „Ich vertrage nicht, dass mir jemand sagt, was ich tun soll.“ Diese Streitigkeiten steigern die Spannung, hätten aber durchaus eskaliert werden können. Also, ein Zweikampf um die Macht am Unfallort. Immerhin steht das Überleben aller auf dem Spiel.

Schwachpunkte

Verglichen mit heutigen Maßstäben (zum Beispiel „The Revenant“) wirken Special Effects und Masken schon etwas antiquiert. Ab und zu gibt es Logbucheintragungen von Flugkapitän Towns. Die sind allerdings sehr sachlich gehalten. Für einen intensiveren Einstieg in innere Befindlichkeiten wären Tagebucheintragungen oder eine innere Stimme des Protagonisten tauglicher gewesen.

Wenn Frank Towns im Angesicht der Ermordung von Captain Harris und Dr. Renaud durch die Beduinen ein lahmendes Kamel erschießt, dann müsste dessen Tod Konsequenzen haben. Schließlich sind alle Überlebenden am Verhungern und Verdursten. Auch der mögliche Verzehr der Getöteten (Kannibalismus) könnte oder müsste für einen Konflikt sorgen, so wie es zum Beispiel „Im Herzen der See“ von Ron Howard thematisiert. Durch die Ignoranz der Hungergefühle – also von Authentizität – verspielt der Film einen erheblichen Teil seiner dramatischen Glaubwürdigkeit. Die völlige Abwesenheit von Frauen unter den Überlebenden ist ebenfalls ein dramaturgischer Fehler. Ihre Anwesenheit hätte das Konfliktpotenzial erweitert.

Fazit

Trotz seiner Defizite ist „Der Flug des Phoenix“ insgesamt ein sehenswerter Abenteuerfilm, den man insbesondere an kalten Wintertagen gut anschauen kann.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 4 blaue Smileys und 3 schwarze traurige Gesichter für "Der Flug des Phoenix".

Schreibe einen Kommentar