5. Die Dialoge

Eine nachdenklich wirkende Frau und ein Zigarette rauchender Mann unterhalten sich vor einem geöffneten Fenster als Symbol für "Die Dialoge"
Rostroter Ziegelstein in einem Mauerwerk.

Ein weiterer wichtiger Baustein sind gute Dialoge.
Aber was ist guter Dialog?
Er geht stets über das rein informative hinaus.
Ein guter Dialog ist …

Charakterkonsistent

Irritierend

Geheimnisvoll

Abgründig

Überraschend

Entlarvend

Suffisant

Metaphorisch

Anzüglich

Witzig

Rotzfrech

Lakonisch

Ironisch

Selbstironisch

Schlagfertig

Sarkastisch

Konfrontativ

Provokativ

Schonungslos

Zynisch

Schwarzhumorig

Hinterhältig

Cool

mit Subtext versehen

Nonverbal

SZENEN EINER EHE

Beispiel eines brillanten Dialogs

Beispiel eines schlechten Dialogs

Gute Dialoge sind nie …

erklärend (weil es langweilig wäre),
banal (weil es überflüssig wäre),
realistisch (es geht im Film nicht um eine Abbildung der Realität, sondern um eine dramatische Verdichtung, um „künstlerisch verdichtete Alltagssprache“ Möller-Naß),
tautologisch (niemand braucht eine Verdoppelung, also etwas zu hören, was man ohnehin sieht oder umgekehrt).

Beispiele für schlechte Dialoge

Szene aus dem geschwätzigen und langweiligen „Death Proof“ von Quentin Tarrantino. Die Kellnerin kommt mit Schnäpsen, die Kneipenchef Warren (gespielt von Tarrantino selbst!) spendiert hat.
Warren: Ich liebe diese Philosophie. Warren sagt es und wir tun es. Also dann, lasst es uns tun. Okay.
Butterfly: Was ist das?
Warren: Erst die Kurzen, dann die Fragen. Auf die Plätze und runter damit.
Alle trinken.
Warren: Na, ist das geniales Zeug oder ist das geniales Zeug, Freunde?
Butterfly: Was war’n das?
Warren: Chartreuse. Der einzige Likör, der so gut ist, dass man eine Fahne nach ihm benannt hat.
Gelächter.
Warren: Wer will noch einen Chartreuse?
Butterfly: Ich nicht. Ich geh lieber raus und rauch noch eine.
Warren: Okay, aber pass mit deinem Feuer auf. Fackel die Bude nicht ab … usw.

Szene aus Til Schweigers „Manta Manta – Zwoter Teil“. Jean Pierre Kraemer wird mit seinem Wagen und Freundin auf dem Beifahrersitz mit 200 km/h auf einer Landstraße geblitzt. Ein Polizist mit Motorrad stellt den Raser. Kraemer bittet seine Freundin, den zufällig im Cockpit herumliegenden Basketball unter ihr Kleid zu schieben, um eine Schwangerschaft vorzutäuschen.
Polizist: Leck mich am Arsch. Das ist doch JP Kraemer – oder?
Kraemer: Ja, dat isser. (Freundin lacht dümmlich)
Polizist: Ja, super. Ich bin ein Riesenfan von dir.
Kraemer: Das glaube ich dir, Kollege, aber meine  Freundin ist schwanger. Schnallst du dat nich oder was?
Freundin: Das stimmt doch gar nicht. (Kraemer legt seiner Freundin einen Finger auf den Mund)
Polizist: Von dir oder …?
Kraemer: Nee, vom Pabst.
Freundin: Häh?
Polizist: Wie jetzt?
Kraemer (zum Polizisten): Sag mal, bist du zu oft vor’n Kühlschrank gelaufen oder was? Sag mal (Kraemer klopft auf den Basketball), sie ist schwanger. Wir müssen los!
Polizist: Kein Problem. Ich setz mich vor Euch und dann mach ich Euch die Bahn frei.
(Polizist wirft seine Radarpistole hinter sich aufs Feld)
Polizist: Hat jemand meine Radarpistole gesehen?
Kraemer (lachend): Ich hab sie nicht gesehen.
Freundin (zum Polizistzen): Häh? Aber du hast sie doch gerade ins Maisfeld geworfen.
Polizist (konsterniert): Was’n mit der los?
Kraemer (beschwichtigend): Sie kocht gut, okay.
Polizist: Dat ist das Wichtigste, näch.
Kraemer: Sag ich auch immer … usw.

Partyszene aus Maria Schraders „Ich bin dein Mensch„.
Dekan: Er kann doch sprechen – oder?
Tom (imitiert einen Roboter): Tom kann auch sprechen. Tom ist ein freundlicher Roboter.
Dekan: Sag mal, hat er mich jetzt gerade verarscht?
Alma: Ja.
Tom: Tut mir leid. War einfach so naheliegend … usw.

Gute Dialoge sind …

indirekt und implizit, geheimnisvoll und irritierend, lakonisch und mehrdeutig. Gute Dialoge sind eine unterhaltsame Codierung von Informationen. Sie können Subtext enthalten, also eine andere Bedeutungsebene, wodurch der Zuschauer zum Nachdenken angeregt wird. Er fungiert quasi als Detektiv und muss sich Zusammenhänge erschließen. Interessant ist, was zwischen den Zeilen gesagt wird.

„Ein guter Dialog macht deutlich, was die Menschen nicht sagen.“ Robert Towne, US-amerikanischer Drehbuchautor

„Heute Abend ist Dienstag. Subtext im Dialog“
von Bernd Storz
GRIN Verlag, 36 S.

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