Three Burials (Tommy Lee Jones) USA 2005

„Schuster bleib’ bei deinem Leisten“, heißt es. Wie zutreffend dieser Aphorismus ist, demonstriert „Three Burials“. Die Ambitionen von Tommy Lee Jones sind zwar verständlich, aber Regie und Schauspiel sind eben zwei verschiedene paar Schuhe. Ausnahmen bestätigen bekanntermaßen die Regel. Da wäre zum Beispiel Clint Eastwood. Aber bei dem verhält es sich eigentlich umgekehrt: Die Qualität seiner schauspielerischen Leistungen können einigen Regiearbeiten nicht das Wasser reichen. Im Grunde hat er über die Arbeit vor der Kamera seine eigentliche Berufung gefunden, Tommy Lee Jones nicht.

Die Geschichte

Die Filmidee beruht auf einem tatsächlichen Fall: 1997 wurde der 18-jährige Esequiel Hernandez von einem Soldaten der US-Marines erschossen, der auf Patrouille nach Drogenschmugglern war. Zu einer Anklage oder Verurteilung kam es nie. In „Three Burials“ hat Pete Perkins (Tommy Lee Jones), Vorarbeiter auf einer Ranch, seinem Freund, dem illegal eingewanderten Cowboy Melquiades Estrada, ein Versprechen gegeben: Im Falle seines Ablebens würde er ihn in seinem mexikanischen Heimatort Jiménez beerdigen. Der Zufall will es nun, dass Melquiades in Sorge um seine Ziegen auf einen Kojoten schießt. Grenzpolizist Mike Norton (Barry Pepper) wähnt sich unter Beschuss und erwidert die Gewehrsalven, wobei er den Mexikaner tötet. Nun will Pete sein Versprechen einlösen.

Schwachpunkte

Anstatt sich an die Vorlage zu halten, entscheidet Jones sich für den Zufall, was immer ein erzählerisches Manko ist. Damit verzichtet er auch auf die Thematisierung von Rassismus, falsch verstandener Vaterlandsliebe und Kriminalitätsbekämpfung. Das sind „Three Burials“ in der Storyentwicklung. Hinzu kommt eine behäbige, redundante, spannungs- und humorfreie Inszenierung. Amateure beerdigen eine taugliche Ausgangsidee. Es gibt lange Einstellungen von einparkenden Fahrzeugen und aussteigenden Menschen. Immer wieder Szenen, die nichts mit der Geschichte zu tun haben. So hat zum Beispiel Sheriff Belmont Potenzprobleme beim Schäferstündchen mit der verheirateten Kellnerin Rachel. Das ist bedauerlich, aber was soll das? Diese zentrale Frage beherrscht auch die nachfolgende Handlungen. Das eigentliche Kunststück ist es, den Helden in den überlangen zwei Stunden des Films keinerlei Gefahren auszusetzen. Einmal hat der Sheriff bei der Verfolgung Pete im Visier seines Gewehrs, entscheidet sich aber dann gegen den Schuss. Einzig die betörenden Landschaftsaufnahmen zeigen, was bewegte Bilder zu leisten vermögen.

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The Power of the Dog (Jane Campion)

„The Power of the Dog“ ist kein Western, sondern ein in Neuseeland angesiedelter, 1925 in Montana spielender Amateurfilm. Der dürftige Plot benötigt quälend lange Einstellungen, um auf seine Endlänge zu kommen. Wenn Cowboy Phil Burbank von düsteren Gedanken umnebelt seine Zigarette anzündet, dürfen wir ihm geschlagene 30 Sekunden dabei zuschauen. Nach einer Stunde versammeln sich endlich alle Spielfiguren auf der Ranch der Burbanks und dann geht es noch ein bisschen zur Sache. Nur, wer übersteht das ganze bis dahin? Das ist natürlich ein eklatanter Verstoß gegen Patricia Highsmith’s dramaturgisches Postulat: „Eine gute Geschichte fängt so nah wie möglich vor ihrem Ende an.“ Warum hat die Meisterin des Suspense (Hitchcock ist der Meister) das gesagt? Weil der Zuschauer dann permanent Fragen hat und sich die Backstory erschließen muss. Er fungiert sozusagen als Detektiv. Er wird ernst genommen. Sein Intellekt ist gefordert und er wird nicht, wie bei Jane Campion, für dumm verkauft.

Die beiden ungleichen Brüder Phil und George Burbank sind relativ wohlhabende Rancher. Bei einem Viehtrieb begegnen sie der verwitweten Gaststättenbesitzerin Rose und ihrem femininen Sohn Peter. Phil ist ein böser Bube und hat Spaß daran, Schwächere zu demütigen. So zündet er sich zum Beispiel mit Hilfe der liebevoll von Peter gebastelten Papierblumen seine Zigarette an. Schlimm, schlimm! George ist der sanftere Bruder, der Hilfsbereite, der sich in Rose verliebt und sie heiratet. Als gemeinsames Domizil wählen sie – warum auch immer? – die Ranch der Burbanks, auf der Phil ihr natürlich das Leben zur Hölle macht. Warum Rose ihre Gaststätte aufgibt und sich bereitwillig auf toxisches Terrain begibt, wird nicht weiter thematisiert. Jedenfalls mutiert sie dort zur Alkoholikerin. Was bleibt ihr auch sonst übrig?

Wer Sehnsucht nach starken Frauenfiguren verspürt, der könnte sich zum Beispiel „Dolores Claiborne“ anschauen. Aber in „The Power of the Dog“ sind alle Personen statisch, eindimensional und wecken keine Emotionen. Die Dialoge bewegen sich auf folgendem Niveau: „Ich bringe dir eine kleine Überraschung mit.“ – „Was denn?“ – „Sag ich nicht, sonst wär’s ja keine Überraschung.“ Die Männer müssen wieder ein Piano schleppen und die Frauen mühen sich mit dem Herumklimpern ab. Was nützen die schönen Landschaftsaufnahmen, wenn die eigentliche Geschichte viel zu spät in die Gänge kommt und man sich mindestens bis dahin beständig fragt: Und was soll das alles?

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Ich bin dein Mensch (Maria Schrader)

Eigentlich macht es keinen Spaß über solche Filme zu schreiben. Aber es heißt ja: Klaus, wo sind die aktuellen Filme? Mach ich doch (s. „Nomadland“) und dann sieht man ja, was dabei rauskommt. Gegenüber deutschen Filmen will man ja auch keine Vorurteile haben, denn Vorurteile sind blöd. Dumm nur, wenn die Vorurteile, die sich trotz guter Vorsätze partout nicht verscheuchen lassen wollen, auch noch übertroffen werden. Einen Amateurfilm kann man u.a. an den minutenlangen Einstellungen von Protagonisten erkennen, in denen sie auf Bürgersteigen wandeln, Treppen hochgehen, im Auto fahren usw., ohne dass die Handlung nur einen Deut vorangetrieben wird. Damit geht „Ich bin dein Mensch“ verschwenderisch um.

Gegeizt wird mit allen Zutaten für eine gute Erzählung. Dieser Film hat nichts Befreiendes, Subversives, Rücksichtsloses, Trickreiches, Freches, keinen Witz, keine Spannung, keine guten Dialoge und erzeugt keine Emotionen. Viel schlimmer als die limitierten handwerklichen Fähigkeiten der Regisseurin und die grassierende Langeweile ist die ganze Scheinheiligkeit, das Bemühen um Political Correctness, die Biederkeit, die Bedeutungsschwere, die Angst, die Schere im Kopf und die Künstlichkeit, mit der hier zu Werke gegangen wird. Sie sind Ausdruck einer Parallelwelt, in der sich Filmemacher und Entscheider bewegen. Wie will man denn auch aus den von Steuergeldern finanzierten Elfenbeintürmen herab die Menschen auf der Erde erreichen? Da wird ein stylisches Ambiente zelebriert, angefüllt mit künstlichen Figuren einer drittklassigen Vorabendserie.

Allen voran die Heldin, die ca. 40-jährige Alma, die hier zwar keine Werberin, sondern – ebenso direkt aus dem Leben gegriffen – eine Archäologin an einem Berliner Museum mimt. Neben dieser Tätigkeit legt der Dekan (oder wer immer das ist?) ihr nahe, an einem beziehungstechnischen Forschungsprojekt teilzunehmen. Sie soll nämlich drei Wochen mit einem männlichen Roboter (Tom) verbringen, der ganz auf ihre persönlichen Bedürfnisse programmiert ist. Wieso spielt der Dekan (oder wer das ist?) hier überhaupt den Agent Provocateur? Wieso lässt Alma sich auf diese Nötigung ein? Seit wann wird eine neue Technologie mit unwilligen Probanden erprobt? Seit wann werden derartige Versuchsreihen von Robotern überwacht? Warum gibt es keine fundierte Recherche über KI? Warum gibt es keine Beschäftigung mit existierenden Filmen ähnlicher Thematik, mit „Nummer 5 lebt!“, „Robot & Frank“, „Ex Machina“, „Her“, „Wall-E“ usw.? Warum werden deren Qualitäten ignoriert?

Zur Dürftigkeit des Plots von „Ich bin dein Mensch“ gehört die Vorhersehbarkeit der Entwicklung von Almas Beziehung zum Roboter, in den sie sich – oh Wunder! – am Ende verliebt. Ihre Liebesnacht mit Tom auf dem steinigen Boden des Pergamonmuseums (!) gipfelt in einem Fünf-Sekunden-Quickie (!) und war, nach Almas Bekunden, die schönste ihres Lebens. Da kann man nur sagen: Armes Mädel! Dann stellt sie auch noch fest, dass ihre Forschungsergebnisse von argentinischen Wissenschaftlern längst veröffentlicht wurden. Da kann man nur sagen: Dumm gelaufen! Zumindest zeigt Alma an dieser Stelle mal echte Gefühle und weint über ihre eigene Dummheit.

Wann und unter welchen Umständen ist hierzulande eigentlich die Kunst, gute Geschichten zu erzählen, auf der Strecke geblieben? 1933? Wo ist das Bedürfnis von Filmemachern, funktionierende Geschichten zu erzählen? Wo ist die Auseinandersetzung mit den gestalterischen Zutaten? Vor knapp 100 Jahren kam kein Geringerer als Alfred Hitchcock zu Studienzwecken nach Deutschland, um von Murnau, Lang usw. zu lernen. Und heute? Ist allenfalls deutsches Geld bei einer Filmproduktion gut genug. Warum gibt es an deutschen Schulen keinen Unterricht in Creative Writing, keine Bildung im Erzählen guter Geschichten?

Dann müssten wir uns heute wahrscheinlich nicht über diese ganzen Missverständnisse unterhalten? Dann wäre das im Ansatz vorhandene dramatische Potenzial dieser Geschichte erkannt und ausgereizt worden. Das ist nämlich die Nähe zu einem klassischen Erzählmotiv: „Die Unmögliche Liebe“ („Romeo und Julia“, „Casablanca“, „Die Brücken am Fluss“ usw.). Aber wissen die Filmemacher überhaupt, was ein klassisches Erzählmotiv ist? Blöde Frage. Kann es ohne Studium archaischer Erzählstrukturen überhaupt gute Geschichten geben? Jetzt reicht’s aber. Deshalb schenken wir uns auch taugliche dramaturgische Lösungen. Nur so viel: „Die Unmögliche Liebe“ impliziert das Scheitern einer Liebesgeschichte, die Verzweiflung und nicht die Auffrischung von Gefühlsduseleien einer 30 Jahre zurück liegenden Jugendliebe mit pseudophilosophischem Gefasel. Dann doch lieber Inga Lindström.

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Logan Lucky (Steven Soderbergh)

Hilly-Billy-Unfug mit einem hanebüchenen Gefängnisausbruch. Wehmütige Erinnerungen an László Benedeks „Der unheimliche Besucher“ oder Frank Darabonts „Die Verurteilten“. Keine Person, mit der man mitfiebern kann. Dafür eine Vielzahl von Figuren ohne Handlungsrelevanz: Ehefrau Bobbie, deren Freund Moody, Tochter Sadie usw. Einzig Kommissarin Sarah Grayson weiß durch ihre unbequemen Fragen zu überzeugen. Immerhin gibt es in „Logan Lucky“ zwei bis drei gelungene Gags. Wieso dreht Steven Soderbergh, der vor 20 Jahren den hervorragenden Drogenthriller „Traffic“ gedreht hat, so einen spannungslosen Nonsense?

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Nomadland (Chloé Zhao) USA 2020

Diese unsäglich langweilige, erzählerische Nullnummer ist eigentlich gar kein Film. Es ist ein Missverständnis, das auf folgender Annahme beruht: Wir haben gute Absichten, indem wir einen liebevollen Blick auf gesellschaftliche Randfiguren werfen, genauer: auf Wohnungslose („nicht obdachlos“ wie die Protagonistin Fern betont), also haben wir auch einen guten Film. Diese Gleichung ist natürlich grober Unfug. Auch die Entschuldigung, „Nomadland“ sei ja „dokumentarisch“ inszeniert, ist nichts anderes als eine Beleidigung für gut gemachte Dokumentarfilme. Warum sollte denn überhaupt das handwerkliche Regelwerk (Die 7 Säulen der Filmgestaltung) für irgendeine Filmgattung außer Kraft gesetzt sein?

In „Nomadland“ fährt Fern (die arme Frances McDormand) alleine in ihrem zum Wohnmobil umgebauten Van durch eine winterliche Landschaft, arbeitet aushilfsweise bei Amazon, besucht ein Camp anderer Nomaden, repariert ihr Wohnmobil, besucht einen Waschsalon oder spielt auf ihrer Querflöte. Bei all diesen Aktivitäten erfahren wir kaum etwas über die Hauptperson.

Der erste dramatische Höhepunkt ereignet sich nach ca. 40 Minuten, als sie im Wohnmobil ein größeres Geschäft verrichtet und zeitgleich jemand an die Tür klopft. Der zweite Höhepunkt ereilt den tapferen Zuschauer nach gut einer Stunde, als ihr Wohnmobil defekt ist und sie für die Reparatur über 2.000 Dollar zahlen soll. Gottseidank hat sie eine liebevolle Schwester, die ihr sofort aus der der Patsche hilft. Überhaupt sind alle Menschen, denen sie begegnet, nett und zuvorkommend: Die Besitzerin eines Tankstellen-Rastplatzes jagt die Camperin nicht davon, sondern sorgt sich wegen der Kälte um sie. Die Arbeitskollegen sind freundlich und lustig. Die Familie des älteren Dave, der ein Auge auf sie geworfen hat, empfängt sie mit offenen Armen. Ringelpietz ohne Anfassen. Die grassierende Gutherzigkeit ihrer Mitmenschen ist genauso unglaubwürdig wie langweilig und eine Umkehrung der dramaturgischen Kardinalregel: Wie können wir unserer Heldin das Leben möglichst leicht machen? Die Nähe des gutmütigen Dave wird Fern auch schnell zu viel, weshalb die Beziehungsunfähige lieber weiter flüchtet. Eine Entwicklung wird ihr nicht vergönnt. Wozu auch? Die Hauptperson ist der Filmemacherin ziemlich egal. Hier geht es um Größeres, um globale Zusammenhänge, die leider alle unklar bleiben, zugekleistert mit guten Absichten, political Correctness und lauter Gutmenschen.

Da sind wir – zumindest von der Bedeutung der Silben her – beim Positiven: Es gibt zum Teil tolle Landschaftsaufnahmen und Fern umarmt einen Baum. Das ist sehr schön, auch wenn das alles ist. „Nomadland“ hat keine Geschichte, keine Konflikte, keine Gefahren, keine prägnanten Figuren oder Dialoge. Die eigentlich interessante Frage ist, wieso er überhaupt diese Würdigungen erhalten hat? Qualitative Gründe gibt es keine! Aber welche dann? Politische, gesellschaftspolitische, umweltpolitische, soziologische, ethnologische, psychologische, Schuldgefühle gegenüber den Nicht-Sesshaften, gegenüber den Vertriebenen, gegenüber den Ureinwohnern Amerikas, gegenüber den Frauen in der Post-Weinstein-Ära? Wie auch immer, jedenfalls geht es hier nicht um die fachgerechte Gestaltung eines Films. Im Schlusstitel gibt es eine Widmung für alle verblichenen Nomaden und eine Drohung: Wir sehen uns! Die Vorstellung, von diesen Filmemachern jemals wieder etwas zu sehen, ist schon beunruhigend.

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The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Eigentlich ist es beruhigend, dass die Amerikaner auch mal einen derartigen Müll produzieren. Dabei hätte man eher die Deutschen der Täterschaft dieses verquasten, pseudointellektuellen Literaturlangweilers verdächtigt. Symptomatisch beginnt „The Hours“ mit einem handwerklichen Fehler. Er zeigt den Freitod der Schriftstellerin Virginia Woolf, der keinerlei Emotionen hervorruft. Wie sollte er auch? Wir haben sie ja noch gar nicht kennengelernt. Wenn der Zuschauer die Chance gehabt hätte, eine Beziehung aufzubauen, ihr nahe zu kommen, wäre ihr Freitod vielleicht ein Verlust gewesen. Aber so …

Ein weiterer Fehler sind die drei Erzählebenen, die zum ganzen Wirrwarr passen. Frei nach dem Motto: Wenn’s bei der einen Episode nicht klappt, dann vielleicht bei der nächsten? Nein, so läuft das eben nicht. Die ersehnte Tiefe und Komplexität erzielt man gerade nicht durch die Etablierung mehrerer Erzählstränge. Die Lösung wäre genau das Gegenteil gewesen, eine Reduktion und Konzentration auf wenige, taugliche Figuren wie es z.B. „Fahrraddiebe“ oder „Die Brücken am Fluss“ demonstriert haben.

Die Protagonisten in „The Hours“ sind meist Frauen, die merkwürdige und bedeutungsschwangere Dinge sagen und tun. Nur, worum geht’s überhaupt? Was ist die Geschichte? Was ist der erzählerische Bogen? Wer die ersten 20 Minuten übersteht, der erfährt irgendwann, dass es eine Verbindung zum Roman „Mrs. Dalloway“ von Virginia Woolf geben soll. Der beeinflusst und verändert nämlich das Leben der weiblichen Protagonisten. Das sind aber – mit Verlaub – keine Geschichten!

Es gibt immer wieder vereinzelte Szenen, in denen das Talent der hochkarätig besetzten Schauspielerriege aufblitzt. Aber dann dominiert wieder der Wirrwarr, die sinnfreie Bedeutungsschwere. Bleibt die Frage, warum sich Schauspieler von der Qualität einer Meryl Streep oder Nicole Kidman für so eine erzählerische Nullnummer hergegeben haben? Der Regisseur ist bereits vorher mit dem Gutmenschfilm „Billy Elliot“ unangenehm aufgefallen.

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Rocca verändert die Welt (Katja Benrath)

Nein, ich mach’s nicht! Dieser Blog soll kein Ort zum Lästern sein. Nein, nein, nein! Andererseits: Was zu viel ist, ist zu viel. Was sehe ich im neuen Filmkatalog des BJF mit aktuellen, sehenswerten Filmen für unsere Jugend? „Rocca verändert die Welt“ ist im Programm und hat auch noch das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten. Unsere armen Kinder!

Gutmenschen

Als wir den Film nichtsahnend auf einem Filmfestival im Wettbewerb sahen, hat unsere Delegation geschlossen den Saal verlassen. Und zwar in dem Moment als der gutmütige Obdachlose, der selbstredend ohne eigenes Verschulden auf der Straße gelandet ist, sich als Doktor der Jurisprudenz entpuppt. Als er sich dann gegenüber der Pippi-Langstrumpf-Epigone auch noch als Besitzer einer Villa am Elbstrand outet, die er natürlich seinen Leidensgenossen zugute kommen lassen will, war das Maß voll. Die Regisseurin kommt von der Hamburg Media School, bekannt als steter Quell des Gutmenschentums, der Langeweile und der unfreiwilligen Komik – jedenfalls meistens. Daran hat auch „Rocca“ nichts verändert.

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