Antikriegsfilm

Im Grunde herrscht Rätselraten. Niemand weiß so recht, was ein Antikriegsfilm ist.

Wikipedia

Wikipedia müht sich folgendermaßen ab: „Der Begriff Antikriegsfilm bezeichnet in der neueren filmwissenschaftlichen Diskussion kein eigenes Genre mehr, sondern wird nur noch als Prädikat für jene Kriegsfilme verwendet, die in bewusst zum Frieden mahnender Absicht die Schrecken des Krieges zeigen.“

Wortbedeutung

Wortbedeutung.info bedient sich bei Wikipedia oder umgekehrt: „Film, der in bewusst zum Frieden mahnender Absicht die Schrecken des Krieges zeigt.“

Filmwissenschaft

Filmwissenschaftler Knut Hickethier müht sich gar nicht erst um Verständnis. Für ihn sind „Ästhetik und Dramaturgie sowohl im Kriegs- als auch im Antikriegsfilm gleich. Die Darstellung an sich dient dem Kriegsfilm jedoch als Selbstzweck. Der Antikriegsfilm soll die Akteure nicht nur objekthaft zum Material des Films, sondern die Entmenschlichung, Entgrenzung und Absurdität des Krieges nachvollziehbar machen.“

Journalismus

Nancy Hollander sieht es moralpolitisch und ein Problem „in vielen für sie nur scheinbaren Antikriegsfilmen, wie zum Beispiel ‚Platoon’, dass sie zwar den Horror des Krieges veranschaulichen, jedoch nicht den sozialen und politischen Zusammenhang analysieren, der zeigt, dass dieser Krieg wirklich schlecht war. Der Antikriegsfilm soll den Zuschauer zum Schluss nicht ohne Hoffnung stehen lassen, und ohne das Verantwortungsgefühl, etwas an der Außenpolitik des Landes ändern zu wollen.“

Bundeszentrale für politische Bildung

Die beste Definition kommt von der Bundeszentrale für politische Bildung: „Antikriegsfilme verabscheuen den Krieg und fordern seine Abschaffung. Seine verheerenden Wirkungen auf Körper und Psyche der Menschen stehen im Vordergrund. Das Leid der Zivilbevölkerung wird nicht ausgespart, auch der Gegner bekommt ein Gesicht und verdient Mitleid. Ein Antikriegsfilm betreibt keine einseitige Propaganda zugunsten des Krieges, sondern bemüht sich um eine moralische Aufklärung über Sinn und Unsinn des Tötens. Manche verurteilen den Krieg allgemein. Andere sprechen einem bestimmten Krieg, zum Beispiel dem Vietnamkrieg, im Nachhinein die Rechtfertigung ab. Die Helden sterben kläglich oder kehren traumatisiert zurück. Sie müssen feststellen, dass der Krieg keine persönlichen und gesellschaftlichen Probleme lösen kann.“

Definition

Wer zum Beispiel einen Film wie „Lone Survivor“ oder „Black Hawk Down“ gesehen hat, weiß eines ganz genau: In diese dargestellte Anhäufung zwischenmenschlicher Grausamkeiten möchte man auf keinen Fall geraten! Wenn sich dieses Gefühl einstellt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich hier um einen Antikriegsfilm handelt.

Lone Survivor (Peter Berg) USA 2013

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Quo Vadis, Aida? (Jasmila Žbanić) EU 2020

25 Jahre nach dem Völkermord an muslimischen Bosniaken in Srebenica jetzt mit „Quo Vadis, Aida?“ eine filmische Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels jüngster europäischer Geschichte. Dabei setzt die Filmemacherin ganz auf Authentizität. Im Stile eines packenden Dokumentarfilms konzentriert sie sich auf die letzten Stunden bis zur …

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Tränen der Sonne (Antoine Fuqua)

Ein spannender Kriegsthriller, der zeitlich wohl auf den Militärputsch des Diktators Sani Abacha in Nigeria 1993 beruht. Aufrührerische Rebellen ermorden den gewählten Präsidenten samt Familie, übernehmen die Macht und verbreiten durch „ethnische Säuberungen“ Angst und Schrecken. „Tränen der Sonne“ besticht mit einer einfachen Geschichte, mit …

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