The Power of the Dog (Jane Campion)

„The Power of the Dog“ ist kein Western, sondern ein in Neuseeland angesiedelter, 1925 in Montana spielender Amateurfilm. Der dürftige Plot benötigt quälend lange Einstellungen, um auf seine Endlänge zu kommen. Wenn Cowboy Phil Burbank von düsteren Gedanken umnebelt seine Zigarette anzündet, dürfen wir ihm geschlagene 30 Sekunden dabei zuschauen. Nach einer Stunde versammeln sich endlich alle Spielfiguren auf der Ranch der Burbanks und dann geht es noch ein bisschen zur Sache.

Exposition

Nur, wer übersteht das ganze bis dahin? Das ist natürlich ein eklatanter Verstoß gegen Patricia Highsmith’s dramaturgisches Postulat: „Eine gute Geschichte fängt so nah wie möglich vor ihrem Ende an.“ Warum hat die Meisterin des Suspense (Hitchcock ist der Meister) das gesagt? Weil der Zuschauer dann permanent Fragen hat und sich die Backstory erschließen muss. Er fungiert sozusagen als Detektiv. Er wird ernst genommen. Sein Intellekt ist gefordert und er wird nicht, wie bei Jane Campion, für dumm verkauft.

Die Geschichte

Die beiden ungleichen Brüder Phil und George Burbank sind relativ wohlhabende Rancher. Bei einem Viehtrieb begegnen sie der verwitweten Gaststättenbesitzerin Rose und ihrem femininen Sohn Peter. Phil ist ein böser Bube und hat Spaß daran, Schwächere zu demütigen. So zündet er sich zum Beispiel mit Hilfe der liebevoll von Peter gebastelten Papierblumen seine Zigarette an. Schlimm, schlimm! George ist der sanftere Bruder, der Hilfsbereite, der sich in Rose verliebt und sie heiratet. Als gemeinsames Domizil wählen sie – warum auch immer? – die Ranch der Burbanks, auf der Phil ihr natürlich das Leben zur Hölle macht. Warum Rose ihre Gaststätte aufgibt und sich bereitwillig auf toxisches Terrain begibt, wird nicht weiter thematisiert. Jedenfalls mutiert sie dort zur Alkoholikerin. Was bleibt ihr auch sonst übrig?

Die Figuren

Wer Sehnsucht nach starken Frauenfiguren verspürt, der könnte sich zum Beispiel „Dolores Claiborne“ anschauen. Aber in „The Power of the Dog“ sind alle Personen statisch, eindimensional und wecken keine Emotionen. Die Dialoge bewegen sich auf folgendem Niveau: „Ich bringe dir eine kleine Überraschung mit.“ – „Was denn?“ – „Sag ich nicht, sonst wär’s ja keine Überraschung.“ Die Männer müssen wieder ein Piano schleppen und die Frauen mühen sich mit dem Herumklimpern ab.

Fazit

Was nützen die schönen Landschaftsaufnahmen, wenn die eigentliche Geschichte viel zu spät in die Gänge kommt und man sich mindestens bis dahin beständig fragt: Und was soll das alles?

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für "The Power of the Dog"

Ich bin dein Mensch (Maria Schrader)

Eigentlich macht es keinen Spaß über solche Filme zu schreiben. Aber es heißt ja: Klaus, wo sind die aktuellen Filme? Mach ich doch (s. „Nomadland“) und dann sieht man ja, was dabei rauskommt. Gegenüber deutschen Filmen will man ja auch keine Vorurteile haben, denn Vorurteile sind blöd. Dumm nur, wenn die Vorurteile, die sich trotz guter Vorsätze partout nicht verscheuchen lassen wollen, sich bestätigen. Einen Amateurfilm kann man u.a. an den minutenlangen Einstellungen von Protagonisten erkennen, in denen sie auf Bürgersteigen wandeln, Treppen hochgehen, im Auto fahren usw., ohne dass die Handlung nur einen Deut vorangetrieben wird. Damit geht „Ich bin dein Mensch“ verschwenderisch um.

Political Correctness

Gegeizt wird mit allen Zutaten für eine gute Erzählung. Dieser Film hat nichts Befreiendes, Subversives, Rücksichtsloses, Trickreiches, Freches, keinen Witz, keine Spannung, keine guten Dialoge und erzeugt keine Emotionen. Viel schlimmer als die limitierten handwerklichen Fähigkeiten der Regisseurin und die grassierende Langeweile ist die ganze Scheinheiligkeit, das Bemühen um Political Correctness, die Biederkeit, die Bedeutungsschwere, die Angst, die Schere im Kopf und die Künstlichkeit, mit der hier zu Werke gegangen wird. Sie sind Ausdruck einer Parallelwelt, in der sich Filmemacher und Entscheider bewegen. Wie will man denn auch aus den von Steuergeldern finanzierten Elfenbeintürmen herab die Menschen auf der Erde erreichen? Stylisches Ambiente, angefüllt mit den Stereotypen einer drittklassigen Vorabendserie, dominiert das Geschehen.

Die Figuren

Allen voran die Heldin, die ca. 40-jährige Alma, die hier zwar keine Werberin, sondern – ebenso direkt aus dem Leben gegriffen – eine Archäologin an einem Berliner Museum mimt. Neben dieser Tätigkeit legt der Dekan (oder wer immer das ist?) ihr nahe, an einem beziehungstechnischen Forschungsprojekt teilzunehmen. Sie soll nämlich drei Wochen mit einem männlichen Roboter (Tom) verbringen, der ganz auf ihre persönlichen Bedürfnisse programmiert ist. Wieso spielt der Dekan (oder wer das ist?) hier überhaupt den Agent Provocateur? Wieso lässt Alma sich auf diese Nötigung ein? Seit wann wird eine neue Technologie mit unwilligen Probanden erprobt? Wieso überwachen Roboter derartige Versuchsreihen? Warum gibt es keine fundierte Recherche über KI? Wieso gibt es keine Beschäftigung mit existierenden Filmen ähnlicher Thematik, mit „Nummer 5 lebt!“, „Robot & Frank“, „Ex Machina“, „Her“, „Wall-E“ usw.? Warum ignoriert man deren Qualitäten?

Dumm gelaufen

Zur Dürftigkeit des Plots von „Ich bin dein Mensch“ gehört die Vorhersehbarkeit der Entwicklung von Almas Beziehung zum Roboter, in den sie sich – oh Wunder! – am Ende verliebt. Ihre Liebesnacht mit Tom auf dem steinigen Boden des Pergamonmuseums (!) gipfelt in einem Fünf-Sekunden-Quickie (!) und war, nach Almas Bekunden, die schönste ihres Lebens. Da kann man nur sagen: Armes Mädel! Dann stellt sie auch noch fest, dass ihre Forschungsergebnisse von argentinischen Wissenschaftlern längst veröffentlicht wurden. Da kann man nur sagen: Dumm gelaufen! Zumindest zeigt Alma an dieser Stelle mal echte Gefühle und weint über ihre eigene Dummheit.

Das Erzählen

Wann und unter welchen Umständen ist hierzulande eigentlich die Kunst, gute Geschichten zu erzählen, auf der Strecke geblieben? 1933? Wo ist das Bedürfnis von Filmemachern, funktionierende Geschichten zu erzählen? Wo ist die Auseinandersetzung mit den gestalterischen Zutaten? Vor knapp 100 Jahren kam kein Geringerer als Alfred Hitchcock zu Studienzwecken nach Deutschland, um von Murnau, Lang usw. zu lernen. Und heute? Ist allenfalls deutsches Geld bei einer Filmproduktion gut genug. Warum gibt es an deutschen Schulen keinen Unterricht in Creative Writing, keine Bildung im Erzählen guter Geschichten?

Die unmögliche Liebe

Dann müssten wir uns heute wahrscheinlich nicht über diese ganzen Missverständnisse unterhalten? Dann wäre das im Ansatz vorhandene dramatische Potenzial dieser Geschichte erkannt und ausgereizt worden. Das ist nämlich die Nähe zu einem klassischen Erzählmotiv: „Die Unmögliche Liebe“ („Romeo und Julia“, „Casablanca“, „Die Brücken am Fluss“ usw.). Aber wissen die Filmemacher überhaupt, was ein klassisches Erzählmotiv ist? Blöde Frage. Kann es ohne Studium archaischer Erzählstrukturen überhaupt gute Geschichten geben? Jetzt reicht’s aber. Deshalb schenken wir uns auch taugliche dramaturgische Lösungen. Nur so viel: „Die Unmögliche Liebe“ impliziert das Scheitern einer Liebesgeschichte, die Verzweiflung und nicht die Auffrischung von Gefühlsduseleien einer 30 Jahre zurück liegenden Jugendliebe mit pseudophilosophischem Gefasel. Dann doch lieber Inga Lindström.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 7 schwarze traurige Gesichter für "Ich bin dein Mensch"

Nomadland (Chloé Zhao) USA 2020

Diese unsäglich langweilige, erzählerische Nullnummer ist eigentlich gar kein Film. Es ist ein Missverständnis, das auf folgender Annahme beruht: Wir haben gute Absichten, indem wir einen liebevollen Blick auf gesellschaftliche Randfiguren werfen, genauer: auf Wohnungslose („nicht obdachlos“ wie die Protagonistin Fern betont), also haben wir auch einen guten Film. Diese Gleichung ist natürlich grober Unfug. Auch die Entschuldigung, „Nomadland“ sei ja „dokumentarisch“ inszeniert, ist nichts anderes als eine Beleidigung für gut gemachte Dokumentarfilme. Warum sollte denn überhaupt das handwerkliche Regelwerk (Die 7 Säulen der Filmgestaltung) für irgendeine Filmgattung außer Kraft gesetzt sein?

Die „Geschichte“

In „Nomadland“ fährt Fern (die arme Frances McDormand) alleine in ihrem zum Wohnmobil umgebauten Van durch eine winterliche Landschaft, arbeitet aushilfsweise bei Amazon, besucht ein Camp anderer Nomaden, repariert ihr Wohnmobil, besucht einen Waschsalon oder spielt auf ihrer Querflöte. Bei all diesen Aktivitäten erfahren wir kaum etwas über die Hauptperson.

Der erste dramatische Höhepunkt ereignet sich nach ca. 40 Minuten, als sie im Wohnmobil ein größeres Geschäft verrichtet und zeitgleich jemand an die Tür klopft. Der zweite Höhepunkt ereilt den tapferen Zuschauer nach gut einer Stunde, als ihr Wohnmobil defekt ist und sie für die Reparatur über 2.000 Dollar zahlen soll. Gottseidank hat sie eine liebevolle Schwester, die ihr sofort aus der der Patsche hilft. Überhaupt sind alle Menschen, denen sie begegnet, nett und zuvorkommend: Die Besitzerin eines Tankstellen-Rastplatzes jagt die Camperin nicht davon, sondern sorgt sich wegen der Kälte um sie. Die Arbeitskollegen sind freundlich und lustig. Die Familie des älteren Dave, der ein Auge auf sie geworfen hat, empfängt sie mit offenen Armen. Ringelpietz ohne Anfassen.

Political Correctness

Die grassierende Gutherzigkeit ihrer Mitmenschen ist genauso unglaubwürdig wie langweilig und eine Umkehrung der dramaturgischen Kardinalregel: Wie können wir unserer Heldin das Leben möglichst leicht machen? Die Nähe des gutmütigen Dave wird Fern auch schnell zu viel, weshalb die Beziehungsunfähige lieber weiter flüchtet. Eine Entwicklung wird ihr nicht vergönnt. Wozu auch? Die Hauptperson ist der Filmemacherin ziemlich egal. Hier geht es um Größeres, um globale Zusammenhänge, die leider alle unklar bleiben, zugekleistert mit guten Absichten, political Correctness und lauter Gutmenschen.

Fazit

Da sind wir – zumindest von der Bedeutung der Silben her – beim Positiven: Es gibt zum Teil tolle Landschaftsaufnahmen und Fern umarmt einen Baum. Das ist sehr schön, auch wenn das alles ist. „Nomadland“ hat keine Geschichte, keine Konflikte, keine Gefahren, keine prägnanten Figuren oder Dialoge. Die eigentlich interessante Frage ist, wieso er überhaupt diese Würdigungen erhalten hat? Qualitative Gründe gibt es keine! Aber welche dann? Politische, gesellschaftspolitische, umweltpolitische, soziologische, ethnologische, psychologische, Schuldgefühle gegenüber den Nicht-Sesshaften, gegenüber den Vertriebenen, gegenüber den Ureinwohnern Amerikas, gegenüber den Frauen in der Post-Weinstein-Ära? Wie auch immer, jedenfalls geht es hier nicht um die fachgerechte Gestaltung eines Films. Im Schlusstitel gibt es eine Widmung für alle verblichenen Nomaden und eine Drohung: Wir sehen uns! Die Vorstellung, von diesen Filmemachern jemals wieder etwas zu sehen, ist schon beunruhigend.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für Nomadland.

Hollywoodmüll

Dog Eat Dog (Paul Schrader) USA 2016

„Dog eat Dog“ als Hollywoodmüll zu bezeichnen, ist noch untertrieben. Es ist ein abscheulicher Film. In den ersten fünf Minuten schlachtet der drogensüchtige Mad Dog (William Dafoe) seine Freundin Sheila mit einem Fischmesser regelrecht ab. Anschließend erschießt er deren Tochter. Abbruch.

Warum sollte man sich diesen Dreck anschauen? Für wen oder was sollte man sich in „Dog eat Dog“ interessieren? Für den Junkie? Kann nicht sein. Für die Ermordeten oder das Fischmesser? Kann auch nicht sein. Tut man Paul Schrader damit unrecht? Nein. Selbst wenn hinterher noch etwas Interessantes kommen sollte, kann man eine Filmexposition kaum abschreckender gestalten. Ein Opening sollte den Zuschauer aber nicht vor den Kopf stoßen, sondern ködern und einfangen. Das ist erzählerisches Einmaleins.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 7 schwarze traurige Gesichter für "Dog Eat Dog"

Four Rooms (Anders, Rockwell, Rodriguez, Tarantino) USA 1995

Also, Tarantino sitzt da doch eines Abends mit seinen Kollegen Allison Anders, Alexandre Rockwell und Robert Rodriguez zusammen. Sie saufen und und haben irre viel Spaß. Und dann denken sie: Machen wir doch einen Film, damit die anderen auch so viel Spaß haben. Dummerweise überträgt sich das nicht. Ist ja auch nicht so einfach einen lustigen Film zu drehen.

Opening: Bevor er seinen Ruhestand antritt, gibt der alternde Page eines Hotels seinem jungen Nachfolger noch einen Ratschlag: Lass Deinen Schwanz in der Hose! Dann folgt als Titelvorspann ein 3-minütiger Zeichentrickfilm, der ästhetisch nun so gar nichts mit den Spielfilmepisoden zu tun hat. Das zweite Mal, dass man sich fragt: Und was soll das alles? Die dritte Irritation lässt dann auch nicht lange auf sich warten …

Fazit: Man muss sich schon ordentlich die Kante gegeben haben, um diesen Nonsense ertragen zu können. Tut mir Leid, aber der Powerschalter war verlockender. Da hilft es dann auch nicht mehr, wenn die Regisseure sich bei den Episoden bei Roald Dahl bedient haben – angeblich. Eigentlich sollte besser niemand diese infantilen, künstlichen und langweiligen „Four Rooms“ betreten!

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 7 schwarze traurige Gesichter für Hollywoodmüll.

Kick-Ass 2 (Jeff Wadlow) USA 2013

Kick-Ass 2“ ist ein uninspirierter, schaler Aufguss seines Vorgängers. Es gibt zwei bis drei gute Gags und ein paar gelungene Szenen, die den Alltag von Teenagern beschreiben. Ansonsten ein Stelldichein von Comicfiguren, die mit erstaunlich brutalen oder sentimentalen Aktionen unangenehm auffallen. Gehört zur Abteilung „Hollywoodmüll“.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für "Kick-Ass 2"

The Adverse (Brian Metcalf) USA 2021

Es gibt Filmemacher, die stellen ihrem Werk ein Nietzsche-Zitat voran. Kann eigentlich nicht verkehrt sein, suggeriert es doch gedanklichen Tiefgang? In „The Adverse“ ist es aber der erste Beitrag zur unfreiwilligen Komik.

Es folgen klischeehafte Figuren, die hölzerne Dialoge absondern und abstruse Dinge tun. Die größte Lachnummer ist der koksende Betreiber einer Nachtbar, der von Gangsterboss Kaden (Mickey Rourke ist sich auch für nichts zu schade) zusammen gestaucht und vom Regisseur selbst gespielt wird. Wen oder was soll man denn hier ernst nehmen? Hollywoodmüll! Abbruch nach 10 Minuten.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 7 schwarze traurige Gesichter für "The Adverse"

The Old Way (Brett Donowho) USA 2022

Was für ein öder Western! Stümperhafter Versuch einer Variante von „Spiel mir das Lied vom Tod“. Klischeehaftes, künstliches Szenario mit gestelzten Dialogen und unfreiwilliger Komik. Erstaunlich ist nur, was für ein Schrott produziert wird.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 7 schwarze traurige Gesichter für Hollywoodmüll.

Langweiler

Death Proof – Todsicher (Quentin Tarantino) USA 2007

Das Talent von Quentin Tarantino blitzt gelegentlich in vereinzelten Szenen auf, nie in einer Filmerzählung. Die Eröffnung von „Inglourious Bastards“ ist zum Beispiel genial, ebenso einige Situationen in „Django Unchained“ oder „Once Upon a Time in Hollywood“. Aber dann dominiert wieder die grenzenlose Infantilität eines pubertierenden Rotzlöffels in Gestalt eines Gothic-Säufers und gipfelt in hanebüchenem Müll wie „Kill Bill“ oder „Death Proof“. Der ist ein Langweiler und ein handwerkliches Armutszeugnis.

Nach geschlagenen 45 Minuten gibt es den ersten dramatischen Höhepunkt. Bis dahin Geschwätzigkeiten knapp bekleideter junger Frauen über Saufen, Kiffen, Filme, Autos und Ficken – worüber Mädels eben so reden. Viel Musik. Ein Lapdance. Viel Schnickschnack, mal in Farbe, mal in Schwarzweiß. Warum? Egal. In „Death Proof“ geht’s um Tarantinos degenerierte Spielzeugwelt, in der Autos (Dodge Challenger aus „Fluchtpunkt San Francisco“) eben wichtiger sind als die Figuren oder halbwegs nachvollziehbare dramatische Ereignisse. Spannungsfreier Schwachsinn. Eigentlich müsste der Filmtitel folgendermaßen lauten: „Death Boredom – Todsicher“.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für den Langweiler "Death Proof"

Logan Lucky (Steven Soderbergh) USA 2017

Hilly-Billy-Unfug mit einem hanebüchenen Gefängnisausbruch. Wehmütige Erinnerungen an László Benedeks „Der unheimliche Besucher“ oder Frank Darabonts „Die Verurteilten“. Keine Person, mit der man mitfiebern kann. Dafür eine Vielzahl von Figuren ohne Handlungsrelevanz: Ehefrau Bobbie, deren Freund Moody, Tochter Sadie usw. Einzig Kommissarin Sarah Grayson weiß durch ihre unbequemen Fragen zu überzeugen. Immerhin gibt es in „Logan Lucky“ zwei bis drei gelungene Gags. Wieso dreht Steven Soderbergh, der vor 20 Jahren den hervorragenden Drogenthriller „Traffic“ gedreht hat, so einen sinnfreien Langweiler?

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für den Langweiler "Logan Lucky"

Rocca verändert die Welt (Katja Benrath) D 2019

Nein, ich mach’s nicht! Dieser Blog soll kein Ort zum Lästern sein. Nein, nein, nein! Andererseits: Was zu viel ist, ist zu viel. Was sehe ich im neuen Filmkatalog des BJF mit aktuellen, sehenswerten Filmen für unsere Jugend? „Rocca verändert die Welt“ ist im Programm und hat auch noch das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten. Unsere armen Kinder!

Als wir den Film nichtsahnend auf einem Filmfestival im Wettbewerb sahen, hat unsere Delegation geschlossen den Saal verlassen. Und zwar in dem Moment als der gutmütige Obdachlose, der selbstredend ohne eigenes Verschulden auf der Straße gelandet ist, sich als Doktor der Jurisprudenz entpuppt. Als er sich dann gegenüber der Pippi-Langstrumpf-Epigone auch noch als Besitzer einer Villa am Elbstrand outet, die er natürlich seinen Leidensgenossen zugute kommen lassen will, war das Maß voll. Die Regisseurin kommt von der Hamburg Media School, bekannt als steter Quell des Gutmenschentums, der Langeweile und der unfreiwilligen Komik – jedenfalls meistens. Daran hat auch „Rocca verändert die Welt“ nichts verändert.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 7 schwarze traurige Gesichter für den Langweiler "Rocca verändert die Welt"

Absurdistan

Free Fire (Ben Wheatley) GB 2016

Okay, offensichtlich haben die Filmemacher einen großen Teil ihrer Vergangenheit mit fragwürdigen Ballerspielen verbracht. Es gibt in „Free Fire“ aus der Abteilung Absurdistan ein dutzend schräger Typen, die in einer alten Fabrikhalle einen Waffendeal abwickeln wollen. Die Location ist hervorragend und einige Dialoge sind lakonisch, aber das war’s dann. Entscheidender Fehler ist das Fehlen eines oder mehrerer tauglicher Protagonisten. Antagonisten, im dramatischen Sinn, gibt’s eigentlich auch nicht. Deshalb sind einem diese abgehalfterten Figuren und ihr Ableben herzlich egal.

Völlig hanebüchen wird das Ganze, als mitten in der Ballerei plötzlich noch zwei Heckenschützen auftauchen und munter mitmischen. Warum warten sie nicht einfach ab, bis die Trottel sich gegenseitig umgelegt haben und schnappen sich dann den Geldkoffer? Egal. In „Free Fire“ geht’s um andere Dinge. Wer dieses ebenso bleihaltige wie infantile Treiben der Kategorie „Absurdistan“ bis zum Ende durchhält, erfährt noch, dass nur einer überlebt. Wer, weiß ich nicht. Der Ausschalter ist mir zuvor gekommen.

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The Protégé (Martin Campbell) USA 2021

So langsam glaube ich doch an den Zusammenhang von Jahreszahlen und Qualität. „The Protégé“ ist ein unglaublicher Müll! Warum verfilmt man so ein Sammelsurium an klischeehaften Schnipseln? Wer gibt sein Geld dafür aus? Was erhofft man sich davon?

Ein absurdes Szenario jagt das andere. Schon nach kurzer Zeit gewinnt die Verständnislosigkeit Oberhand über das Bemühen, hier tiefere Zusammenhänge zu vermuten und zu erschließen. Irgendwie geht es um den Profikiller Moody (Samuel L. Jackson, The Protégé) und seine Ziehtochter Anna (Maggie Q), die er gerettet hat als sie noch ein Mädchen war. Natürlich fällt ihm nichts Besseres ein, als sie ebenfalls zur Profikillerin auszubilden. Irgendwie geht es um Rache, dann auch wieder nicht. Des öfteren stirbt jemand (Moody, Hayes usw.), der dann doch nicht tot ist. Aber da hat man sich schon längst ausgeklinkt.

Hauptproblem ist – neben dem absurden Treiben aus der Kategorie „Absurdistan“ – das ganze Bataillon an künstlichen Figuren, die zudem nie wirklich in Bedrängnis geraten. Wenn, geschieht es nur scheinbar und ist einem sowieso egal. Die Dialoge bewegen sich auf folgendem Niveau: „Töte mich oder fick mich.“ Ach, hätte er sie doch umgebracht! Der absolute Knaller ist die vietnamesische Motorrad-Rockerbande, die von einem Althippie ohne Helm angeführt wird. Jedenfalls kann man einmal herzhaft lachen. Das ist doch was!

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