Komödie

Die Komödie bezeichnet ein Genre mit erheiterndem Handlungsablauf, der für den bzw. die Helden glücklich endet. Meist behandelt sie negative Ereignisse, die mit Vorsilben wie Nicht-, Miss-, Ver-, Fehl-, Falsch- und Un- zu beschreiben sind. Missverständnis zum Beispiel als verbale Missinterpretation oder Fehldeutung. Die Komödie handelt von Irrtümern und Fehlern, die korrigiert werden müssen („Something goes wrong“ von Danny Simon) oder von Täuschungen, Fälschungen und Lügengebäuden, die immer in Gefahr sind, aufgedeckt zu werden. Das Happy End ist häufig eine Folge von Nebenwirkungen.

Figuren

In Komödien befinden sich die Helden meist am falschen Ort oder im falschen Milieu bzw. die falschen Helden sind am rechten Ort aber zur falschen Zeit. Die Unvereinbarkeit von Charakteren ist ebenso signifikant wie die Unangepasstheit von Verhalten. Die Helden sind durchweg mit Schwächen, Widersprüchlichkeiten, Marotten und Eigenheiten ausgestattet. So werden zum Beispiel Pläne, die ohnehin nicht sonderlich perfekt sind, von Helden ausgeführt, deren Charaktereigenschaften die Erreichung des Ziels vereiteln. Häufig passen in Komödie die Protagonisten einfach nicht zusammen: Odd couples, die sich gegenseitig nerven, aber durch äußere Umstände aneinander gefesselt sind („Harry und Sally“ von Rob Reiner) oder die möglicherweise zusammenhalten oder zusammenarbeiten müssen, bis sie am Ende doch zueinander finden. 

Dramaturgie

Eigentlich liegt jeder funktionierenden Komödie ein Drama zugrunde. Der Spannungsaufbau erfolgt durch Unerwartbarkeit, Irreführungen, Kontrastierungen, überraschende Wendungen und unmöglich zu lösende Probleme. Der Held oder die Helden sind gezwungen zu handeln, wenn sie sich aus ihrer misslichen oder ausweglosen Lage befreien wollen. Je größer die Anstrengungen, desto größer die Misserfolge. Erzählmotive sind Liebesfallen („Das mörderische Dreieck“), der Sündenbock, raffinierte Verbrechenspläne, falsche Identitäten („Mrs. Doubtfire“ von Chris Columbus) und Trickster-Stories.

Trickster-Stories

Der Trickster ist ein Betrüger, Täuscher und Fallensteller. Trickster-Stories sind vor allem in Afrika weit verbreitet und kamen mit den schwarzen Sklaven nach Amerika. Inzwischen sind sie integraler Bestandteil der amerikanischen Kultur, weshalb Geschichten dieser Art im US-Kino viel häufiger anzutreffen sind als im europäischen. Die bekanntesten Trickster-Stories erzählen von raffinierten Betrügereien („Der Clou“ von George Roy Hill) oder Bankeinbrüchen („Ein verrückt genialer Coup“ von Howard Franklin). Andere erzählen wie sich jemand aus einer scheinbar aussichtslosen Situation herausmanövriert („Der große Coup“ von Don Siegel). Manchmal geht es auch darum, einen kapitalen Fehler auszubügeln, was mit einer Mischung aus Chuzpe und Naivität gelingt („Stehplatz im Bett“ von Sidney Lanfield). Gelegentlich fällt der Trickster allerdings auch in seine eigene Falle und verliebt sich zum Beispiel in sein Opfer („Lustige Sünder“ von Jack Conway).

Sehenswerte Komödien

Arsen und Spitzenhäubchen (Frank Capra) USA 1944
Ein Fisch namens Wanda (Charles Crichton) GB 1988
Ein seltsames Paar (Gene Sacks) USA 1967
Küss mich, Dummkopf (Billy Wilder) USA 1964
Leoparden küsst man nicht (Howard Hawks) USA 1938
Lustige Sünder (Jack Conway) USA 1936
Mach’s noch einmal Sam (Woody Allen) USA 1972
Monty Python’s – Das Leben des Brian (Terry Jones) GB 1979
Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen (Chris Columbus) USA 1993
Sein oder Nichtsein (Ernst Lubitsch) USA 1942

Leben im Schloss (Jean-Paul Rappeneau) F 1966

Der Titelvorspann besteht aus kunstvollen, betörenden Nahaufnahmen von Gesicht und Haaren der Heldin, Reproduktionen von Fotografien in schwarzweiß. Die Exposition ist auch eine Einstimmung auf die Geschichte, in der die 20-jährige Marie (Catherine Deneuve) aufs Podest gehoben wird. Sie ist eine Hommage an die Attraktivität …

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Die Marx Brothers auf See (Norman Z. McLeod) USA 1931

Die Marx Brothers waren eine US-amerikanische Komikertruppe, die vor knapp 100 Jahren ihr Unwesen getrieben hat. Ihre Filme sind weniger Erzählungen als eine Aneinanderreihung von Sketchen und Varieténummern. Die Situationskomik ist teilweise so absurd, dass man irgendwann lachen muss. Die Vorgehensweise des Anarcho-Quartetts ist weniger …

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Bullets over Broadway (Woody Allen) USA 1994

Die Idee, eine New Yorker Theatergruppe in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit einem Mafiaclan zu konfrontieren, hat jede Menge Potenzial. In typischer Allen-Manier pendelt „Bullets over Broadway“ zwischen Screwball comedy und Groteske. Hauptfigur ist der junge, erfolglose Autor David Shayne (John Cusack), der …

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Project X (Nima Nourizadeh) USA 2012

„Project X“ von Nima Nourizadeh hat zwei entscheidende Vorteile: Sie behandelt die irdischen Probleme von drei heranwachsenden Jungs und geht dabei völlig hemmungs- und rücksichtslos zu Werke. Die Geschichte beruht auf einem tatsächlichen Fall und erinnert an „Ferris macht blau“. Sie wird konsequent aus der …

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The Wolf of Wall Street (Martin Scorsese)

„The Wolf of Wall Street“ ist eine grandiose, schlitzohrige und rücksichtslose Gaunerkomödie, die in ihrer Machart an „Casino“ von Martin Scorsese erinnert, mit ihrer Geschichte an „Catch me if you can“ von Steven Spielberg. Genauso wie in dessen Meisterwerk ist hier eine Biografie die Vorlage, …

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Rendezvous nach Ladenschluss (Lubitsch)

Diese romantische Komödie im Angestelltenmilieu glänzt durch ihre Konzentration auf das Odd-Couple-Paar: Klara Novak vs. Alfred Kralik. Wieder ist Ernst Lubitsch seiner Zeit weit voraus, indem er im puritanischen Amerika die weibliche Heldin trickreich und rotzfrech anlegt. In „Rendezvous nach Ladenschluss“ ist es nicht der …

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Catch me if you can (Steven Spielberg)

„Catch me if you can“ von Steven Spielberg ist eine sehr originelle, in den 60er Jahren angesiedelten Gaunerkomödie. Wenn man nicht wüsste, dass die abstrusen Geschehnisse auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen, wäre man versucht, sie als Hirngespinste zugekiffter Drehbuchautoren abzutun. Aber so wird die Faszination an …

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Reine Nervensache (Harold Ramis)

„Reine Nervensache“ hat eine sehr originelle Grundidee: Ein Mafiaboss mit seelischen Problemen, die sich u.a. in plötzlichen Hemmungen ausdrücken, verfeindete Mafiosi zu foltern, sucht einen Therapeuten auf. Das ist schon gut! Der Aufeinanderprall konträrer Welten verspricht natürlich jede Menge Konfliktpotenzial. Gespickt mit originellen Typen, witzigen …

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Geraubte Küsse (Francois Truffaut) F 1968

Es gibt Filme, die einem die Lebenszeit rauben und welche, die genau das Gegenteil praktizieren. Zu letzteren gehört „Geraubte Küsse“ von Francois Truffaut. Schon die ersten Musikakkorde definieren die dominante Atmosphäre des Films: Sie ist heiter und beschwingt. Figuren Dazu passt auch die Etablierung einer …

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Taschengeld (François Truffaut) F 1976

Was für ein wundervoller Film! Im Stile einer Collage erzählt François Truffaut in 18 Kapiteln die Abenteuer von Kindern und erweist sich einmal mehr als deren engagiertester Anwalt. Wie kein anderer konnte er ihre Perspektive einnehmen, ihre Sorgen, Ängste, Nöte und Eskapaden beschreiben. „Taschengeld“ gehört …

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