Verräter wie wir (Susanna White) GB 2016

Die Romanvorlage von „Verräter wie wir“ stammt von John le Carré. Sie ist kein erzählerisches Highlight, aber sie punktet mit Originalität, britischem Humor und Sachkenntnis. Dabei agiert der Autor mit einer erfrischenden und für sein Alter angemessenen Rücksichtslosigkeit. Herrlich sind die Dialoge zwischen dem MI-6 Agenten Hector und seinem Boss Billy Matlock. Schon interessant, wie man es schaffen kann, diese Vorzüge in der Verfilmung komplett auszumerzen. Man muss sie doch eigentlich nur transportieren und im Idealfall intensivieren. Kann doch nicht so schwer sein – oder?

Figuren

Diese filmische Adaption kommt völlig humor- und spannungsfrei daher und bietet, bis auf Stellan Skarsgard als Dima, ein Bataillon schablonenhafter Figuren auf. Mit wem soll man denn hier mitfiebern? Allen voran Ewan McGregor, der als Literaturprofessor Perry eine komplette Fehlbesetzung ist. Im Roman ist Perry ein verschrobener Dozent, der mit seinem akademischen Beruf hadert. In „Verräter wie wir“ wird ihm seine Skurrilität genommen, dafür wird er zum Professor befördert. Ein schlechter Tausch. Die Beziehung zu seiner Freundin Gail liegt im argen. Warum, weiß keiner so genau. Das wird hier auch nicht weiter vertieft, im Roman leider auch nicht. Ihre Annäherung im Verlauf der eskalierenden Ereignisse wirkt flüchtig und nur dem Moment geschuldet. Was wird aus ihnen, wenn das Abenteuer überstanden ist? Warum Perry in gezeigtem Ausmaß Partei für den abgehalfterten Mafiosi Dima ergreift – das gipfelt in der Tötung eines Gangsters -, bleibt ebenfalls im Unklaren.

Klischees

Ein unscheinbares Detail verdeutlicht die limitierte Denkweise der Filmemacher: Wer jemals die Trostlosigkeit eines literaturwissenschaftlichen Seminarraums erlebt hat, kann über den Hörsaal, in dem Perry unterrichtet, nur müde lächeln. Aber genauso klischeehaft ist das marokkanische Edelrestaurant, in dem Dima mit seiner Entourage natürlich Champagner süffelt. Auf der Party eines russischen Geschäftsfreundes wird im luxuriösen Ambiente getrunken, gekokst und gevögelt usw. Alles ist klischeehaft. Nichts stimmt hier, außer der Verhohnepipelung des Zuschauers. Am Ende fliegt Dima mit einem britischen Agenten im Hubschrauber zu Verhandlungen nach London. Eine Explosion beendet die Flugreise schon kurz nach dem Start und tötet alle Insassen. Wer hinter dem Anschlag steckt, wie der überhaupt zustande kommen kann (immerhin stirbt hier auch ein britischer Agent, da muss ja jemand aus den eigenen Reihen mit den russischen Mafiosi kooperiert haben?) – scheint die Filmemacher nicht zu interessieren.

Lösungen

Die Lösung für den Plot von „Verräter wie wir“ wäre folgendes gewesen: Erhalt des Humors der Romanvorlage, Konzentration auf den verschrobenen Helden Perry und seine Beziehung zu Gail, schrittweises Versinken in den Mafiasumpf (wie in „Sicario“), der dem Paar die Chance zur Entwicklung bietet. Dabei müssten ihre Ausstiegsversuche ein ums andere Mal scheitern, mal hat der MI-6 etwas dagegen, mal die russische Mafia. Das würde den Druck erhöhen. Perry und Gail stecken sozusagen in der Falle. Das wäre schön gewesen.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 1 blauer Smiley und 6 schwarze traurige Gesichter für "Verräter wie wir"

Prisoners (Denis Villeneuve) USA 2013

Alle Figuren in diesem düsteren Psychothriller (doch kein Mysterythriller!) sind hervorragend besetzt. Das Milieu, die Ausstattung, die Atmosphäre, die Filmmusik – alles perfekt. Zudem baut „Prisoners“ eine abgründige, sogartige Spannung auf, die einen bis zum Ende buchstäblich gefangen nimmt. So weit – so gut.

Die Geschichte

Die Familien Dover und Birch feiern gemeinsam Thanksgiving, wobei ihre Töchter Anna und Joy spurlos verschwinden. Polizeiliche Ermittler entdecken ein verdächtiges Wohnmobil. Detective Loki verhört den Fahrer Alex Jones, was jedoch wenig ergiebig ist. Der Verdächtige kommt wieder frei und kehrt ins Haus seiner Tante Holly Jones zurück. Keller, der Vater der verschwundenen Anna, beharrt vehement auf Alex’ Schuld, weshalb er ihn entführt und in einem unbewohnten Haus tagelang foltert. Dabei zwingt er Franklin, den Vater des anderen Mädchens, ihm zu helfen. Detective Loki stößt bei weiteren Ermittlungen auf den suspekten Bob Taylor, der nach seiner Verhaftung allerdings Selbstmord begeht. Tage später wird Joy, eines der entführten Mädchen, verletzt aufgefunden. Keller hat einen Verdacht und fährt zu Holly, die sich als psychopathische Mörderin entpuppt. Im letzten Moment können Anna und er gerettet werden.

Schwachpunkte

Der Film setzt negative Maßstäbe auf der Defätismusskala. Die Entführung und drohende Ermordung zweier kleiner Mädchen sowie die ungeschminkte Verzweiflung der Elternpaare ist hochgradig quälend. Die Darstellung der Selbstjustiz inklusive Folterungen ist nicht mehr fragwürdig, sondern nur noch daneben. Verschärfend kommt hinzu, dass der Folterknecht Keller Dover (Hugh Jackman) auch noch die Lösung des Falls herbeiführen darf. Zu keiner Zeit wird die Metamorphose vom Opfer zum Täter moralisch in Frage gestellt. Das Motiv der Psychopathin Holly Jones, kleine Kinder zu entführen und zu töten, weil sie als strenggläubige Christin ihr eigenes Kind und ihren Glauben verloren hat, mutet schon hanebüchen an.

Fazit

Letztlich hat der Film auch nicht ansatzweise eine Geschichte zu erzählen, die für den Betrachter eine Bereicherung wäre. Wozu der ganze Aufwand? Wieso geben sich hochkarätige Crewmitglieder wie Roger Deakins oder Jake Gyllenhaal für diesen Psychomüll her? Fazit: Wer sich selbst zweieinhalb Stunden lang quälen möchte, dem sei „Prisoners“ an die Nieren gelegt. Liebhaber von harten, exzellent erzählten Psychothrillern können u.a. in der TOP 20 der Filmgeschichte fündig werden.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 2 blaue Smileys und 5 schwarze traurige Gesichter für Prisoners.

Headhunters (Morten Tyldum) NOR 2011

Das erste Drittel dieses schwarzhumorigen Thrillers nach einem Roman von Jo Nesbø ist wunderbar komponiert. „Headhunters“ lebt von einem interessanten, gewieften und hinterhältigen Protagonisten von kleiner Statur, dem Headhunter Roger Brown, der einem luxuriösen Lebensstil frönt, um seine attraktive Frau Diana an sich zu binden. Aber das gemeinsame „Schöner Wohnen“ lässt sich nicht allein von seinem Gehalt finanzieren. Deshalb bricht Roger in die Wohnungen vermögender Kunden ein und stiehlt wertvolle Gemälde. Man ahnt, dass das nicht gut ausgehen wird, was dann letztlich auch wieder nicht stimmt (ein kleiner Hinweis auf die vielen Wendungen des Films, die teilweise überkonstruiert sind).

Überraschungen

Sehr schön ist die Überraschung des Helden als er beim Diebstahl in der Wohnung des Antagonisten Clas Greve in einer plötzlichen Gefühlsaufwallung seine Frau anruft und deren Mobiltelefon im angrenzenden Schlafzimmer läutet. Überhaupt ist die Liebesgeschichte zwischen dem unter Komplexen leidenden Roger und seiner schönen Frau, für die er dieses Doppelleben führt, eigentlich das Highlight des Films. Wunderbar ist die ironische Pointe, als Roger erfahren muss, dass der ganze Aufwand eigentlich für die Katz war. Denn Diana liebt ihn wirklich, braucht eigentlich keine teuren Geschenke, kann auf Luxus gern verzichten, nicht aber auf ihren Kinderwunsch.

Schwachpunkte

Leider nimmt „Headhunters“ nach einem Drittel immer abstrusere Wendungen. Es fängt mit einer Giftspritze in Rogers Wagen an, in die sich irrtümlich sein Komplize Ove setzt. Dessen Leiche versucht Roger in einem See verschwinden zu lassen. Doch der Tote erweist sich plötzlich als lebendig. Rettungsversuche beantwortet er in seinem Haus mit Schüssen aus seiner Maschinenpistole, woraufhin Roger ihn tatsächlich erschießt. Absurditäten, Infantilitäten und Derbheiten gewinnen die Oberhand. Es triumphiert der Unsinn und der schlechte Geschmack. Das Abtauchen in die Exkremente eines Plumpsklos finden die Autoren offensichtlich witzig (und offensichtlich haben sie noch nie auf einem solchen gesessen).

Als Clas Greve dann auch noch einen LKW entführt, um Roger zu überfahren, dabei vier Kriminalbeamte tötet, was selbstredend keine Konsequenzen nach sich zieht, hat man sich emotional aus Absurdistan längst verabschiedet. Welches Interesse sollte Clas Greve überhaupt haben, Roger zu töten? Nur weil der scheinbar als Headhunter gegen seine Bewerbung beim Konzern-Konkurrenten ist? Eine „erfolgreiche“ Ermordung hätte Clas Greve doch sofort zum Tatverdächtigen gemacht.

Lösungen

Schade, dass vorhandenes erzählerisches Potenzial in „Headhunters“ nicht ausgeschöpft wird. Dabei wäre die Lösung ziemlich einfach gewesen: Verzicht auf sämtliche Absurditäten, Konzentration auf die Liebesgeschichte und den damit verknüpften Kunstdiebstählen. Clas Greve hätte ein Spezialagent der geschädigten Versicherungen sein können. Denn die haben im Zuge der Diebstahlserie doch viel Geld verloren und massives Interesse an der Aufklärung. Das hätte auch Clas Greves Insiderinformationen erklärt, die er sonst gar nicht haben kann. Immerhin hat der Held am Schluss einiges gelernt – zum Beispiel, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, oder die Liebe.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 3 blaue Smileys und 4 schwarze traurige Gesichter für Headhunters.

Hell or High Water (David Mackenzie)

Der Gangsterthriller „Hell or High Water“ besticht durch seine herausragende Besetzung und durch die Inszenierung einer glaubhaften, desillusionierenden Atmosphäre. Die ländliche Trostlosigkeit von Texas (gedreht in New-Mexico) erinnert an das Louisiana von „True Detective“. Man ahnt, dass es so und nicht anders dort ist und will da eigentlich auch nicht unbedingt hin. Jede kleine Bankfiliale, jedes kleine Café, jede Durchgangsstraße und jede Nebenperson ist perfekt ausgewählt.

Figuren

Die Helden sind die beiden ungleichen Brüder Toby und Tanner, die sich nach dem Tode ihrer Mutter auf einen Raubzug begeben. Wie „Bonnie & Clyde“ überfallen sie Banken, wobei sie allerdings geschickter vorgehen. Sie überfallen nur kleine Filialen der „Texas Midlands Bank“ und rauben nur kleinere Summen, so dass sie noch nicht einmal ins Visier des FBI geraten. Nur der kurz vor der Pensionierung stehende Texas Ranger Marcus hängt sich mit seinem Partner Alberto an ihre Fersen. Die Bruderliebe ist sehr schön entwickelt. So wie man mit Robin Hood mitfiebert, ist man bei ihren Raubzügen gegen die Hypothekeninhaber von Mamas Farm auf ihrer Seite.

Motive

Tobys Motivation ist, der Armut zu entkommen, die seine Familie „wie ein Krebsgeschwür“ erfasst hat. Er will Wiedergutmachung leisten für unterlassene Unterhaltszahlungen, indem er seiner Ex-Frau und seinen beiden Söhnen mit einem Treuhandkonto die Erträge von Mamas Farm zukommen lässt. Denn dort – was die Bank nicht weiß – liegen Erdölquellen. Tanner, der zehn Jahre im Gefängnis war, hat eigentlich keinen Plan und begleitet seinen Bruder, weil er ihn liebt und dieser Feldzug ganz nach seinem Geschmack ist. Folgerichtig opfert er sich am Ende, indem er die Verfolger auf sich lenkt. Bei der in den Drehbüchern von Taylor Sheridan obligatorischen Schluss-Ballerei (siehe „Sicario“ und „Wind River“) wird Tanner ebenso erschossen wie Alberto.

Ungereimtheiten

Trotz dieser Sympathien für das Brüderpaar bleibt vieles an der Oberfläche. Was hat Toby vorher unternommen, der verhassten Armut zu entkommen? Was ist er eigentlich von Beruf? Wieso ist er mit seinen Fähigkeiten gescheitert? Ehen können auseinander gehen, aber was hat er getan, dass auch seine Söhne nichts von ihm wissen wollen? In „Wind River“ (Drehbuch: Taylor Sheridan) sind die kurzen Begegnungen des Helden mit seiner Ex-Frau irritierend und aufschlussreich. Man bekommt eine Vorstellung von den Gründen des Scheiterns. Sie gehen in die Tiefe. Hier ist Tobys Ex-Frau nur eine Zicke. Auch diese Beziehung bleibt an der Oberfläche.

Genre

Der Film ist kein reiner Thriller, schon gar kein Western oder Neo-Western, wie er in einigen Ankündigungen etikettiert wird. Er ist zum überwiegenden Teil ein Thriller, der die Perspektive der beiden Bankräuber einnimmt. Zum geringeren Teil ist er ein Krimi, der die Perspektive der beiden Texas Ranger einnimmt. Diese Genre-Mixtur offenbart schon die erzählerischen Defizite. Eine Konzentration wäre besser gewesen.

Showdown

Auch hier bietet die Mehrfachperspektive keinen narrativen Mehrwert, zumal der Krimistrang über amüsantes Odd-Couple-Geplänkel nicht hinauskommt. Die Krimiebene hätte nur einen Wert gehabt, wenn die Ermittlungen der beiden Ranger die Bankräuber in die Enge getrieben hätte. Das tun sie aber nicht. Am Ende sind die beiden Ranger eher zufällig beim letzten Überfall und beim Showdown dabei. Eigentlich hätte Marcus nur seinem Verdacht nachgehen müssen und eine Querverbindung zwischen Geschädigten der Bank und den Tätern herstellen müssen. Also, wie viele Schuldner hat die Bank? Bei wem stehen demnächst größere Zahlungen oder Pfändungen an? Wer passt ins Täterprofil? Mit empirischen Nachforschungen hätte er den Helden das Leben schwer machen können und das wäre natürlich dramaturgisch richtig gewesen.

Fazit

Die ganzen Nominierungen, die „Hell or High Water“ erhalten hat, sind auch mit dem „Nomadland-Effekt“ zu erklären. Sich auf die Seite von armen, armen Farmern zu schlagen, denen eine böse, böse Bank das Grundstück wegnehmen will, ist eben politisch korrekt. Die erzählerischen Unkorrektheiten spielen da eine untergeordnete Rolle. Das offene Ende ist eigentlich kein offenes Ende, denn der inzwischen pensionierte Marcus prophezeit Toby, was ihn den Rest seines Lebens erwarten wird: Auch wenn die Polizei ihm nichts nachweisen kann, wird Toby immer damit leben müssen, dass bei den Banküberfällen vier Menschen ums Leben gekommen sind. Recht hat er und Tanner auch mit seiner Erkenntnis: „Man muss immer bezahlen für das, was man gemacht hat.“

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 4 blaue Smileys und 3 schwarze traurige Gesichter für "Hell or High Water"

Léon – der Profi (Luc Besson) USA 1994

Wenn man schluckt, dass die komplette Spezialeinheit eines Rauschgiftdezernats aus brutalen Gangstern besteht, dann ist diese Racheoper schon grandios komponiert. Luc Besson ist ein Virtuose, der die Filmsprache verinnerlicht hat. Er weiß, wann man das Erzähltempo retardieren, wann beschleunigen muss. Mit der exzellenten Filmmusik von Éric Serra entwickelt „Léon – der Profi“ eine sogartige Spannung, der man sich nur schwer entziehen kann.

Figuren

Was für ein Casting! Auf der einen Seite Jean Reno als teilweise entwicklungsgestörter Profikiller Léon und Natalie Portman als frühreifer 12-jähriger Racheengel Mathilda. Auf der anderen Seite der geniale Gary Oldman als Norman Stansfield, der den drogensüchtigen, durchgeknallten Chef der DEA-Spezialeinheit spielt. Luc Besson nimmt sich Zeit für seine Figuren und ihre Entwicklung. Es dauert fast zwei Stunden bis Léon Mathildas Liebesbekundungen endlich erwidert. Genauso brillant sind Ausstattung, Kleidung und Requisiten. Das einzige Lebewesen, zu dem Léon eine Beziehung hat, ist eine wurzellose Pflanze – eine Metapher für seine Einsamkeit und am Ende für die Verbundenheit der beiden Protagonisten.

Erzählmotiv

Die Story von „Léon – der Profi“ ist ganz einfach und erinnert an „Gloria“ von John Cassavetes. Norman Stansfield will ein Exempel statuieren an Mathildas Vater, einem Drogendealer, der ihn hintergangen hat. Er lässt die ganze Familie liquidieren. Nur Mathilda kann entkommen und beim benachbarten Léon Zuflucht finden. Für ihre Rachepläne hat sie nun den kongenialen Partner gefunden.
Die Dialoge sind klug, pointiert, irritierend, originell, manchmal witzig, manchmal auch hart oder ergreifend: „Ich bin schon erwachsen. Ich werde nur noch älter“, sagt die 12-jährige Mathilda. „Bei mir ist es genau umgekehrt“, antwortet Leon, womit die beiden Helden treffend charakterisiert werden. Die Ermordung Léons ist genial inszeniert, als Subjektive in Zeitlupe segnet der Zuschauer zusammen mit ihm das Zeitliche. Kein herumspritzendes Blut aber mit einer faustdicken Überraschung für den hinterhältigen Mörder.

Schwachpunkte

Es gibt zwei weitere Schwachpunkte: Wenn Léon beginnt, Mathildas Rachepläne umzusetzen und drei chinesische Mafiosi sowie Malky, einen von Stansfields Leuten tötet, dann müsste er eigentlich wissen, dass der DEA-Chef ihm nun auf die Schliche kommen kann. Damit setzt er aber auch sein und Mathildas Leben aufs Spiel. Im Grund müsste Léon zuerst Stansfield ausschalten, dann den Rest und nicht umgekehrt. Wenn Mathilda ihr Waffenarsenal in einem Pizzakarton problemlos am Wachpersonal des Polizeipräsidiums vorbeischleust, dann könnte es schon ein bisschen glaubhafter und dramatischer sein. Ähnlich mühelos kann Léon kurz darauf zwei Wachposten im Präsidium k.o. schlagen, zwei Beamte der DEA-Einheit erschießen und unbehelligt wieder verschwinden.

Lösungen

Die Lösung wäre folgendes gewesen: Mathilda wird am Empfang geschnappt und festgenommen. Wer verhört sie? Natürlich Stansfield und seine Leute. Wenn Léon sie befreien will, dann benötigt er ein Ablenkungsmanöver. Ein vor dem Polizeipräsidium brennender Einsatzwagen zum Beispiel. Dann wäre das Wachpersonal kurzzeitig mit wichtigeren Dingen beschäftigt.

Bei Rotten Tomatoes bewerteten 95% der Zuschauer „Léon – der Profi“ positiv, die Kritikerzustimmung lag bei 73%. Also, den Zuschauern kann man eher trauen als den Kritikern! Das bestätigt auch die taz, die sich nicht scheut, die MeToo-Bewegung zur Verbreitung kruder Ansichten zu missbrauchen (Juli 2020). Tatsächlich weist Léon die Avancen der frühreifen Mathilda stets zurück. Er schützt sich und sie. Wenn Mathilda ihn am Ende mit ins Bett zieht – und nicht umgekehrt -, dann sind beide angezogen, dann hat diese Szene aber auch gar nichts Anrüchiges, sondern etwas Beschützendes, Anrührendes. Es ist eine Vater-Tochter-Beziehung. Wenn Léon ihr am Ende die Flucht ermöglicht und sich opfert, dann verschafft er ihr damit ein Stück verlorener Kindheit, soweit das bei dieser Vorgeschichte überhaupt möglich ist.

Fazit

Bis auf diese paar Ungereimtheiten – das sind die fehlenden 5% zur maximalen Zustimmung – ganz großes Kino! Luc – der Profi.

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They Want Me Dead (Taylor Sheridan)

Was für ein öder Film! Taylor Sheridan versucht sich in „They Want Me Dead“ an einem klassischen Erzählmotiv, nämlich „Der bedrohte Zeuge“ und scheitert grandios. Da denkt man mit Wehmut an „Das unheimliche Fenster“ (Ted Tetzlaff), „Gloria“ (John Cassavetes) oder „Der einzige Zeuge“ (Peter Weir) zurück, aber auch an Taylor Sheridans grandiosen „Wind River„.

Figuren

Es fängt mit kompletten Fehlbesetzungen an: Hannah Faber (Angelina Jolie) ist in der Rolle einer Brandbekämpferin in den Wäldern Montanas so passend wie ihre Lippen als Ausstellungsstück eines Naturkundemuseums. In der gesamten Filmgeschichte hat sich wahrscheinlich noch nie ein kleiner Junge, der bedrohte Zeuge Conner, so unglaubwürdig gegenüber seinem Vater, dem forensischen Buchhalter Owen Casserly, verhalten wie hier. Gleiches trifft umgekehrt auf den Vater zu.

Antagonisten

Die Killer sind Knalltüten, die erst das Haus von Casserlys Chef in die Luft jagen, damit der Buchhalter eine Berichterstattung im Fernsehen verfolgen und rechtzeitig fliehen kann. Warum fährt er dann nicht zum nächsten Polizeirevier oder zum nächsten TV-Sender, um seine Erkenntnisse krimineller Machenschaften zu veröffentlichen? Als die Killer dann in der leeren Wohnung des Vaters eintreffen, greifen sie zielsicher eine Fotografie seines Schwagers Ethan von dutzenden an der Wand hängenden Bildern heraus, um Vater und Sohn zu folgen, die – oh Wunder! – tatsächlich zum Schwager fliehen. Offensichtlich sind die Killer mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet. Die Annäherung zwischen Hannah Faber und dem Jungen erfolgt viel zu früh. Ein kompetenter Dramaturg würde diesen Moment exakt zum Schluss setzen und keinen Moment früher. Warum, dürfte klar sein.

Fazit

Schön sind die Landschaftsaufnahmen und die Darstellung des Waldbrandes – das einzig lebendige in einer Welt voller künstlicher Figuren. Emotionen weckt „They Want Me Dead“ ansonsten keine. Am Ende des Films erfahren wir noch nicht einmal den Inhalt der angeblich so brisanten Enthüllungen. Aber das interessiert zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich auch niemanden mehr? Wieso dreht ein talentierter Drehbuchautor wie Taylor Sheridan einen derart uninspirierten Film und verhökert bereitwillig ein Stück seiner beruflichen Ehre? Nur des Geld wegen? Eigentlich müsste der Titel des Films so lauten: They want me stupid!

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Chinatown (Roman Polanski) USA 1974

Es ist nicht die Aufgabe von Filmemachern, Erklärungen abzugeben, sondern – im Gegenteil – für Mysterien, Geheimnisse und Irritationen zu sorgen, natürlich für begründete. Das demonstriert dieses Krimidrama par excellance. Es ist ein Prototyp Ibsenscher Erzähldramaturgie, also der häppchenweisen Enthüllung von dramatischen Ereignissen. In „Chinatown“ passieren lauter merkwürdige Dinge, wobei man ahnt, dass es dafür eine plausible Erklärung gibt.

Exposition

Eine Mrs. Mulray beauftragt den Privatdetektiv Gittes (Jack Nicholson) mit der Observation ihres Mannes, um dem Verdacht des Ehebruchs auf den Grund zu gehen. Dabei ist dieser Mulray überhaupt nicht der Typ eines Frauenhelden. Trotzdem erwischt Gittes ihn beim Tête-à-tête mit einer jungen, hübschen Frau. Dieser Seitensprung landet in den Klatschspalten, was zur Folge hat, dass Gittes Besuch von der echten Mrs. Mulray (Faye Dunaway) bekommt. Alles sehr merkwürdig, aber es kommt noch mysteriöser. Denn kurz darauf wird Mulray ermordet aufgefunden und Gittes ahnt, dass er nur benutzt wurde für irgendwelche kriminellen Machenschaften. Aber jetzt hängt Gittes an der Angel. Dann so etwas macht man natürlich nicht mit ihm. Jetzt hat er Gelegenheit zu zeigen, dass er nicht nur Ehebrechern nachstellen kann, dass er ein hervorragender Schnüffler ist. Und der Zuschauer ist immer auf der Höhe seiner Ermittlungen, fungiert sozusagen als sein Partner.

Prägnante Figuren

Die Riege der Schauspieler ist herausragend, allen voran Faye Dunaway in der Rolle der mal entschlossenen, mal nervösen oder verhuschten, wohlhabenden Evelyn Mulray. Nicht minder brillant ist Jack Nicholson, der frech, trickreich und hartnäckig agiert. Sehr prägnant ist seine von Gangstern aufgeschlitzte Nase, die den halben Film von einem Verband verziert wird. Der Schnüffler, der seine Nase zu tief in fremde Angelegenheiten gesteckt hat – ein Bild, das in Erinnerung bleibt. Sehr schön ist auch die konsequente Konzentration auf den Helden, der in jeder Einstellung präsent ist.

Inszenierung

Einer der großen Stärken von Roman Polanski ist die kunstgerechte Inszenierung von Mysterien, von Stimmungen, die eine hypnotische Wirkung erzielen. So auch hier. Irgendwann kann man sich diesen Aufnahmen, diesem Licht, diesen Eindrücken nicht mehr entziehen. Unterstützt wird diese ebenso geheimnisvolle wie bedrohliche Atmosphäre durch die Filmmusik von Jerry Goldsmith mit teilweise disharmonischen Klangteppichen. Die Dialoge sind nie informativ. Sie sind doppeldeutig, mysteriös oder witzig und animieren den Zuschauer zum Detektivspiel. Die Darstellung des Todes von Evelyn Mulray ist genial. Man sieht sie im Auto mit ihrer Tochter davonfahren und Polizisten, die auf sie schießen. Als ihr Wagen schon eine gewisse Entfernung hat, ertönt plötzlich die Hupe – ununterbrochen. Das Fahrzeug scheint an Geschwindigkeit zu verlieren. Keine Nahaufnahme. Kein spritzendes Blut. Nur die penetrante Hupe und die entsetzten Reaktionen ihrer Tochter, ihres Vaters, der Polizisten, von Gittes.

Schwachpunkte

„Chinatown“ hat zwei Schwachpunkte: Die im Mordfall von Hollis Mulray ermittelnden Kriminalbeamten sind nicht sehr helle. Das ist schade. Denn irgendwann haben sie ja Gittes im Visier und dann wären intelligente Gegner natürlich dramatischer. Der zweite Schwachpunkt ist schon gravierender und betrifft das offene Ende der Kriminalgeschichte. Während das Familiendrama mit dem Tod von Evelyn Mulray seinen düsteren Schlusspunkt gefunden hat, bleibt der Krimi eigentlich ungeklärt. Es ist nicht damit getan, dass Lieutenant Escobar sagt: „Vergiss es, Jake. Wir sind in Chinatown“. Denn Gittes könnte die Verbrechen von Noah Cross – immerhin drei Morde und betrügerische Bodenspekulation in Millionenhöhe – beweisen. Und Gittes ist nicht der Typ, der aufgibt und Noah Cross nicht der Typ, der Mitwisser unbehelligt lässt. Insofern bleibt am Ende ein unbefriedigendes Gefühl.

Lösungen

Die Lösung wäre folgende gewesen: Entweder hätte Gittes dafür sorgen müssen, dass Noah Cross hinter Schloss und Riegel kommt, womit er auch keinen Zugriff mehr auf Evelyns Tochter hat (das Happy End) oder aber er wird ebenfalls von Cross getötet (das komplette Drama). Nur dann ist auch die Krimigeschichte zu Ende. Ansonsten alles genial.

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Wind River (Taylor Sheridan) USA 2017

Es fängt damit an, dass nachts eine junge Frau barfuß durch eine tief verschneite, vereiste Landschaft um ihr Leben rennt. Damit sind wir bei einem der Hauptdarsteller dieses packenden Thrillers, dem „Wind River“ Indianerreservat. Die ebenso schöne wie unwirtliche Gegend in den Bergen Wyomings verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre. Die exzellente Filmmusik von Nick Cave und Warren Ellis verstärkt die sogartige Spannung. Ein Schneethriller, der an „Fargo“ erinnert, aber besser ist.

Figuren

Ein weiterer Vorzug sind seine bis in die letzten Nebenfiguren hervorragend besetzten Darsteller. Allen voran Jeremy Renner, der hier, anders als in Kathryn Bigelows „The Hurt Locker“, sein ganzes Können demonstrieren kann. In „Wind River“ spielt er den schweigsamen, traumatisierten Jäger Cory Lambert, der eigentlich Wölfe und Pumas im Visier hat. Aber jetzt gilt es den Mörder der jungen indigenen Natalie zu fassen, die außerdem – wie sich herausstellt – die beste Freundin seiner vor drei Jahren verstorbenen Tochter war. Ihm zur Seite ermittelt die junge FBI-Agentin Jane Banner, die anfangs in jedes Fettnäpfchen tritt, aber dazulernt und außerdem gut schießen kann.

Dramen

Herausragend ist die ebenso dramatische wie glaubhafte Inszenierung der Familiendramen. Auf der einen Seite sind es die erkalteten Begegnungen Corys mit seiner Ex-Frau Wilma, der Mutter ihrer verstorbenen Tochter. Wie ein Puzzle enthüllen ihre irritierenden Dialoge nach und nach das ganze Ausmaß der tragischen Vorgeschichte, an der ihre Beziehung offensichtlich zerbrochen ist. „Der Schmerz lässt nie nach, aber man gewöhnt sich daran“, erzählt Cory dem Vater der ermordeten Natalie. Der ist drauf und dran, am Verlust der geliebten Tochter zu zerbrechen. Am Ende bewahrt ihn nur ein Lebenszeichen seines drogenabhängigen Sohns vorm Suizid. Wenn in „Wind River“ die männlichen Protagonisten weinen oder dazu gar nicht mehr in der Lage sind, dann nimmt man ihnen das ab, dann fühlt man mit ihnen. Ihre Fragilität wird mit dem Testosteron gesteuerten Machogehabe der Mitarbeiter einer nahen Bohrgesellschaft kontrastiert und wirkt dadurch noch intensiver.

Schwachpunkt

Taylor Sheridan, Regisseur und Drehbuchautor dieses Thrillers, war auch der Autor von „Sicario“, zu dem es einige Parallelen gibt: Die sogartige Spannung, die Ibsensche Dramaturgie, die naive Polizistin, der hier aber eine Entwicklung gegönnt wird und – damit kommen wir zum gravierenden Schwachpunkt von „Wind River“ – der Massenschießerei. Wenn am Ende die Mitarbeiter der Bohrgesellschaft das gesamte FBI-Team sowie den hiesigen Polizeichef erschießen, dann ist das nicht minder dämlich als die Ballerei an der Grenzstation in „Sicario“. Was wird wohl die Folge der Ermordung von fünf FBI-Agenten und eines Polizeichefs sein? Genau. Da wird eine ganze Armada anrücken und die Mörder zur Strecke bringen. Damit diskrediert Taylor Sheridan ein weiteres Mal seine Antagonisten. Schade. Dieses völlig unmotivierte Massaker passt auch nicht zur eher ruhigen Grundstimmung des Films.

Lösungen

Die Lösung wäre folgende gewesen: Nur einer der Mitarbeiter der Bohrfirma ist der Täter, der aber von den anderen gedeckt wird. Cory ist ein Jäger, ein Fährtenleser, Jane hat psychologisches Gespür. Aufgrund ihrer Fähigkeiten könnten sie am Ende gemeinsam dem Mörder auf die Schliche kommen. Das wär’s gewesen. Deshalb reicht es nicht ganz zum Sprung in die Bestenliste.

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Sicario (Denis Villeneuve) USA 2015

Von Beginn an wird man in diesem Thriller in einen Strudel eskalierender Spannung hineingezogen, der einen bis zum Schluss mitreißt. „Sicario“ von Denis Villeneuve wird aus der Perspektive der Hauptfigur, der jungen FBI-Agentin Kate Macer erzählt, die sich freiwillig einer Anti-Drogen-Spezialeinheit anschließt. Wahrscheinlich eine Abteilung der CIA? Man weiß es anfangs nicht so genau und das ist gut so.

Dramaturgie

Der Zuschauer erfährt immer genauso viel oder so wenig vom undurchsichtigen Geschehen wie die Heldin. „Sicario“ ist ein Prototyp Ibsenscher Dramaturgie, also der häppchenweisen Enthüllung von dramatischen Ereignissen. Es werden jede Menge Fragen aufgeworfen, die beantwortet werden wollen. Im Fachjargon: produktive Irritation. Wie ein Puzzle fügt sich die Geschichte nach und nach zusammen.

Rache

Eigentlich geht es um ein klassisches Erzählmotiv, um eine Rachegeschichte. Der von der CIA angeheuerte Söldner Alejandro Gillick will Vergeltung für die Ermordung seiner Familie durch den mexikanischen Drogenboss Alarcón. Dabei ist die Spezialeinheit, der auch Alejandro angehört, nur ein Vehikel für seine Rache und Kate – wie sich am Schluss herausstellt – nur eine Schachfigur. Denn die CIA darf im eigenen Land nur in Zusammenarbeit mit einer anderen Bundesbehörde Operationen durchführen. Nur deshalb wird Kate benötigt. Nicht für den vorgeblichen Kampf gegen den Drogenhandel. Das ist bitter für die idealistische Heldin und deshalb ist es dramaturgisch gut.

Schwachpunkte

„Sicario“ hat zwei Schwachpunkte. Zum einen ist es die Szene an der Grenzstation bei der Überführung eines mexikanischen Drogenbosses, als es zu einem unerwarteten Stau kommt. Ein verdächtiges Fahrzeug wird von schussbereiten amerikanischen Elitesoldaten umstellt. Dass die mexikanischen Gangster in diesem Moment trotzdem zur Waffe greifen, was – oh Wunder! – ihr sofortiges Ableben zur Folge hat, ist schon ein bisschen dämlich. Vor allem aber ein Verstoß gegen eine elementare dramaturgische Regel: Der oder die Antagonisten sollten so intelligent und hinterhältig wie möglich sein. Warum, ist klar. Weil die Protagonisten es dann schwieriger haben.

Finale

Der zweite Schwachpunkt ist schon gravierender. Er betrifft den Schluss des Films und der ist nichts anderes als Verrat an der Hauptdarstellerin. Wenn Alejandro Kate nämlich die Pistole auf die Brust setzt, um ihre Unterschrift unter dem geschönten Abschlussbericht zu bekommen, dann müsste sie, dann darf sie nicht klein beigeben. Zumal sie kurz zuvor das ganze Ausmaß der Intrige erfasst hat. Zumal Alejandro ihr verrät, dass sie ihn an seine ermordete Tochter erinnert. Sie müsste auf diesen Moment vorbereitet sein und den Spieß umdrehen. Sie müsste pokern und Alejandro jetzt endlich mal für ihre Zwecke einsetzen! Das wäre die Lösung gewesen. Schade. Ansonsten ist es ein brillant gemachter Rachethriller im Drogenmilieu mit exzellenter Filmmusik. „Sicario 2“ ist nicht der Rede wert.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 6 blaue Smileys und 1 schwarzes trauriges Gesicht für Sicario (Denis Villeneuve).

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Donnie Brasco (Mike Newell) USA 1997

Eigentlich ist es mit der Dramaturgie doch ganz einfach: Wir haben hier einen Helden, Donnie Brasco, mit dem wir mitzittern und der in maximale Schwierigkeiten gerät. Donnie heißt eigentlich Joseph und ist ein New Yorker FBI-Agent, der sich freiwillig zum Undercover-Einsatz meldet. Ziel ist es, mit verdeckten Ermittlungen einen ganzen Mafiaclan auf die Anklagebank zu bringen. Von Anfang an haben wir es hier mit einer Suspense-Geschichte zu tun, d.h.: Der Zuschauer hat immer mehr Informationen als Teile der handelnden Personen. Wir wissen, dass Donnie eigentlich ein FBI-Agent ist, nicht aber die Mafiosi. Wir wissen, dass er als verdeckter Ermittler arbeitet, nicht aber seine Ehefrau. Das ist perfekt konstruiert und Hauptgrund für die suggestive Spannung.

Nach einer wahren Begebenheit

Ein zweiter großer Vorzug dieses spannenden Thrillers ist seine authentische Vorlage. Denn Donnie alias Joseph Pistone hat als FBI-Agent tatsächlich sechs Jahre lang (!) gegen die Bonanno-Familie in New York ermittelt. Am Ende hat er 120 Clanmitglieder hinter Gitter gebracht. Der dritte große Pluspunkt des Films ist seine herausragende Besetzung bis in die letzte Nebenrolle. Wie der abgehalfterte, ständig klamme Mafiosi Lefty (Al Pacino) und Donnie Brasco (Johnny Depp) allmählich eine emotionale Beziehung aufbauen, ist einfach brillant. Wenn Lefty sich über mangelnde Wertschätzung seiner Bosse beschwert, obwohl er 26 Morde für sie begangen hat, dann gruselt es einem und man spürt: So oder so ähnlich muss es gewesen sein.

Der Held

Dieser dokumentarische Touch gibt dem Film eine ganz besondere Intensität. Die innere Zerrissenheit der Hauptfigur zeigt sich zum einen in der wachsenden Freundschaft zu Lefty, zum anderen im Ehedrama. Ganz allmählich aber unaufhaltsam gleitet Donnie in den Sumpf des Verbrechens. Es fängt mit harmlosen Ausflüchten an und gipfelt im Vertrauensbruch mit allen Menschen, die ihm nahe stehen. Für Ehefrau und Kinder ist er irgendwann ein notorischer Lügner. Herrlich die Szene beim Therapeuten, als Donnie sich als Undercover-Agent des FBI outet und ihm keiner mehr glaubt. Nur bei einer Sache glaubt Donnie Gewissheit zu haben: Wenn seine Tarnung auffliegt, würde er Leftys Schicksal besiegeln. „Es ist als würde ich ihm eine Kugel durch den Kopf jagen.“ Damit verrät Donnie zu diesem Zeitpunkt auch, dass ihm das Wohlergehen seines väterlichen Freundes mehr am Herzen liegt als das seiner Familie.

Schwachpunkt

Da sind wir denn auch beim einzigen Manko des Films, nämlich bei der unterentwickelten Liebesbeziehung von Donnie zu seiner Frau und seinen Kindern. Wenn ihm seine geliebte Familie genauso wichtig gewesen wäre, hätte das seine Zerrissenheit noch maximiert. Ansonsten ist dieser gnadenlos spannende Mafiathriller ein dramaturgisches Lehrstück.

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