Das Schweigen der Lämmer (J. Demme)

Zu Zeiten als der Oscar noch nicht ein Symbol gesellschaftlicher Wiedergutmachung war, gab es hin und wieder würdige Preisträger. Einer davon ist der gnadenlos spannende Psychothriller „Das Schweigen der Lämmer“ von Jonathan Demme nach einem Roman von Thomas Harris. Hier stimmt praktisch alles: Drehbuch, Inszenierung, Kamera, Ausstattung, Filmmusik, Montage und vor allem die hervorragenden Schauspieler.

Figuren

Heldin ist die junge FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster), die einer Sondereinheit des FBI angehört. Ihr Ziel ist es, den Serienmörder „Buffalo Bill“ zur Strecke zu bringen. Dafür sucht Clarice den kannibalistisch veranlagten Psychiater Dr. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) auf, der in Baltimore im Gefängnis einsitzt. Von ihm erhoffen die Ermittler sich Hinweise zur Klärung des Mordfalls. Vor der fensterlosen Gefängniszelle entwickelt sich ein nervenzermürbendes Katz-und-Mausspiel. Quid pro quo lauten die Spielregeln, die von Dr. Lecter bestimmt werden. Für jede Information aus ihrem Privatleben liefert er Andeutungen zur Psyche des Serienmörders. Das ist genial gemacht.

Backstory

So tauchen wir tief in das Vorleben der Heldin ein, erfahren von ihrer Beziehung zum gewaltsam getöteten Vater und ihre Zeit auf dem Schlachthof des Onkels. Seit jenen Tagen wird sie vom Schreien der zur Schlachtbank geführten Lämmer in ihren Albträumen verfolgt. Clarice beantwortet Dr. Lecters Fragen wahrheitsgemäß. Zum einen würde er eventuelle Lügen sofort durchschauen, zum anderen ist er ihre Hoffnung bei der Aufklärung des Mordfalls. Im Laufe der Verhöre entwickelt sich ein Verhältnis zwischen beiden. Er mag sie und gibt ihr schließlich – verklausuliert – die entscheidenden Hinweise. Und Clarice ist fasziniert von der Inkarnation des Bösen, von seiner Intelligenz, von seiner Direktheit, von seiner Hinterhältigkeit. Ein abgründiges Vater-Tochter-Verhältnis.

Showdown

Der Showdown von „Das Schweigen der Lämmer“ ist ein kleines Meisterstück, brillant inszeniert und montiert. Besser geht’s nicht. Da ist zum einen Crawford, der Chef der Sondereinheit, der mit seinen Leuten das Haus eines vermeintlichen Täters in Chicago stürmt, zum anderen Clarice, die alleine weiter in Ohio ermittelt. Beide Handlungsstränge laufen alternierend aufeinander zu, bis Clarice dem Killer ganz allein gegenübersteht. Dieser Moment wird natürlich fachgerecht retardiert, bis sie ihn im letzten Moment ausschalten kann.

Schwachpunkte

Schwachpunkte: Wenn „Buffalo Bill“ eines seiner Opfer nachts vor einem Diner beobachtet, dann benötigt er dafür ja wohl kein Nachtsichtgerät. Das wird hier nur eingeführt, weil es beim Showdown eine Rolle spielt. Das hätte man geschickter lösen können. Dr. Lecters Entkommen aus dem provisorischen Hochsicherheitstrakt im 5. Stock eines Gerichtsgebäudes in Memphis muss man erst mal schlucken. Da benötigt es schon einiges Wohlwollen. Aber okay, ist ja Kintopp. Clarice hat Schwierigkeiten mit Männern, auch weil sie ihren Vater idealisiert. Das hat Dr. Lecter messerscharf erkannt. Sie lässt keine Männer in ihre Nähe kommen, weder den älteren Crawford noch den jungen Biologen, der ihr im Laufe der Ermittlungen Avancen macht. Da hätte man der Heldin zum Schluss der Geschichte schon eine Entwicklung gegönnt. Ansonsten: perfekte, abgründige Unterhaltung.

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The Equalizer (Antoine Fuqua) USA 2014

In „The Equalizer“ bekommt die Russenmafia ordentlich eins auf die Mütze. Das haben sie eben davon, wenn sie sich in den Staaten so breit machen. Der Mann, der hier für Gerechtigkeit sorgt, heißt Robert McCall (Denzel Washington). In seinem normalen Leben ist er ein unscheinbarer Mitarbeiter eines Baumarkts, in seinem Vorleben war er Spezialagent des DIA. Vorleben ist hier wörtlich zu nehmen, denn McCall hat sein Ableben und damit seinen Ausstieg aus der Agententätigkeit inszeniert. Dummerweise versucht er anschließend, ein guter Mensch zu sein. Aber dazu gehören Gleichgesinnte, ein anderes Vorleben und andere Fähigkeiten.

Die Geschichte

So freundet er sich in einem Diner mit der Prostituierten Alina (Chloé Grace Moretz) an. Als die von einem Kunden und ihrem Zuhälter Slavi krankenhausreif geschlagen wird, ist Schluss mit lustig. Jetzt kommt meine Lieblingsszene. McCall knöpft sich den Gangster und seine Leute in ihrer Hotelsuite vor. Die sind natürlich alle brutal, tätowiert und trinken literweise Wodka – wie russische Mafiosi das eben so machen. „Na, Opa. kriegst du überhaupt noch einen hoch?“, wird er verhöhnt. Kurz darauf liegen fünf Tote auf dem edlen Teppich. Das geht Ober-Russenmafioso Pushkin gewaltig auf den Keks, weshalb er seinen Mann fürs Grobe, Teddy Rensen, nach Boston schickt, um dort den Laden wieder auf Vordermann zu bringen. Bis zum Showdown müssen noch einige korrupte Polizisten und russische Gangster ins Gras beißen, aber gegen McCall haben sie letztlich keine Chance.

Schwachpunkte

Damit sind wir beim Hauptproblem des Films. Man hat nie wirklich Angst um McCall, der bei seinem Kampf gegen die Übermacht kein einziges Mal eine Schusswaffe benutzt. Er wirkt wie eine Kunstfigur, wie Superman ohne Kostüm. Zudem nervt seine missionarische Gutherzigkeit, so als müsste er sämtliche Schandtaten seines Vorlebens wieder ausbügeln – „The Equalizer“. Leider erfährt man nichts von diesen Untaten. Man erfährt auch nicht, ob sie ihm in irgendeiner Form zu schaffen machen. Solche inneren Konflikte wären natürlich nicht schlecht für eine Annäherung an diese Figur. Aber was ist schon von Filmemachern zu erwarten, die derart klischeehafte Mafiosi ins Spiel schicken? So ist McCall einem „equal“. In „Man on Fire“ hat Tony Scott mit dem Ex-Agenten Creasy (ebenfalls Denzel Washington) demonstriert, wie man es richtig macht.

Fazit

Immerhin gibt es jetzt weniger russische Gangster. Das ist doch auch was.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 2 blaue Smileys und 5 schwarze traurige Gesichter für "The Equalizer"

Das schnelle Geld (D.J. Caruso) USA 2005

Die Spielerbiographie „Das schnelle Geld“ erinnert an „The Wolf of Wall Street“ (Martin Scorsese), ohne allerdings auch nur annähernd dessen Qualität zu erreichen. Die Geschichte des Sportinvaliden Brandon Lang (Matthew McConaughey) taugt überhaupt nicht als Filmvorlage. Sie hat am Anfang einen dramatischen Höhepunkt, dann muss man viel Geduld aufbringen, bis zur Mitte des Films wieder etwas halbwegs Spannendes passiert. Außer Brandons schwerer Verletzung haben alle „dramatischen“ Ereignisse keine Konsequenzen. Das schnelle Verpuffen. Es gibt teilweise schöne Dialoge. Aber das darf man vom Drehbuchautor Dan Gilroy („Nightcrawler“) auch erwarten.

Schwachpunkte

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Figurenkonstellation: Sportwettenberater Walter Abrams (Al Pacino) behandelt seinen Zögling Brandon meist zuvorkommend, fast liebevoll. Es ähnelt einer Vater-Sohn-Beziehung, aber ohne dass hier die Fetzen fliegen. Die freundschaftliche Beziehung von Brandon zu Toni (Rene Russo), Walters Frau, beschreitet leider auch kein verbotenes Terrain. Spannung und Emotionen können so nicht entstehen.

Lösungen

Die Lösung wäre folgende gewesen: Brandon geht mit dem Engagement bei Walter einen Pakt mit dem Teufel ein („Faust“). Er verkauft seine Seele an den Agenturchef, der kein Erbarmen kennt. Brandon interessiert sich in erster Linie für „Das schnelle Geld“, in zweiter Linie für Toni, die seine Gefühle erwidert. Das wäre das Drama. Aber so bleibt alles beim Ringelpietz ohne Anfassen, passend zum schalen Ende, als Brandon sich einfach davonstiehlt. Einmal erlebt er eine heiße Liebesnacht, aber auch da entpuppt sich alles als Spiel, als Arrangement, nichts Ernstes also.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 2 blaue Smileys und 5 schwarze traurige Gesichter für Das schnelle Geld.

Man on Fire (Tony Scott) USA 2004

Die Exposition ist ein kleines Meisterwerk und deutet schon darauf hin, womit wir es in „Man on Fire“ zu tun bekommen: Mit einem exzellent gemachten, spannenden Thriller. Zudem gibt es ein klassisches Erzählmotiv, nämlich Rache und das wird auch noch – zumindest weitgehend – intelligent abgehandelt, also nicht im Stile von „Ein Mann sieht rot“.

Die Figuren

Eigentlicher Star des Films ist die neunjährige Pita Ramos (Dakota Fanning), die mit ihren unbekümmerten, unkorrekten Fragen dem zweiten Protagonisten, den desillusionierten Ex-Agenten John Creasy (Denzel Washington), das Leben schwer macht: „Hast du eine Freundin?“, „Ist das gut schwarz zu sein als Bodyguard in Mexiko?“ usw. Dabei steht Creasy das Wasser sowieso schon bis zum Hals. Eigentlich ist es eher der Whisky und nicht das Wasser, in dem er die Erinnerungen an die Untaten seiner Vergangenheit ertränken will. Er ist schon drauf und dran, sich aus dem Leben zu schießen, aber es hat noch mehrere Wendungen in petto. Erst klemmt die Kugel im Lauf seiner Waffe und dann entwickelt er auch noch Gefühle für die kleine Nervensäge.

Freundschaft

Das Schönste an diesem Rachethriller ist die Zeit, die er sich nimmt, um die Freundschaft zwischen beiden zu erzählen. Der Film ist schon zur Hälfte vorbei als Pita ihn soweit hat: „Sie haben eben gelächelt.“ – „Nein. Ich lächle nie.“ Aber Creasy kommt da nicht mehr raus. Die Kleine hat ihn um den Finger gewickelt, ihren großen, traurigen „Creasy-Bär“. Das ist einfach schön. Auf dem Höhepunkt ihrer Freundschaft schenkt Pita ihm einen silbernen Anhänger mit einer Abbildung des Heiligen Judas, dem Schutzpatron der hoffnungslosen Fälle. Nicht nur Creasy ist gerührt.

Form

Dramaturgisch fachgerecht wird an dieser Stelle die nächste Kehrtwendung vollzogen: Pitas Entführung und vermeintliche Ermordung im Zuge einer desaströsen Lösegeldübergabe. Die ganzen Wendungen und Überraschungen, bis hin zum dramatischen Ende, sind stets plausibel und eskalieren die Spannung. Die Montage und die Kameraarbeit sind herausragend. Die zeitweise angewendete fragmentarische Schnitttechnik inklusive Geschwindigkeitsmanipulationen sind hier kein Selbstzweck. Sie tragen zur Identifikation bei, zur Synchronisation der Gefühle. Wir sehen die Welt mit Creasys Augen: „Man on Fire“. Die Filmmusik ist schräge, einfach und genial. Sie ordnet sich stets dem Geschehen unter und versucht, die Wirkung zu intensivieren. Und das gelingt ihr. Chapeau! Linda Ronstedts Version von „Blue Bayoo“ ist nicht minder brillant.

Schwachpunkte

Es gibt zwei Schwachpunkte in „Man on Fire“: Samuel Ramos (Marc Anthony) ist nie und nimmer Pitas Vater und schauspielerisch eine komplette Fehlbesetzung. Glaubt er denn allen Ernstes, dass die Kidnapper seine Tochter ungeschoren lassen, nachdem er zusammen mit seinem Anwalt die Hälfte des Lösegeldes abgezwackt hat? Der finanzielle Druck, der auf dem Vater lastet, wird nicht richtig transparent. Hat er in dieser Zwangslage nichts Besseres zu tun, als in der heimischen Villa Golf zu spielen, in der – warum auch immer? – dauernd dutzende von Kerzen brennen?

Das martialische Gerede von Pitas Mutter („Töte sie alle!“ und „Legen Sie ihn um!“) nervt einfach nur. Es passt auch überhaupt nicht zu ihrer seelischen Verfassung. Creasys Freund Paul Rayburn (Christopher Walken) bläst ins gleiche Horn: „Er (Creasy) ist dabei, sein Meisterwerk (das Töten) zu vollbringen.“ Im Grunde hätten sie in diesen Momenten einfach nur schweigen müssen. Weniger wäre mehr gewesen. Creasy hatte es vorher ja schon auf den Punkt gebracht: „Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.“ Ansonsten macht es einfach Spaß, Tony Scott und seinem Team bei der Ausübung ihres Handwerks zuzuschauen.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 6 blaue Smileys und 1 schwarzes trauriges Gesicht für "Man on Fire".

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Safe House (Daniél Espinosa) USA 2012

Jedenfalls wird in „Safe House“ ordentlich geballert und es werden jede Menge umweltschädlicher Autos geschrottet. Das ist gut, genauso wie das Anliegen, den Zuschauer zu unterhalten. Sehr schön sind die Präsentationen der Protagonisten im CIA-Hauptquartier, als eine Mitarbeiterin ihre Profile am Computer aufruft. Während sie knappe Lebensläufe und Beurteilungen vorliest, werden diese Charakterisierungen mit Aktionen der jeweiligen Personen montiert. So genanntes Scene-Merging. Das ist super. Das sorgt für Erzähltempo, erzählerische Tiefe und Spannung.

Stereotype

Aber ansonsten hat man irgendwie alles schon gesehen: Der abtrünnige CIA-Agent, der im Besitz geheimer Daten ist, hinter denen einige Killer her sind, die Verräter in den eigenen Reihen, das Greenhorn, das in diesen Schlamassel gerät und sich beweisen muss. Originell ist das nicht. Außerdem gibt es drei gravierende Schwachpunkte:

Schwachpunkte

Da ist zum einen die Figur des Ex-CIA-Agenten Tobin Frost (Denzel Washington), dessen angebliche innere Zerrissenheit zu keiner Zeit transparent wird. Er agiert im Stile eines altklugen, kaltblütigen, staatlich ausgebildeten Killers, der sich – ohne mit der Wimper zu zucken – eine Kugel aus dem Leib pult oder gegnerische Agenten abknallt. In „Man on Fire“ von Tony Scott spielt ebenfalls Denzel Washington einen traumatisierten Ex-Agenten, der die Hälfte des Films damit kämpft, wieder einigermaßen ins Leben zurückzufinden. Da nimmt man ihm seine Verzweiflung ab. Da kann man mit ihm fühlen. Tobin Frost weckt zu keiner Zeit Emotionen.

Liebesgeschichte

Wenn man eine Liebesgeschichte etabliert, dann sollte sie auch eine Handlungsrelevanz haben oder gestrichen werden. In „Safe House“ hat die Beziehung des jungen CIA-Agenten Matthew Weston zur Ärztin Ana keine Funktion. Es ist nur eine behauptete Liebe und kann deshalb auch keine Emotionen wecken. Auch hier wird die Chance auf die Erzählung einer „Unmöglichen Liebe“ vertan. Als Matthew seine Freundin am Kapstadter Bahnhof aus der Schusslinie bringen will, hätte sie ihm eigentlich sein Ticket und sein Geld um die Ohren hauen und bei ihm bleiben müssen. Dann hätte er nämlich nicht nur mit seinem gefährlichen Gefangenen untertauchen, sondern sich auch noch um den Schutz seiner Geliebten kümmern müssen. Es wäre ein zusätzliches Problem gewesen, was der Dramatik einer Erzählung noch nie geschadet hat.

Die unmögliche Liebe

Vor allem aber wäre dieses Himmelfahrtskommando eine hervorragende Gelegenheit gewesen, sich wirklich näher kennenzulernen und sich nicht mehr anzulügen. Die Thrillerhandlung als Folie für eine „Unmögliche Liebe“ – das wär’s gewesen. Am Ende hätte Ana zum Beispiel als einzige den Showdown überleben können und zwar in einem Moment, in dem beide erkennen, hier die Liebe ihres Lebens getroffen zu haben. Das wäre das Drama gewesen, nicht das Ableben mehrerer Killer. Es wäre auch die Gelegenheit zur Etablierung einer starken Frauenfigur gewesen. Der Fokus auf männliche Attribute wie Raufen, Schießen, Autos zu Schrott fahren, wirkt ein bisschen infantil.

Odd-Couple

Das Gespann Tobin Frost und Matthew Weston hätte die Möglichkeit zu einer Odd-Couple-Konfiguration geboten, d.h. zwei völlig gegensätzliche Charaktere, die aufgrund äußerer Umstände aneinander gekettet sind und sich ständig auf die Nerven gehen. Dieses dramatische und komödiantische Potenzial darf man sich eigentlich nicht entgehen lassen. In „Midnight Run“ von Martin Brest spielt Robert de Niro den Kopfgeldjäger Jack Walsh, der den abtrünnigen Mafia-Buchhalter Jonathan Mardukas von New York nach Los Angeles bringen soll. Die ganze Zeit spielt Mardukas einen Advocatus Diaboli. Er fragt Walsh über seine gescheiterte Ehe aus und nervt ihn bis aufs Blut. So können wir einiges über die Person des Kopfgeldjägers erfahren, tauchen tief in seine Vorgeschichte, in sein Leben ein. Wir verstehen seine Probleme und können Gefühle entwickeln. Das ist vorbildlich gemacht.

Finale

Am Ende erzählt Tobin Frost auf Nachfrage von einer tiefergehenden Liebesbeziehung in seinem Leben. Das war’s. Anstatt an dieser Stelle nachzubohren, lässt Matthew es damit auf sich beruhen. Das ist schwach! So kann natürlich keine Tiefe, kein Verständnis und kein Gefühl entstehen. Anstelle einer Odd-Couple-Beziehung dominiert in „Safe House“ ein Lehrer-Schüler-Verhältnis auf Agentenebene.

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L.A. Confidential (Curtis Hanson) USA 1997

Die Romanvorlage dieses brillanten Thrillers stammt von James Ellroy, einem Vertreter sogenannter Hard-boiled-Krimis. Entsprechend düster und blutig geht’s in „L.A. Confidential“ zur Sache. Die Erzählerstimme des Boulevard-Reporters Sid Hudgens (Danny de Vito) ist der Pacemaker der Geschichte. Die Vorstellung der drei Protagonisten, allesamt Mitglieder einer Mordkommission des LAPD, ist schon genial. Sie erfolgt im Stile einer erkennungsdienstlichen Behandlung und einer charakterisierenden kurzen Spielszene. Schon ist man ganz bei ihnen, bei dem jungen, noch unerfahrenen, aber wandlungsfähigen Lieutenant Ed Exley (Guy Pearce); dem einfach gestrickten, schlagkräftigen und nicht korrumpierbaren Police Officer Bud White (Russell Crowe) mit einem großen Herz für Frauen, denen Gewalt angetan wird; sowie dem eitlen, publicitysüchtigen und cleveren Sergeant Jack Vincennes (Kevin Spacey).

Die Geschichte

Letztlich dreht sich alles um die Nachfolge des inhaftierten Gangsterbosses Mickey Cohen. Also wer übernimmt die Kontrolle aus illegalen Geschäften mit Drogen, Glücksspiel und Prostitution? Über Ungereimtheiten bei den Ermittlungen zum Nite-Owl-Massaker kommen die drei Detectives schließlich dem neuen Unterweltboss auf die Schliche, der kein Geringerer als ihr eigener Chef ist, nämlich Captain Dudley Smith (James Cromwell). Bis zum Schluss wird die Spannung vorbildlich eskaliert. Passend zur düsteren, sarkastischen Grundstimmung des Films erledigt ausgerechnet der moralische, prinzipientreue Ed Exley am Ende Captain Smith durch einen Gewehrschuss in den Rücken. Die Dialoge sind originell und intelligent, manchmal auch hart und schonungslos, oder witzig und überraschend. Die Kameraarbeit ist herausragend, genauso wie die Montage.

Schwachpunkte

Es gibt nur zwei Schwachpunkte in „L.A. Confidential“: Wie in „Léon – der Profi“ muss man auch hier schlucken, dass der Leiter eines polizeilichen Dezernats ein brutaler Gangster ist, der zudem mit Hilfe einer Vielzahl von korrupten Detectives einen mörderischen Bandenkrieg betreibt. Die Schlussballerei in einem abgelegenen Motel, aus der Ed Exley und Bud White – zwar ramponiert – aber als einzige Überlebende hervorgehen, mutet schon kurios an. Dabei wäre die Lösung ganz einfach gewesen: Captain Smith hätte anstelle von einem dutzend Helfershelfern nur zwei gehabt, was auch glaubhafter gewesen wäre. Denn so ein Doppelspiel droht doch immer aufzufliegen. Also weniger wäre mehr gewesen. Ansonsten alles super!

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Die letzten beißen die Hunde (M. Cimino)

Schon die Eröffnungsszene deutet daraufhin, dass man in diesem bleihaltigen Roadmovie nicht alles ernst nehmen sollte. Gangster Red Leary (George Kennedy) betritt eine Kirche, in der gerade ein Gottesdienst stattfindet. Er eröffnet das Feuer auf den Prediger „Thunderbolt“ (Clint Eastwood), der wie durch ein Wunder nicht getroffen wird und fliehen kann. Einer von den vielen Hollywood-Unverwundbaren. Wer mal etwas Gegenteiliges erleben möchte, dem sei zum Beispiel „Lone Survivor“ von Peter Berg empfohlen. „Die letzten beißen die Hunde“ ist ein Roman von Max Pierre Schaeffer und hat mit diesem Film aber auch gar nichts zu tun (ich dachte, Buchtitel sind geschützt?). Abgesehen davon ist der Filmtitel nicht sonderlich originell und müsste – wenn schon, denn schon – eigentlich „Den letzten beißen die Hunde“ heißen, weil Red Leary, und sonst keiner, am Ende von einem Wachhund getötet wird.

Unbekümmertheit

Schön sind die Landschaftsaufnahmen und die Unbekümmertheit, mit der Michael Cimino in seinem Debütfilm zu Werke geht. Er hat überhaupt keine Berührungsängste mit Handlungsunlogik oder machohaftem Gehabe. Die Gangster, die anfangs ohne Vorwarnung rumballern, machen plötzlich mit Thunderbolt und Lightfoot (Jeff Bridges) gemeinsame Sache. Warum? Egal. Neben dem durchgeknallten Fahrer eines aufgemotzten Wagens, der die beiden ein Stückchen mitnimmt, befindet sich ein Waschbär, im Kofferraum dutzende von Kaninchen. Manchmal schmunzelt man über die Absurditäten oder über die Dialoge, die teilweise unfreiwillig originell, machohaft oder auch einfältig sind. Spannung entsteht zu keiner Zeit.

Finale

Nach einem Banküberfall entledigt sich Red Leary seiner Kumpanen, auf zum Teil brutale Weise, und flüchtet allein mit der Beute. Sein Ende beschreibt der Filmtitel, während Thunderbolt und Lightfoot entkommen können. Letzterer erliegt allerdings seinen Verletzungen, just in dem Moment, als sie das Geld eines vorangegangenen Coups aufspüren. Zusammen mit der Leiche seines Freundes fährt Thunderbolt in die Weite des amerikanischen Westens.

Fazit

Trotz seiner Defizite verbreitet der Film gute Laune. Das liegt an Ciminos Rücksichtslosigkeit, an seiner Liebe zum Film und dem 70er-Jahre-Zeitgeist. Dass er es besser kann, hat er 1978 mit „The Deer Hunter“ bewiesen.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 3 blaue Smileys und 4 schwarze traurige Gesichter für "Die letzten beißen die Hunde"
https://youtu.be/MIeS6N5aeC8

Das perfekte Verbrechen (Gregory Hoblit)

Es handelt sich hier um einen ziemlich spannenden Thriller mit hervorragenden Schauspielern und exzellenter Kameraarbeit, der ein klassisches Erzählmotiv variiert: Das Mörderische Dreieck. Genau genommen handelt es sich in „Das perfekte Verbrechen“ um ein Viereck, komplettiert durch den jungen, ehrgeizigen Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling). Der Plot lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Der wohlhabende Flugzeugbauer Ted Crawford (Anthony Hopkins) erschießt seine untreue Frau, manipuliert den Tathergang und steht am Ende als freier Mann da, wenn Beachum ihm nicht doch noch auf die Schliche gekommen wäre.

Die Figuren

Sehr schön ist die Konfiguration der Hauptfiguren, wie der durchtriebene Crawford den schnöselhaften, erfolgsverwöhnten Beachum ein ums andere Mal ärgert: „Auch eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.“ Das Psychoduell zwischen beiden ist eigentlich das Highlight des Films. Sehr schön sind auch die dramatischen Retardierungen, zum Beispiel wenn Beachum mit einer richterlichen Verfügung zum Krankenhaus rast, um doch noch zu verhindern, dass die lebenserhaltenden Geräte von Crawfords im Koma liegender Ehefrau abgeschaltet werden. Oder wenn die Richterin den Staatsanwalt im Prozess fragt, ob er denn noch Beweismittel habe, weil sie Crawford ansonsten freilassen müsse. Beachums innerer Kampf, sich geschlagen zu geben oder fingierte Beweise zu präsentieren, wird hier fachgerecht auf die Spitze getrieben.

So recht mitzittern kann man mit den Figuren allerdings nicht. Deshalb ist „Das perfekte Verbrechen“ eigentlich auch kein Thriller. Dominant ist die Aufklärung des Tathergangs und das Psychoduell, auch wenn es sich hier nicht um ein Whodunit handelt. Korrekt wäre die Genrebezeichnung Psychokrimi – ein Rätselspiel, das an „Gone Girl“ von David Fincher erinnert. Erst ganz am Ende erfährt man in welchem Ausmaß Crawford den Mord minutiös geplant und die Beweismittel manipuliert hat. Das ist eine Überraschung, aber kein Suspense und ignoriert Alfred Hitchcocks dramaturgisches Postulat zum Informationsfluss: „Daraus folgt, dass das Publikum informiert werden muss, wann immer es möglich ist.“

Schwachpunkte

Wie wäre es denn gewesen, wenn der Zuschauer gleich zu Beginn Zeuge vom Vertauschen der Tatwaffe geworden wäre? Hätte es die leidliche Spannung gemindert? Im Gegenteil. Man hätte mehr mit Beachum mitfiebern können. Da sind wir denn beim nächsten Punkt des defizitären Spannungsaufbaus. Der liegt in der schnöselhaften Figur des jungen, erfolgreichen Staatsanwalts begründet. Was steht für ihn schon auf dem Spiel, außer der Niederlage als Anklagevertreter in einem Mordprozess? Im Grunde gar nichts. Diese Niederlage ist zwar schmerzlich, zumal Crawford seine Gewinnsucht, seine Eitelkeit als Schwachpunkt ausgemacht hat. Sie ist aber nicht existenziell, genauso wenig wie sein Jobverlust bei der renommierten Kanzlei Wooton & Simms mit einhergehender Trennung von seiner zukünftigen Chefin. Überhaupt hat diese ganze Nebenhandlung inklusive Affäre überhaupt keine Handlungsrelevanz. Sie dient nur dem Umstand, ihn anfangs als nachlässigen Anwalt zu zeigen, der sich im Verlauf der Geschichte zu einem hartnäckigen Ermittler entwickelt.

Ein weiterer Schwachpunkt ist der Selbstmord von Lieutenant Nunally, des Geliebten von Crawfords Ehefrau, in den Fluren des Gerichtssaals. Ort, Zeitpunkt und Motiv sind völlig willkürlich. Eigentlich hätte er mehr Gründe gehabt, seine Waffe auf Crawford zu richten. Weitere Schwachpunkte: Hätte ein guter Staatsanwalt nicht intensiver nach dem Motiv des Tatverdächtigen forschen müssen? Das Fehlen der Tatwaffe ist zwar bedauerlich, aber doch nur ein Indiz in einer ganzen Kette. Ein handfestes Tatmotiv – hier Rache – hat doch auch juristisches Gewicht, genauso wie die Anzahl der Verdächtigen. Und in diesem Fall gab es doch nur eine Person, die zur Tatzeit am Tatort anwesend war. Die juristische Fixierung auf die fehlende Tatwaffe wirkt ein bisschen simpel. Fazit: Nicht ganz perfekt.

7 Emojis zur Bewertung eines Spielfilms, hier 3 blaue Smileys und 4 schwarze traurige Gesichter für "Das perfekte Verbrechen"

State of Play (Kevin Macdonald) USA 2009

Nach Scorseses Meisterwerk unsanfte Landung in den Niederungen konstruierter 08/15-Thriller. Tony Gilroy, einer der Drehbuchautoren, ist eben nicht Dan Gilroy („Nightcrawler“). Er ist sein Bruder und teilverantwortlich für einen abstrusen Plot, klischeehafte Figuren und hölzerne Dialoge. Das einzig Positive an „State of Play“: Immerhin bemühen die Filmemacher sich um einen Spannungsaufbau.

Figuren

Es fängt mit einem Killer an, der die Karikatur eines Killers ist und sich einen Koffer mit geheimen Unterlagen von Straßenräubern klauen lässt. Auch alle anderen Figuren des Films, bis auf den Kongressabgeordneten Stephen Collins (Ben Affleck), sind komplett fehlbesetzt. Russell Crowe mag als „Gladiator“ oder Bankräuber im Western „Todeszug nach Yuma“ geeignet sein, aber doch nicht als investigativer, unkonventioneller Journalist Cal McAffrey. Selten wurde eine Odd-Couple-Konfiguration so spannungsfrei umgesetzt.

Ungereimtheiten

Mit der ihm zur Seite gestellten Online-Redakteurin Della Frye (Rachel McAdams) freundet Cal sich bereits nach Hälfte des Films an. Die arme Helen Mirren mimt eine Chefredakteurin und müht sich mit Dialogen ab, die die Grenze zur unfreiwilligen Komik immer mal wieder überschreiten. Außerdem halten die Protagonisten Beweismaterial in einem Mordfall zurück und machen sich mitschuldig an der Ermordung zweier Menschen. Das ist für sie aber kein großes Ding, genauso wenig wie für die ermittelnden Kripobeamten. Anstatt die Schreiberlinge einzubuchten und dahin zu bringen, wo sie hingehören, wird nur ein bisschen rumgeplänkelt. Das ist aber nicht glaubhaft und schon gar nicht dramatisch.

Lösungen

Apropos. Das eigentliche Drama wäre es gewesen, „State of Play“ ganz aus der Perspektive von Stephen Collins zu erzählen, der seine Geliebte von einem Kriegskameraden beschatten lässt, herausbekommt, dass sie ihn anfangs ausgehorcht, sich dann aber in ihn verliebt hat und schwanger geworden ist. In den Augen des Beschatters ist sie eine Verräterin, die er beseitigt. Damit wäre das Drama komplett: Stephen Collins ist für die Ermordung der Frau verantwortlich, die er liebt und die ihn liebt. Das wäre das Schlimmstmögliche, also dramatisch richtig. Man müsste nur die Erzählperspektive wechseln.

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Keine Zeit zu sterben (Cary Joji Fukunaga)

Es gibt ein spannendes Opening, schöne Städte- und Landschaftsaufnahmen und fulminante Actionszenen. Ansonsten alles wie gehabt: Am Ende rettet James Bond die Welt. Aber man schaut ja auch keinen James-Bond-Film, um große Überraschungen zu erleben. Da weiß man eben, was man hat. Das vermittelt Sicherheit, auch wenn James hier am Ende zu sterben scheint. Aber wer weiß?

Schwachpunkte

Der Agententhriller ist viel zu lang. Zwei Stunden Altbekanntes hätten vollauf genügt, zumal „Keine Zeit zu sterben“ vor Abstrusitäten nur so strotzt. Am Anfang fragt man sich noch, warum James Bond seiner hübschen Freundin Madeleine den Laufpass gibt? Hat sie ihn an Spectre verraten? Welche Anhaltspunkte hat er dafür? Der Boss von Spectre sitzt doch hinter Schloss und Riegel? Dann tauchen schon die nächsten Ungereimtheiten auf und irgendwann gibt man es auf, nach Antworten zu suchen. Spannung entsteht zu keiner Zeit. Ein einziges Mal fiebert man mit einer Person mit: Man hofft, dass Madeleines kleiner Tochter in den Fängen des Antagonisten Safin nichts geschieht. Aber der Film ist ja frei ab 12 Jahren. Also ist diese Sorge auch überflüssig.

Die weltweiten Einspielergebnisse relativieren im Grunde jede Kritik. Andererseits sind das ja nur Zahlen. Sind die Menschen so einfach gestrickt? Brauchen sie nur ein bisschen Action, Ballereien, einen siegreichen Helden mit einer schönen Frau an seiner Seite? Männerdialoge nach der Kinovorführung vor der Toilette scheinen diesen Verdacht zu bestätigen: „zu gefühlsduselig“, „zu viel Dialoge“. Also, noch mehr Ballereien oder wie?

Political correctness

Weitaus komplexer ist das Krebsgeschwür „Political correctness“, von dem viele aktuelle Kinoproduktionen befallen sind, auch die James Bond Filme. Damit keine Missverständnisse entstehen: Political correctness, Diversität, MeToo, Gewaltlosigkeit, Respekt, Antirassismus usw. sind alles wunderbare Sachen, haben aber bei der Entwicklung von Filmgeschichten überhaupt nichts verloren. Im Gegenteil. Ein guter Film braucht das Unkorrekte und die Dramatik, die daraus resultiert. Alles andere wird schnell langweilig.

Also, Miss Moneypenny ist jetzt Schwarzafrikanerin, genauso wie die neue 007: Nomi! Was dabei auf der Strecke bleibt, ist zum Beispiel das liebevolle Geplänkel zwischen dem toupierten Bürodrachen Moneypenny und den kaum verhohlenen Anzüglichkeiten eines Sean Connery. Was auf der Strecke bleibt, ist die unerschütterliche Sturheit des wahren James Bond. Der hätte seine Wiederernennung zur 007 abgelehnt und seinem Boss „M“ etwas gehustet. Denn der hat ja in Tateinheit mit der britischen Regierung das Herakles-Programm mit zu verantworten – der Quell allen Übels.

Fazit

Ein echter James Bond fängt auch nicht fast an zu heulen, nur weil er seiner Verflossenen seine Liebe gesteht. Ein echter James Bond hätte die Hilfe seiner Nachfolgerin beim Showdown abgelehnt – egal ob schwarz, weiß, Mann oder Frau. Der hätte die paar dutzend Gangster alleine erledigt. Also, Zeit zu sterben.

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